weise Jesus Ihr Kleingläubige! Warum so forcht- sam? Das ich nicht entwickeln darf, worauf ich aber gern den Blick des Schriftforschers hingelenkt und aufmerksam machen mögte. -- Einst werden von jedem einzeln Menschen geringere Wesen sagen können, was jetzt die erschrocke- nen und wieder befreyten Schiffgenossen von Christus sagten: -- Wer ist dieser, daß Ihm auch die Winde und das Meer gehorsam sind?
61. Die Gadarener.
Matth. VIII. 34.
Siehe die ganze Stadt gieng heraus. Und da sie Ihn sahen, baten sie Ihn, daß Er von ihrer Gränze weichen wollte.
Das war so vernünftig und unvernünftig, als et- was vernünftig oder unvernünftig seyn kann, je nach- dem man die Sache aus einem Gesichtspunkt ansieht.
Wie furchtbar mußte ihnen die Gegenwart eines so mächtigen Mannes seyn, aus dessen Munde ein ein- ziges Wort ihnen einen so beträchtlichen Schaden zufü- gen konnte! -- Die Nazarener, denen seine Gegen- Luc. IV. 28. 29.wart von keiner solchen Schädlichkeit war, wurden voll Zornes, da sie Ihn in der Schule hörten, und standen auf und stiessen Ihn zur Stadt hin- aus -- Die Gadarener bitten Ihn, daß Er von ih- ren Gränzen wegweiche. Alle andern stossen Ihn weg. Was thaten sie also anders, als was alle ver- nünftige Halbchristen zu unserer Zeit alle Tage thun -- Sie suchen des ihnen überlästigen Christus und Chri-
sten-
Matthäus VIII.
weiſe Jeſus Ihr Kleingläubige! Warum ſo forcht- ſam? Das ich nicht entwickeln darf, worauf ich aber gern den Blick des Schriftforſchers hingelenkt und aufmerkſam machen mögte. — Einſt werden von jedem einzeln Menſchen geringere Weſen ſagen können, was jetzt die erſchrocke- nen und wieder befreyten Schiffgenoſſen von Chriſtus ſagten: — Wer iſt dieſer, daß Ihm auch die Winde und das Meer gehorſam ſind?
61. Die Gadarener.
Matth. VIII. 34.
Siehe die ganze Stadt gieng heraus. Und da ſie Ihn ſahen, baten ſie Ihn, daß Er von ihrer Gränze weichen wollte.
Das war ſo vernünftig und unvernünftig, als et- was vernünftig oder unvernünftig ſeyn kann, je nach- dem man die Sache aus einem Geſichtspunkt anſieht.
Wie furchtbar mußte ihnen die Gegenwart eines ſo mächtigen Mannes ſeyn, aus deſſen Munde ein ein- ziges Wort ihnen einen ſo beträchtlichen Schaden zufü- gen konnte! — Die Nazarener, denen ſeine Gegen- Luc. IV. 28. 29.wart von keiner ſolchen Schädlichkeit war, wurden voll Zornes, da ſie Ihn in der Schule hörten, und ſtanden auf und ſtieſſen Ihn zur Stadt hin- aus — Die Gadarener bitten Ihn, daß Er von ih- ren Gränzen wegweiche. Alle andern ſtoſſen Ihn weg. Was thaten ſie alſo anders, als was alle ver- nünftige Halbchriſten zu unſerer Zeit alle Tage thun — Sie ſuchen des ihnen überläſtigen Chriſtus und Chri-
ſten-
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[98[118]/0126]
Matthäus VIII.
weiſe Jeſus Ihr Kleingläubige! Warum ſo forcht-
ſam? Das ich nicht entwickeln darf, worauf ich aber gern
den Blick des Schriftforſchers hingelenkt und aufmerkſam
machen mögte. — Einſt werden von jedem einzeln Menſchen
geringere Weſen ſagen können, was jetzt die erſchrocke-
nen und wieder befreyten Schiffgenoſſen von Chriſtus
ſagten: — Wer iſt dieſer, daß Ihm auch die
Winde und das Meer gehorſam ſind?
61.
Die Gadarener.
Siehe die ganze Stadt gieng heraus. Und
da ſie Ihn ſahen, baten ſie Ihn, daß Er von
ihrer Gränze weichen wollte.
Das war ſo vernünftig und unvernünftig, als et-
was vernünftig oder unvernünftig ſeyn kann, je nach-
dem man die Sache aus einem Geſichtspunkt anſieht.
Wie furchtbar mußte ihnen die Gegenwart eines
ſo mächtigen Mannes ſeyn, aus deſſen Munde ein ein-
ziges Wort ihnen einen ſo beträchtlichen Schaden zufü-
gen konnte! — Die Nazarener, denen ſeine Gegen-
wart von keiner ſolchen Schädlichkeit war, wurden
voll Zornes, da ſie Ihn in der Schule hörten,
und ſtanden auf und ſtieſſen Ihn zur Stadt hin-
aus — Die Gadarener bitten Ihn, daß Er von ih-
ren Gränzen wegweiche. Alle andern ſtoſſen Ihn
weg. Was thaten ſie alſo anders, als was alle ver-
nünftige Halbchriſten zu unſerer Zeit alle Tage thun —
Sie ſuchen des ihnen überläſtigen Chriſtus und Chri-
ſten-
Luc. IV.
28. 29.
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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 98[118]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/126>, abgerufen am 21.11.2024.
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