daten blos als Menschen, und ließen ihnen alles angedeihen, was Menschen- und Völkerrecht für Leute von der Art erfod[er]t.
Wie aber machten es die Deutschen mit den gefangnen Franzosen? Vandalisch und Huronisch! Die Belege davon findet man in Göchhausens Wanderungen und in Girtanners politischen Annalen. Ich berufe mich hier auf Männer, de- nen man es gewiß nicht zur Last legen kann, daß sie die Franzosen begünstigen, und deren Zeugniß eben darum um so unpartheiischer seyn muß. Göchhausens rasende Tiraden darüber kennen wir aus dem Obigen: wir wollen also blos noch den Girtanner hören.
Seit dem Ausmarsch aus Mainz, wie es in den Girtannerschen Annalen heißt, waren schon gegen 200 -- schreibe zweyhundert -- von den gefangnen Franzosen bis Eisenach gestor- ben, von Eisenach bis Gotha sieben, von da bis Erfurt 8, und so weiter, so daß schwerlich die Hälfte von denen, die aus Mainz ausmarschiert waren (es waren ihrer 1000) den Ort ihrer Be- stimmung erreicht hat. Sie waren (im harten Winter 1794-1795) ohne warme Kleidung, zum Theil ohne Hemde, Schuhe und Strümpfe, der Kälte und Wind und Wetter preis gegeben. Sie wurden von ihren Führern erbittert strenge behan-
daten blos als Menſchen, und ließen ihnen alles angedeihen, was Menſchen- und Voͤlkerrecht fuͤr Leute von der Art erfod[er]t.
Wie aber machten es die Deutſchen mit den gefangnen Franzoſen? Vandaliſch und Huroniſch! Die Belege davon findet man in Goͤchhauſens Wanderungen und in Girtanners politiſchen Annalen. Ich berufe mich hier auf Maͤnner, de- nen man es gewiß nicht zur Laſt legen kann, daß ſie die Franzoſen beguͤnſtigen, und deren Zeugniß eben darum um ſo unpartheiiſcher ſeyn muß. Goͤchhauſens raſende Tiraden daruͤber kennen wir aus dem Obigen: wir wollen alſo blos noch den Girtanner hoͤren.
Seit dem Ausmarſch aus Mainz, wie es in den Girtannerſchen Annalen heißt, waren ſchon gegen 200 — ſchreibe zweyhundert — von den gefangnen Franzoſen bis Eiſenach geſtor- ben, von Eiſenach bis Gotha ſieben, von da bis Erfurt 8, und ſo weiter, ſo daß ſchwerlich die Haͤlfte von denen, die aus Mainz ausmarſchiert waren (es waren ihrer 1000) den Ort ihrer Be- ſtimmung erreicht hat. Sie waren (im harten Winter 1794-1795) ohne warme Kleidung, zum Theil ohne Hemde, Schuhe und Struͤmpfe, der Kaͤlte und Wind und Wetter preis gegeben. Sie wurden von ihren Fuͤhrern erbittert ſtrenge behan-
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daten blos als Menſchen, und ließen ihnen alles
angedeihen, was Menſchen- und Voͤlkerrecht fuͤr
Leute von der Art erfodert.
Wie aber machten es die Deutſchen mit den
gefangnen Franzoſen? Vandaliſch und Huroniſch!
Die Belege davon findet man in Goͤchhauſens
Wanderungen und in Girtanners politiſchen
Annalen. Ich berufe mich hier auf Maͤnner, de-
nen man es gewiß nicht zur Laſt legen kann, daß
ſie die Franzoſen beguͤnſtigen, und deren Zeugniß
eben darum um ſo unpartheiiſcher ſeyn muß.
Goͤchhauſens raſende Tiraden daruͤber kennen
wir aus dem Obigen: wir wollen alſo blos noch
den Girtanner hoͤren.
Seit dem Ausmarſch aus Mainz, wie es in
den Girtannerſchen Annalen heißt, waren
ſchon gegen 200 — ſchreibe zweyhundert —
von den gefangnen Franzoſen bis Eiſenach geſtor-
ben, von Eiſenach bis Gotha ſieben, von da bis
Erfurt 8, und ſo weiter, ſo daß ſchwerlich die
Haͤlfte von denen, die aus Mainz ausmarſchiert
waren (es waren ihrer 1000) den Ort ihrer Be-
ſtimmung erreicht hat. Sie waren (im harten
Winter 1794-1795) ohne warme Kleidung, zum
Theil ohne Hemde, Schuhe und Struͤmpfe, der
Kaͤlte und Wind und Wetter preis gegeben. Sie
wurden von ihren Fuͤhrern erbittert ſtrenge behan-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/44>, abgerufen am 21.11.2024.
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