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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783.

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Sorge Gottes für die Schwachen.
141.
Sorge Gottes für die Schwachen.

Es ist nicht der Wille des Vaters, daß je-
mand von diesen Kleinen verlohren werde.
Wie
der treue Hirt auf das Schwächste, Kleinste seiner Schaa-
fe sein Augenmerk richtet -- Ja am meisten für das
besorgt ist, was seiner Sorgfalt am meisten bedarf; So
sorget der Vater im Himmel für die Schwachen. So
wie das, was vor den Menschen hoch ist, vor Gott
ein Greuel ist; So oft das, was gering ist in den Au-
gen der Menschen, theuer und heilig in Gottes Augen.
Zu den schwächsten, unbeholfensten Kindern haben mensch-
liche Väter gemeiniglich die zärtlichste Liebe. Der Va-
ter im Himmel will nicht, daß einer der geringsten Gläu-
bigen zu Grunde gehe -- Nicht, daß Einer nur von
einem Ungläubigen oder Starkgläubigen geärgert oder be-
trübt werde. Der Vaterwille Gottes ist Leben, Frey-
heit, -- Seeligkeit; Seeligkeit aller, die seine Kinder
heissen. Nicht ein einziges seiner Kinder, wie gering
und arm, wie schwach und verachtet es sey, bleibt un-
bemerkt von seinem Vaterauge, unbesorgt von seiner
Vatergüte.

142.
Gewinnung des Beleidigers.

Sündiget dein Bruder wider dich, so geheMatth.
XVIII.
15-17.

hin und straf' ihn zwischen dir und ihm allein.
Höret er dich; So hast du deinen Bruder ge-
wonnen. Höret er dich nicht; So nimm noch

Einen
R 3
Sorge Gottes für die Schwachen.
141.
Sorge Gottes für die Schwachen.

Es iſt nicht der Wille des Vaters, daß je-
mand von dieſen Kleinen verlohren werde.
Wie
der treue Hirt auf das Schwächſte, Kleinſte ſeiner Schaa-
fe ſein Augenmerk richtet — Ja am meiſten für das
beſorgt iſt, was ſeiner Sorgfalt am meiſten bedarf; So
ſorget der Vater im Himmel für die Schwachen. So
wie das, was vor den Menſchen hoch iſt, vor Gott
ein Greuel iſt; So oft das, was gering iſt in den Au-
gen der Menſchen, theuer und heilig in Gottes Augen.
Zu den ſchwächſten, unbeholfenſten Kindern haben menſch-
liche Väter gemeiniglich die zärtlichſte Liebe. Der Va-
ter im Himmel will nicht, daß einer der geringſten Gläu-
bigen zu Grunde gehe — Nicht, daß Einer nur von
einem Ungläubigen oder Starkgläubigen geärgert oder be-
trübt werde. Der Vaterwille Gottes iſt Leben, Frey-
heit, — Seeligkeit; Seeligkeit aller, die ſeine Kinder
heiſſen. Nicht ein einziges ſeiner Kinder, wie gering
und arm, wie ſchwach und verachtet es ſey, bleibt un-
bemerkt von ſeinem Vaterauge, unbeſorgt von ſeiner
Vatergüte.

142.
Gewinnung des Beleidigers.

Sündiget dein Bruder wider dich, ſo geheMatth.
XVIII.
15-17.

hin und ſtraf’ ihn zwiſchen dir und ihm allein.
Höret er dich; So haſt du deinen Bruder ge-
wonnen. Höret er dich nicht; So nimm noch

Einen
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[261[281]/0289] Sorge Gottes für die Schwachen. 141. Sorge Gottes für die Schwachen. Es iſt nicht der Wille des Vaters, daß je- mand von dieſen Kleinen verlohren werde. Wie der treue Hirt auf das Schwächſte, Kleinſte ſeiner Schaa- fe ſein Augenmerk richtet — Ja am meiſten für das beſorgt iſt, was ſeiner Sorgfalt am meiſten bedarf; So ſorget der Vater im Himmel für die Schwachen. So wie das, was vor den Menſchen hoch iſt, vor Gott ein Greuel iſt; So oft das, was gering iſt in den Au- gen der Menſchen, theuer und heilig in Gottes Augen. Zu den ſchwächſten, unbeholfenſten Kindern haben menſch- liche Väter gemeiniglich die zärtlichſte Liebe. Der Va- ter im Himmel will nicht, daß einer der geringſten Gläu- bigen zu Grunde gehe — Nicht, daß Einer nur von einem Ungläubigen oder Starkgläubigen geärgert oder be- trübt werde. Der Vaterwille Gottes iſt Leben, Frey- heit, — Seeligkeit; Seeligkeit aller, die ſeine Kinder heiſſen. Nicht ein einziges ſeiner Kinder, wie gering und arm, wie ſchwach und verachtet es ſey, bleibt un- bemerkt von ſeinem Vaterauge, unbeſorgt von ſeiner Vatergüte. 142. Gewinnung des Beleidigers. Sündiget dein Bruder wider dich, ſo gehe hin und ſtraf’ ihn zwiſchen dir und ihm allein. Höret er dich; So haſt du deinen Bruder ge- wonnen. Höret er dich nicht; So nimm noch Einen Matth. XVIII. 15-17. R 3

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Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 261[281]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/289>, abgerufen am 25.11.2024.