Unterricht in der hebräischen Sprache fortsetzen. Man glaubt fälschlich, daß diese alte ehrwürdige und einem Theologen durchaus nothwendige Spra- che schwer und eckelhaft sey. Dieses Vorurtheil macht auch, daß nur wenige sie treiben, und daß die, welche sie müssen treiben, so wenig darinn fortschreiten. Ich bin überzeugt durch Erfahrung, daß vier oder fünf Monate guten Unterrichts hin- reichen, einen jungen Menschen in den Stand zu setzen, das alte Testament, sofern es hebräisch ist, mit Zuziehung der nöthigen Hülfsmittel, in der Grundsprache zu lesen.
Was die grammatikalischen Dinge betrifft, wel- che sonst jeden abschrecken, so habe ich, nachdem ich sie so oft und nach so verschiednen Grammatiken, nach Danz, Steinersdorf, Hetzel, Güte, Alting, der Marchica u. a. m. habe lehren müssen, endlich eine ganz neue und leichte Art ge- funden, alle nöthige Regeln von der Veränderung der Punkte in einer Stunde, und die ganze Lehre de verbis anomalis oder imperfectis in vier Stunden vollkommen begreiflich zu machen. Ich bin im Stande, in einem Monate jemanden, der nur lesen kann, die Grammatik so beyzubringen, daß er sich bey der Analyse und beym kursorischen Lesen selbst helfen kann.
Unterricht in der hebraͤiſchen Sprache fortſetzen. Man glaubt faͤlſchlich, daß dieſe alte ehrwuͤrdige und einem Theologen durchaus nothwendige Spra- che ſchwer und eckelhaft ſey. Dieſes Vorurtheil macht auch, daß nur wenige ſie treiben, und daß die, welche ſie muͤſſen treiben, ſo wenig darinn fortſchreiten. Ich bin uͤberzeugt durch Erfahrung, daß vier oder fuͤnf Monate guten Unterrichts hin- reichen, einen jungen Menſchen in den Stand zu ſetzen, das alte Teſtament, ſofern es hebraͤiſch iſt, mit Zuziehung der noͤthigen Huͤlfsmittel, in der Grundſprache zu leſen.
Was die grammatikaliſchen Dinge betrifft, wel- che ſonſt jeden abſchrecken, ſo habe ich, nachdem ich ſie ſo oft und nach ſo verſchiednen Grammatiken, nach Danz, Steinersdorf, Hetzel, Guͤte, Alting, der Marchica u. a. m. habe lehren muͤſſen, endlich eine ganz neue und leichte Art ge- funden, alle noͤthige Regeln von der Veraͤnderung der Punkte in einer Stunde, und die ganze Lehre de verbis anomalis oder imperfectis in vier Stunden vollkommen begreiflich zu machen. Ich bin im Stande, in einem Monate jemanden, der nur leſen kann, die Grammatik ſo beyzubringen, daß er ſich bey der Analyſe und beym kurſoriſchen Leſen ſelbſt helfen kann.
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Unterricht in der hebraͤiſchen Sprache fortſetzen.
Man glaubt faͤlſchlich, daß dieſe alte ehrwuͤrdige
und einem Theologen durchaus nothwendige Spra-
che ſchwer und eckelhaft ſey. Dieſes Vorurtheil
macht auch, daß nur wenige ſie treiben, und daß
die, welche ſie muͤſſen treiben, ſo wenig darinn
fortſchreiten. Ich bin uͤberzeugt durch Erfahrung,
daß vier oder fuͤnf Monate guten Unterrichts hin-
reichen, einen jungen Menſchen in den Stand zu
ſetzen, das alte Teſtament, ſofern es hebraͤiſch iſt,
mit Zuziehung der noͤthigen Huͤlfsmittel, in der
Grundſprache zu leſen.
Was die grammatikaliſchen Dinge betrifft, wel-
che ſonſt jeden abſchrecken, ſo habe ich, nachdem
ich ſie ſo oft und nach ſo verſchiednen Grammatiken,
nach Danz, Steinersdorf, Hetzel, Guͤte,
Alting, der Marchica u. a. m. habe lehren
muͤſſen, endlich eine ganz neue und leichte Art ge-
funden, alle noͤthige Regeln von der Veraͤnderung
der Punkte in einer Stunde, und die ganze
Lehre de verbis anomalis oder imperfectis in vier
Stunden vollkommen begreiflich zu machen. Ich
bin im Stande, in einem Monate jemanden, der
nur leſen kann, die Grammatik ſo beyzubringen, daß
er ſich bey der Analyſe und beym kurſoriſchen Leſen
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/359>, abgerufen am 21.11.2024.
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