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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783.

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Matthäus IX.
fährt dem Christenthum noch alle Tage. Das überlä-
stige Ding -- -- auf wie mannichfaltige Weise wird
es von dem menschlichen Herzen weggewälzt! -- Kei-
ner, der's wegwälzt, auf welche Weise es auch sey, hat
Ursache über die Gadarener zu lachen, -- aber jeder
Ursach, über sich selber zu weynen.

Matthäus IX.
62.
Gichtbrüchiger.

Sie brachten Ihm einen Gichtbrüchigen, der
lag auf einem Bette, und ward von vieren ge-

Marci II.
1-12.
tragen, und da sie nicht konnten zu Ihm kom-
men vor dem Volke, deckten sie das Dach auf,
da Er war, und als sie dadurch gebrochen, lies-
sen sie das Bett hernieder, darinn der Gicht-
brüchige lag. Und da Jesus ihren Glauben sa-
he, sprach Er zu dem Gichtbrüchigen: Mein
Sohn! Deine Sünden sind dir vergeben. Es
waren aber etliche Schriftgelehrten, die sassen
allda, und gedachten in ihren Herzen: Wie re-
det dieser solche Gotteslästerung? Wer kann die
Sünde vergeben, denn allein Gott? Und Jesus
merkte alsobald in seinen Geiste, daß sie also ge-
dachten bey sich selbst, und sprach zu ihnen:
Was gedenket ihr Böses in euern Herzen? Wel-
ches ist leichter zu dem Gichtbrüchigen zu sa-
gen: Dir sind deine Sünden vergeben! Oder:
Steh' auf! Heb dein Bett' auf und wandle.

Auf

Matthäus IX.
fährt dem Chriſtenthum noch alle Tage. Das überlä-
ſtige Ding — — auf wie mannichfaltige Weiſe wird
es von dem menſchlichen Herzen weggewälzt! — Kei-
ner, der’s wegwälzt, auf welche Weiſe es auch ſey, hat
Urſache über die Gadarener zu lachen, — aber jeder
Urſach, über ſich ſelber zu weynen.

Matthäus IX.
62.
Gichtbrüchiger.

Sie brachten Ihm einen Gichtbrüchigen, der
lag auf einem Bette, und ward von vieren ge-

Marci II.
1-12.
tragen, und da ſie nicht konnten zu Ihm kom-
men vor dem Volke, deckten ſie das Dach auf,
da Er war, und als ſie dadurch gebrochen, lieſ-
ſen ſie das Bett hernieder, darinn der Gicht-
brüchige lag. Und da Jeſus ihren Glauben ſa-
he, ſprach Er zu dem Gichtbrüchigen: Mein
Sohn! Deine Sünden ſind dir vergeben. Es
waren aber etliche Schriftgelehrten, die ſaſſen
allda, und gedachten in ihren Herzen: Wie re-
det dieſer ſolche Gottesläſterung? Wer kann die
Sünde vergeben, denn allein Gott? Und Jeſus
merkte alſobald in ſeinen Geiſte, daß ſie alſo ge-
dachten bey ſich ſelbſt, und ſprach zu ihnen:
Was gedenket ihr Böſes in euern Herzen? Wel-
ches iſt leichter zu dem Gichtbrüchigen zu ſa-
gen: Dir ſind deine Sünden vergeben! Oder:
Steh’ auf! Heb dein Bett’ auf und wandle.

Auf
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[100[120]/0128] Matthäus IX. fährt dem Chriſtenthum noch alle Tage. Das überlä- ſtige Ding — — auf wie mannichfaltige Weiſe wird es von dem menſchlichen Herzen weggewälzt! — Kei- ner, der’s wegwälzt, auf welche Weiſe es auch ſey, hat Urſache über die Gadarener zu lachen, — aber jeder Urſach, über ſich ſelber zu weynen. Matthäus IX. 62. Gichtbrüchiger. Sie brachten Ihm einen Gichtbrüchigen, der lag auf einem Bette, und ward von vieren ge- tragen, und da ſie nicht konnten zu Ihm kom- men vor dem Volke, deckten ſie das Dach auf, da Er war, und als ſie dadurch gebrochen, lieſ- ſen ſie das Bett hernieder, darinn der Gicht- brüchige lag. Und da Jeſus ihren Glauben ſa- he, ſprach Er zu dem Gichtbrüchigen: Mein Sohn! Deine Sünden ſind dir vergeben. Es waren aber etliche Schriftgelehrten, die ſaſſen allda, und gedachten in ihren Herzen: Wie re- det dieſer ſolche Gottesläſterung? Wer kann die Sünde vergeben, denn allein Gott? Und Jeſus merkte alſobald in ſeinen Geiſte, daß ſie alſo ge- dachten bey ſich ſelbſt, und ſprach zu ihnen: Was gedenket ihr Böſes in euern Herzen? Wel- ches iſt leichter zu dem Gichtbrüchigen zu ſa- gen: Dir ſind deine Sünden vergeben! Oder: Steh’ auf! Heb dein Bett’ auf und wandle. Auf Marci II. 1-12.

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Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 100[120]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/128>, abgerufen am 24.11.2024.