Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Direktor im Hospital Rousseau, wel-
cher erfahren hatte, daß ich rechnen konnte, bath
mich, ich mögte seinen Sohn darin unterrichten;
und dieser lernte so gut, daß er innerhalb sechs
Wochen alle Species der Arithmetik und die Regel
de Tri fertig inne hatte.

Sonst waren auch Schulen in Dijon, aber
die Revolution hatte damals sie alle zerstö[h]rt.
Diese Stadt hatte ein in ganz Frankreich berühm-
tes Collegium, welches ein gewisser Godrau in
der Mitte des 16ten Jahrhunderts auf seine Kosten
gestiftet, und herrlich dotirt hatte. Es war an-
fänglich nicht für die Jesuiten bestimmt worden,
aber diese feinen Plusmacher rissen es hernach an
sich, wie das berühmte Collegium Claremontanum
zu Paris. Nach der Aufhebung des Jesu[i]tenordens
bekam das Collegium ordentliche Professoren,
worunter der bekannte Dulard gewesen ist. Aus-
ser diesem Collegium war auch eine ansehnliche
Akademie zu Dijon, welche sich besonders dadurch
ausgezeichnet hat, daß sie das berühmte Parado-
xum des J. J. Rousseau über die Schädlichkeit
aller Künste und Wissenschaften krönte. Sie hat
sich dadurch von allen gelehrten Innungen in ganz
Europa Vorwürfe zugezogen, sich aber nicht übel
dagegen vertheidiget.


Der Direktor im Hoſpital Rouſſeau, wel-
cher erfahren hatte, daß ich rechnen konnte, bath
mich, ich moͤgte ſeinen Sohn darin unterrichten;
und dieſer lernte ſo gut, daß er innerhalb ſechs
Wochen alle Species der Arithmetik und die Regel
de Tri fertig inne hatte.

Sonſt waren auch Schulen in Dijon, aber
die Revolution hatte damals ſie alle zerſtoͤ[h]rt.
Dieſe Stadt hatte ein in ganz Frankreich beruͤhm-
tes Collegium, welches ein gewiſſer Godrau in
der Mitte des 16ten Jahrhunderts auf ſeine Koſten
geſtiftet, und herrlich dotirt hatte. Es war an-
faͤnglich nicht fuͤr die Jeſuiten beſtimmt worden,
aber dieſe feinen Plusmacher riſſen es hernach an
ſich, wie das beruͤhmte Collegium Claremontanum
zu Paris. Nach der Aufhebung des Jeſu[i]tenordens
bekam das Collegium ordentliche Profeſſoren,
worunter der bekannte Dulard geweſen iſt. Auſ-
ſer dieſem Collegium war auch eine anſehnliche
Akademie zu Dijon, welche ſich beſonders dadurch
ausgezeichnet hat, daß ſie das beruͤhmte Parado-
xum des J. J. Rouſſeau uͤber die Schaͤdlichkeit
aller Kuͤnſte und Wiſſenſchaften kroͤnte. Sie hat
ſich dadurch von allen gelehrten Innungen in ganz
Europa Vorwuͤrfe zugezogen, ſich aber nicht uͤbel
dagegen vertheidiget.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0062" n="58"/>
        <p>Der Direktor im Ho&#x017F;pital <hi rendition="#g">Rou&#x017F;&#x017F;eau</hi>, wel-<lb/>
cher erfahren hatte, daß ich rechnen konnte, bath<lb/>
mich, ich mo&#x0364;gte &#x017F;einen Sohn darin unterrichten;<lb/>
und die&#x017F;er lernte &#x017F;o gut, daß er innerhalb &#x017F;echs<lb/>
Wochen alle Species der Arithmetik und die Regel<lb/>
de Tri fertig inne hatte.</p><lb/>
        <p>Son&#x017F;t waren auch Schulen in Dijon, aber<lb/>
die Revolution hatte damals &#x017F;ie alle zer&#x017F;to&#x0364;<supplied>h</supplied>rt.<lb/>
Die&#x017F;e Stadt hatte ein in ganz Frankreich beru&#x0364;hm-<lb/>
tes Collegium, welches ein gewi&#x017F;&#x017F;er <hi rendition="#g">Godrau</hi> in<lb/>
der Mitte des 16ten Jahrhunderts auf &#x017F;eine Ko&#x017F;ten<lb/>
ge&#x017F;tiftet, und herrlich dotirt hatte. Es war an-<lb/>
fa&#x0364;nglich nicht fu&#x0364;r die Je&#x017F;uiten be&#x017F;timmt worden,<lb/>
aber die&#x017F;e feinen Plusmacher ri&#x017F;&#x017F;en es hernach an<lb/>
&#x017F;ich, wie das beru&#x0364;hmte Collegium Claremontanum<lb/>
zu Paris. Nach der Aufhebung des Je&#x017F;u<supplied>i</supplied>tenordens<lb/>
bekam das Collegium ordentliche Profe&#x017F;&#x017F;oren,<lb/>
worunter der bekannte <hi rendition="#g">Dulard</hi> gewe&#x017F;en i&#x017F;t. Au&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er die&#x017F;em Collegium war auch eine an&#x017F;ehnliche<lb/>
Akademie zu Dijon, welche &#x017F;ich be&#x017F;onders dadurch<lb/>
ausgezeichnet hat, daß &#x017F;ie das beru&#x0364;hmte Parado-<lb/>
xum des J. J. <hi rendition="#g">Rou&#x017F;&#x017F;eau</hi> u&#x0364;ber die Scha&#x0364;dlichkeit<lb/>
aller Ku&#x0364;n&#x017F;te und Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften kro&#x0364;nte. Sie hat<lb/>
&#x017F;ich dadurch von allen gelehrten Innungen in ganz<lb/>
Europa Vorwu&#x0364;rfe zugezogen, &#x017F;ich aber nicht u&#x0364;bel<lb/>
dagegen vertheidiget.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[58/0062] Der Direktor im Hoſpital Rouſſeau, wel- cher erfahren hatte, daß ich rechnen konnte, bath mich, ich moͤgte ſeinen Sohn darin unterrichten; und dieſer lernte ſo gut, daß er innerhalb ſechs Wochen alle Species der Arithmetik und die Regel de Tri fertig inne hatte. Sonſt waren auch Schulen in Dijon, aber die Revolution hatte damals ſie alle zerſtoͤhrt. Dieſe Stadt hatte ein in ganz Frankreich beruͤhm- tes Collegium, welches ein gewiſſer Godrau in der Mitte des 16ten Jahrhunderts auf ſeine Koſten geſtiftet, und herrlich dotirt hatte. Es war an- faͤnglich nicht fuͤr die Jeſuiten beſtimmt worden, aber dieſe feinen Plusmacher riſſen es hernach an ſich, wie das beruͤhmte Collegium Claremontanum zu Paris. Nach der Aufhebung des Jeſuitenordens bekam das Collegium ordentliche Profeſſoren, worunter der bekannte Dulard geweſen iſt. Auſ- ſer dieſem Collegium war auch eine anſehnliche Akademie zu Dijon, welche ſich beſonders dadurch ausgezeichnet hat, daß ſie das beruͤhmte Parado- xum des J. J. Rouſſeau uͤber die Schaͤdlichkeit aller Kuͤnſte und Wiſſenſchaften kroͤnte. Sie hat ſich dadurch von allen gelehrten Innungen in ganz Europa Vorwuͤrfe zugezogen, ſich aber nicht uͤbel dagegen vertheidiget.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/62
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/62>, abgerufen am 21.11.2024.