oder verrathen wollen, allgemein gelobt und be- wundert wird.
Das traurige Beyspiel des seligen Krügers hat zwar Eindruck auf unsere Studenten gemacht; ich zweifle aber dennoch, daß dieser Eindruck stark genug seyn werde, alle Duelle, auch nur auf eine Zeitlang, verhaßt zu machen. Mir scheint der akademische Duell noch immer ein nothwendiges Uebel zu seyn, welches so lange fortdauern wird, als die jetzige Einrichtung der Akademien selbst fort- dauert. Diese Einrichtung ist aber so außerordent- lich fehlerhaft, und zu ihrem Zweck, gesittete und gelehrte Männer zu bilden, so wenig schicklich und hinreichend, daß es zu hoffen steht, unsre Fürsten werden einmal dem Unwesen eine andere Wendung geben, und für die öffentliche Verbreitung der Wis- senschaften durch Unterricht andere Einrichtungen treffen: und alsdann werden nebst hundert und tau- send andern Misbräuchen, auch endlich einmal die Duelle unter denen aufhören, welche den sanftern Musen sich widmen sollen. Meine Gedanken über das alles wird man in meinem Buche über die Universität zu Schilda -- antreffen.
Im Sommer dieses Jahres 1797 erhielt ich einen Brief von einem alten Universitäts-Bekann- ten, welcher vorzeiten die Rechte in Gießen studiert hatte, hernach aber, als Cüstine in Deutsch-
oder verrathen wollen, allgemein gelobt und be- wundert wird.
Das traurige Beyſpiel des ſeligen Kruͤgers hat zwar Eindruck auf unſere Studenten gemacht; ich zweifle aber dennoch, daß dieſer Eindruck ſtark genug ſeyn werde, alle Duelle, auch nur auf eine Zeitlang, verhaßt zu machen. Mir ſcheint der akademiſche Duell noch immer ein nothwendiges Uebel zu ſeyn, welches ſo lange fortdauern wird, als die jetzige Einrichtung der Akademien ſelbſt fort- dauert. Dieſe Einrichtung iſt aber ſo außerordent- lich fehlerhaft, und zu ihrem Zweck, geſittete und gelehrte Maͤnner zu bilden, ſo wenig ſchicklich und hinreichend, daß es zu hoffen ſteht, unſre Fuͤrſten werden einmal dem Unweſen eine andere Wendung geben, und fuͤr die oͤffentliche Verbreitung der Wiſ- ſenſchaften durch Unterricht andere Einrichtungen treffen: und alsdann werden nebſt hundert und tau- ſend andern Misbraͤuchen, auch endlich einmal die Duelle unter denen aufhoͤren, welche den ſanftern Muſen ſich widmen ſollen. Meine Gedanken uͤber das alles wird man in meinem Buche uͤber die Univerſitaͤt zu Schilda — antreffen.
Im Sommer dieſes Jahres 1797 erhielt ich einen Brief von einem alten Univerſitaͤts-Bekann- ten, welcher vorzeiten die Rechte in Gießen ſtudiert hatte, hernach aber, als Cuͤſtine in Deutſch-
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oder verrathen wollen, allgemein gelobt und be-
wundert wird.
Das traurige Beyſpiel des ſeligen Kruͤgers
hat zwar Eindruck auf unſere Studenten gemacht;
ich zweifle aber dennoch, daß dieſer Eindruck ſtark
genug ſeyn werde, alle Duelle, auch nur auf eine
Zeitlang, verhaßt zu machen. Mir ſcheint der
akademiſche Duell noch immer ein nothwendiges
Uebel zu ſeyn, welches ſo lange fortdauern wird,
als die jetzige Einrichtung der Akademien ſelbſt fort-
dauert. Dieſe Einrichtung iſt aber ſo außerordent-
lich fehlerhaft, und zu ihrem Zweck, geſittete und
gelehrte Maͤnner zu bilden, ſo wenig ſchicklich und
hinreichend, daß es zu hoffen ſteht, unſre Fuͤrſten
werden einmal dem Unweſen eine andere Wendung
geben, und fuͤr die oͤffentliche Verbreitung der Wiſ-
ſenſchaften durch Unterricht andere Einrichtungen
treffen: und alsdann werden nebſt hundert und tau-
ſend andern Misbraͤuchen, auch endlich einmal die
Duelle unter denen aufhoͤren, welche den ſanftern
Muſen ſich widmen ſollen. Meine Gedanken uͤber
das alles wird man in meinem Buche uͤber die
Univerſitaͤt zu Schilda — antreffen.
Im Sommer dieſes Jahres 1797 erhielt ich
einen Brief von einem alten Univerſitaͤts-Bekann-
ten, welcher vorzeiten die Rechte in Gießen ſtudiert
hatte, hernach aber, als Cuͤſtine in Deutſch-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/344>, abgerufen am 22.11.2024.
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