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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797.

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menschlichen Wissens und der französischen Spra-
che in dieser Kürze vorgelegt, und eben darum
keine unnütze Arbeit unternommen zu haben. --

Daß der Lehrer, welcher mein Buch zum
Grunde seines Unterrichts legen will, die abgehan-
delten Materien, wenigstens historisch, selbst
verstehen müsse, darüber ist gar keine Frage. Er
braucht freilich kein ausgemachter Astronom, Phy-
siker, Historiker u. s. w. zu seyn: -- das bin ich
selbst nicht -- aber er muß doch das Hauptsächlich-
ste aus der Astronomie, Geographie, Naturge-
schichte u. s. w. wissen; und wer das nicht weiß,
ist ein Ignorant, der auch nicht einmal ein fran-
zösischer Lehrmeister seyn kann. Denn es ist nicht
genug, daß man etwan das Vornehmste, oder
vielmehr das Gröbste aus der Grammatik mecha-
nisch wisse, und dann ein wenig von Wind und
Wetter plaudern könne, um sofort Sprachmei-
ster mit Recht zu seyn. Es darf nichts vorkom-
men in einem Lesebuche, was der Lehrer seinen
Zöglingen n[icht] vollkommen deutlich machen könne:
denn die Deutlichkeit machet erst, daß man das
Vorgetragene -- durch Hülfe der eingesehenen über-
einstimmenden oder nicht übereinstimmenden Merk-
male, Begriffe und Urtheile -- systematisch
behalte; und was man auf diese Art nicht deutlich
einsieht oder nicht versteht, das faßt das Gedächt-

menſchlichen Wiſſens und der franzoͤſiſchen Spra-
che in dieſer Kuͤrze vorgelegt, und eben darum
keine unnuͤtze Arbeit unternommen zu haben. —

Daß der Lehrer, welcher mein Buch zum
Grunde ſeines Unterrichts legen will, die abgehan-
delten Materien, wenigſtens hiſtoriſch, ſelbſt
verſtehen muͤſſe, daruͤber iſt gar keine Frage. Er
braucht freilich kein ausgemachter Aſtronom, Phy-
ſiker, Hiſtoriker u. ſ. w. zu ſeyn: — das bin ich
ſelbſt nicht — aber er muß doch das Hauptſaͤchlich-
ſte aus der Aſtronomie, Geographie, Naturge-
ſchichte u. ſ. w. wiſſen; und wer das nicht weiß,
iſt ein Ignorant, der auch nicht einmal ein fran-
zoͤſiſcher Lehrmeiſter ſeyn kann. Denn es iſt nicht
genug, daß man etwan das Vornehmſte, oder
vielmehr das Groͤbſte aus der Grammatik mecha-
niſch wiſſe, und dann ein wenig von Wind und
Wetter plaudern koͤnne, um ſofort Sprachmei-
ſter mit Recht zu ſeyn. Es darf nichts vorkom-
men in einem Leſebuche, was der Lehrer ſeinen
Zoͤglingen n[icht] vollkommen deutlich machen koͤnne:
denn die Deutlichkeit machet erſt, daß man das
Vorgetragene — durch Huͤlfe der eingeſehenen uͤber-
einſtimmenden oder nicht uͤbereinſtimmenden Merk-
male, Begriffe und Urtheile — ſyſtematiſch
behalte; und was man auf dieſe Art nicht deutlich
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[298/0302] menſchlichen Wiſſens und der franzoͤſiſchen Spra- che in dieſer Kuͤrze vorgelegt, und eben darum keine unnuͤtze Arbeit unternommen zu haben. — Daß der Lehrer, welcher mein Buch zum Grunde ſeines Unterrichts legen will, die abgehan- delten Materien, wenigſtens hiſtoriſch, ſelbſt verſtehen muͤſſe, daruͤber iſt gar keine Frage. Er braucht freilich kein ausgemachter Aſtronom, Phy- ſiker, Hiſtoriker u. ſ. w. zu ſeyn: — das bin ich ſelbſt nicht — aber er muß doch das Hauptſaͤchlich- ſte aus der Aſtronomie, Geographie, Naturge- ſchichte u. ſ. w. wiſſen; und wer das nicht weiß, iſt ein Ignorant, der auch nicht einmal ein fran- zoͤſiſcher Lehrmeiſter ſeyn kann. Denn es iſt nicht genug, daß man etwan das Vornehmſte, oder vielmehr das Groͤbſte aus der Grammatik mecha- niſch wiſſe, und dann ein wenig von Wind und Wetter plaudern koͤnne, um ſofort Sprachmei- ſter mit Recht zu ſeyn. Es darf nichts vorkom- men in einem Leſebuche, was der Lehrer ſeinen Zoͤglingen nicht vollkommen deutlich machen koͤnne: denn die Deutlichkeit machet erſt, daß man das Vorgetragene — durch Huͤlfe der eingeſehenen uͤber- einſtimmenden oder nicht uͤbereinſtimmenden Merk- male, Begriffe und Urtheile — ſyſtematiſch behalte; und was man auf dieſe Art nicht deutlich einſieht oder nicht verſteht, das faßt das Gedaͤcht-

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/302>, abgerufen am 01.06.2024.