grif zu thun -- Er erfüllte, auch in diesem Sinn, alle Gerechtigkeit. Er war ein stiller von allen aufrüh- rischen Gesinnungen reiner Unterthan -- von den Ge- sinnungen allen, die man damahls von einem Meßias erwartete, hatt' Er keine. In irdische, weltliche, po- litische Angelegenheiten mischte Er sich durchaus nicht. Er ehrete, um Gottes willen, die Majestät menschli- cher Regenten. Der also ist sicherlich kein guter Christ, der kein guter Unterthan seiner Obrigkeit ist -- wenn diese Obrigkeit auch nicht christlich -- wenn sie heidnisch -- oder heidnisch gesinnet wäre. Der Christ lernt es von Christus, der Obrigkeit zu geben, was der Obrig- keit gehört. Er hört den Geist Christi in den Aposteln Röm. XIII.sagen -- Jedermann sey der obrigkeitlichen Ge- walt unterthan: Denn es ist keine Obrigkeit, ohne von Gott. Und die obrigkeitliche Gewalt, die da ist, die ist von Gott verordnet. Wer sich nun wider die Obrigkeit setzet, der widerstrebt Gottes Ordnung. Die aber widerstreben, wer- den über sich selbst ein (schweres) Urtheil empfa- hen ... So gebet nun Jedermann, was ihr schuldig seyd; Schoß, dem der Schoß gebühret; Zoll, dem der Zoll gebühret; Furcht, dem die Furcht, Ehre, dem die Ehre gebühret. -- -- Seyd unterthan aller menschlichen Ordnung um des Herrn willen. Es sey dem Könige als dem Obersten, oder den Hauptleuten, als den Gesand- ten von Ihm zur Rache über die Uebelthäter, und zu Lobe den Frommen. Denn das ist der
Wille
Matthäus XXII.
grif zu thun — Er erfüllte, auch in dieſem Sinn, alle Gerechtigkeit. Er war ein ſtiller von allen aufrüh- riſchen Geſinnungen reiner Unterthan — von den Ge- ſinnungen allen, die man damahls von einem Meßias erwartete, hatt’ Er keine. In irdiſche, weltliche, po- litiſche Angelegenheiten miſchte Er ſich durchaus nicht. Er ehrete, um Gottes willen, die Majeſtät menſchli- cher Regenten. Der alſo iſt ſicherlich kein guter Chriſt, der kein guter Unterthan ſeiner Obrigkeit iſt — wenn dieſe Obrigkeit auch nicht chriſtlich — wenn ſie heidniſch — oder heidniſch geſinnet wäre. Der Chriſt lernt es von Chriſtus, der Obrigkeit zu geben, was der Obrig- keit gehört. Er hört den Geiſt Chriſti in den Apoſteln Röm. XIII.ſagen — Jedermann ſey der obrigkeitlichen Ge- walt unterthan: Denn es iſt keine Obrigkeit, ohne von Gott. Und die obrigkeitliche Gewalt, die da iſt, die iſt von Gott verordnet. Wer ſich nun wider die Obrigkeit ſetzet, der widerſtrebt Gottes Ordnung. Die aber widerſtreben, wer- den über ſich ſelbſt ein (ſchweres) Urtheil empfa- hen ... So gebet nun Jedermann, was ihr ſchuldig ſeyd; Schoß, dem der Schoß gebühret; Zoll, dem der Zoll gebühret; Furcht, dem die Furcht, Ehre, dem die Ehre gebühret. — — Seyd unterthan aller menſchlichen Ordnung um des Herrn willen. Es ſey dem Könige als dem Oberſten, oder den Hauptleuten, als den Geſand- ten von Ihm zur Rache über die Uebelthäter, und zu Lobe den Frommen. Denn das iſt der
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Matthäus XXII.
grif zu thun — Er erfüllte, auch in dieſem Sinn, alle
Gerechtigkeit. Er war ein ſtiller von allen aufrüh-
riſchen Geſinnungen reiner Unterthan — von den Ge-
ſinnungen allen, die man damahls von einem Meßias
erwartete, hatt’ Er keine. In irdiſche, weltliche, po-
litiſche Angelegenheiten miſchte Er ſich durchaus nicht.
Er ehrete, um Gottes willen, die Majeſtät menſchli-
cher Regenten. Der alſo iſt ſicherlich kein guter Chriſt,
der kein guter Unterthan ſeiner Obrigkeit iſt — wenn
dieſe Obrigkeit auch nicht chriſtlich — wenn ſie heidniſch
— oder heidniſch geſinnet wäre. Der Chriſt lernt es
von Chriſtus, der Obrigkeit zu geben, was der Obrig-
keit gehört. Er hört den Geiſt Chriſti in den Apoſteln
ſagen — Jedermann ſey der obrigkeitlichen Ge-
walt unterthan: Denn es iſt keine Obrigkeit, ohne
von Gott. Und die obrigkeitliche Gewalt, die
da iſt, die iſt von Gott verordnet. Wer ſich
nun wider die Obrigkeit ſetzet, der widerſtrebt
Gottes Ordnung. Die aber widerſtreben, wer-
den über ſich ſelbſt ein (ſchweres) Urtheil empfa-
hen ... So gebet nun Jedermann, was ihr
ſchuldig ſeyd; Schoß, dem der Schoß gebühret;
Zoll, dem der Zoll gebühret; Furcht, dem die
Furcht, Ehre, dem die Ehre gebühret. — —
Seyd unterthan aller menſchlichen Ordnung um
des Herrn willen. Es ſey dem Könige als dem
Oberſten, oder den Hauptleuten, als den Geſand-
ten von Ihm zur Rache über die Uebelthäter,
und zu Lobe den Frommen. Denn das iſt der
Wille
Röm. XIII.
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