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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783.

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Judas Reue und Ende.
deiner Verläumdungen und des Eifers sie zu vergüten
lehren!

3. Judas that, was er noch thun konnte, aber es
war zu spät -- Es war vergebens. Was du thust,
das thue aufs bäldest.
Möcht' auch ich aus dem
Munde des Herrn einem jeden Sünder und Verläum-
der an's Herz legen. Tausendmahl kömmt die Reue zu
spät -- Der Schaden ist unwiderruflich -- Das Ge-
schehene bleibt geschehen. Wende dich bey dem ersten
Schritte zurück -- kehre wieder zur Pflicht und zur Tu-
gend, so bald es dir möglich ist! Verschiebe die Reue
keine Stunde, die Vergütung keinen Augenblick. Vor
der Vollendung deiner That reiß dich los, eh' sie ge-
schehen ist, sprich: Sie soll nicht geschehen. Wenn du
den Fuß aufhebest zum ersten Schritte der Sünde, so
warne dein Gewissen dich noch laut und hörbar genug;
So höre willig und gern die Stimme der Warnung, und
ruf der rufenden Sünde in's Angesicht: "Heb dich hin-
&q;ter mich, Satan! Du willst nicht mein Glück, son-
&q;dern mein Verderben."

4. Die Hohenpriester antworten: Was gehet
das uns an, da siche du zu!
Die immerfort schal-
lende Antwort der Sünde, des Verführers, des Sa-
tans. Hohngelächter, nicht Mitleid ist der Lohn des
Verführten. Alles steht von ihm ab. Man überläßt
ihn seiner Schaam und Verzweiflung; Da siehe du zu!
Ein Wort, würdig derer, die gottlos und gewissenlos
genug sind, die Unschuld selbst zum Tode zu verurthei-
len, und den Auferwecker vom Tode ans Creuz zu hef-

ten.
J i 4

Judas Reue und Ende.
deiner Verläumdungen und des Eifers ſie zu vergüten
lehren!

3. Judas that, was er noch thun konnte, aber es
war zu ſpät — Es war vergebens. Was du thuſt,
das thue aufs bäldeſt.
Möcht’ auch ich aus dem
Munde des Herrn einem jeden Sünder und Verläum-
der an’s Herz legen. Tauſendmahl kömmt die Reue zu
ſpät — Der Schaden iſt unwiderruflich — Das Ge-
ſchehene bleibt geſchehen. Wende dich bey dem erſten
Schritte zurück — kehre wieder zur Pflicht und zur Tu-
gend, ſo bald es dir möglich iſt! Verſchiebe die Reue
keine Stunde, die Vergütung keinen Augenblick. Vor
der Vollendung deiner That reiß dich los, eh’ ſie ge-
ſchehen iſt, ſprich: Sie ſoll nicht geſchehen. Wenn du
den Fuß aufhebeſt zum erſten Schritte der Sünde, ſo
warne dein Gewiſſen dich noch laut und hörbar genug;
So höre willig und gern die Stimme der Warnung, und
ruf der rufenden Sünde in’s Angeſicht: „Heb dich hin-
&q;ter mich, Satan! Du willſt nicht mein Glück, ſon-
&q;dern mein Verderben.“

4. Die Hohenprieſter antworten: Was gehet
das uns an, da ſiche du zu!
Die immerfort ſchal-
lende Antwort der Sünde, des Verführers, des Sa-
tans. Hohngelächter, nicht Mitleid iſt der Lohn des
Verführten. Alles ſteht von ihm ab. Man überläßt
ihn ſeiner Schaam und Verzweiflung; Da ſiehe du zu!
Ein Wort, würdig derer, die gottlos und gewiſſenlos
genug ſind, die Unſchuld ſelbſt zum Tode zu verurthei-
len, und den Auferwecker vom Tode ans Creuz zu hef-

ten.
J i 4
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[503[523]/0531] Judas Reue und Ende. deiner Verläumdungen und des Eifers ſie zu vergüten lehren! 3. Judas that, was er noch thun konnte, aber es war zu ſpät — Es war vergebens. Was du thuſt, das thue aufs bäldeſt. Möcht’ auch ich aus dem Munde des Herrn einem jeden Sünder und Verläum- der an’s Herz legen. Tauſendmahl kömmt die Reue zu ſpät — Der Schaden iſt unwiderruflich — Das Ge- ſchehene bleibt geſchehen. Wende dich bey dem erſten Schritte zurück — kehre wieder zur Pflicht und zur Tu- gend, ſo bald es dir möglich iſt! Verſchiebe die Reue keine Stunde, die Vergütung keinen Augenblick. Vor der Vollendung deiner That reiß dich los, eh’ ſie ge- ſchehen iſt, ſprich: Sie ſoll nicht geſchehen. Wenn du den Fuß aufhebeſt zum erſten Schritte der Sünde, ſo warne dein Gewiſſen dich noch laut und hörbar genug; So höre willig und gern die Stimme der Warnung, und ruf der rufenden Sünde in’s Angeſicht: „Heb dich hin- &q;ter mich, Satan! Du willſt nicht mein Glück, ſon- &q;dern mein Verderben.“ 4. Die Hohenprieſter antworten: Was gehet das uns an, da ſiche du zu! Die immerfort ſchal- lende Antwort der Sünde, des Verführers, des Sa- tans. Hohngelächter, nicht Mitleid iſt der Lohn des Verführten. Alles ſteht von ihm ab. Man überläßt ihn ſeiner Schaam und Verzweiflung; Da ſiehe du zu! Ein Wort, würdig derer, die gottlos und gewiſſenlos genug ſind, die Unſchuld ſelbſt zum Tode zu verurthei- len, und den Auferwecker vom Tode ans Creuz zu hef- ten. J i 4

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Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 503[523]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/531>, abgerufen am 25.11.2024.