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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783.

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Vergeben.
Er nichts davon, und erst fragen: "Ob denn was ein-
"gekommen sey?" Das ist's, was Gottes seegnende
Winke bewegt, daß ihnen ewige Freuden enteilen zu
dem Schatz, der dort der Wohlthätigen wartet -- Oef-
fentlich
wird es dir vergolten! Je geheimer hier die
Wohlthat war -- desto öffentlicher dort der Ruhm und
die Vergeltung. Je weniger gelobt von dir selbst und
andern -- desto königlicher von dem, der beredter ist und
reicher als alle Bergelter und Lobredner der Tugend.

33.
Vergeben.

So ihr den Menschen vergebet ihre Feh-Matth.
VI. 14. 15.

ler, so wird der Himmlische Vater euch euere
Fehler auch vergeben. So ihr aber den Men-
schen ihre Fehler nicht vergebet; So wird der
Himmlische Vater euch euere Fehler auch nicht
vergeben.

Was leget Gott in deine und meine Hand? Wie
ehrt uns der Vater, daß Er uns würdigt, Ihn nachzu-
ahmen, und von seiner Nachahmung unser Schicksal
abhängig zu machen! Ich kann mir die Freuden des
Sünders, der vergeben gelernt hat, über dieß Wort des
Herrn nicht groß genug denken; Und nicht schrecklich
genug die Verblendung derer, die mit unversöhnlichen
Herzen bitten: Vergieb uns wie wir vergeben.
Sehr wenige Menschen geben nach dem Sinne des
Evangeliums; Aber sicherlich: Noch zehenmal weniger
wissen zu vergeben. Ein Mensch, der vergeben kann,
wofern er für die Beleidigung kein unempfindliches Herz

hat,

Vergeben.
Er nichts davon, und erſt fragen: „Ob denn was ein-
„gekommen ſey?„ Das iſt’s, was Gottes ſeegnende
Winke bewegt, daß ihnen ewige Freuden enteilen zu
dem Schatz, der dort der Wohlthätigen wartet — Oef-
fentlich
wird es dir vergolten! Je geheimer hier die
Wohlthat war — deſto öffentlicher dort der Ruhm und
die Vergeltung. Je weniger gelobt von dir ſelbſt und
andern — deſto königlicher von dem, der beredter iſt und
reicher als alle Bergelter und Lobredner der Tugend.

33.
Vergeben.

So ihr den Menſchen vergebet ihre Feh-Matth.
VI. 14. 15.

ler, ſo wird der Himmliſche Vater euch euere
Fehler auch vergeben. So ihr aber den Men-
ſchen ihre Fehler nicht vergebet; So wird der
Himmliſche Vater euch euere Fehler auch nicht
vergeben.

Was leget Gott in deine und meine Hand? Wie
ehrt uns der Vater, daß Er uns würdigt, Ihn nachzu-
ahmen, und von ſeiner Nachahmung unſer Schickſal
abhängig zu machen! Ich kann mir die Freuden des
Sünders, der vergeben gelernt hat, über dieß Wort des
Herrn nicht groß genug denken; Und nicht ſchrecklich
genug die Verblendung derer, die mit unverſöhnlichen
Herzen bitten: Vergieb uns wie wir vergeben.
Sehr wenige Menſchen geben nach dem Sinne des
Evangeliums; Aber ſicherlich: Noch zehenmal weniger
wiſſen zu vergeben. Ein Menſch, der vergeben kann,
wofern er für die Beleidigung kein unempfindliches Herz

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[27[47]/0055] Vergeben. Er nichts davon, und erſt fragen: „Ob denn was ein- „gekommen ſey?„ Das iſt’s, was Gottes ſeegnende Winke bewegt, daß ihnen ewige Freuden enteilen zu dem Schatz, der dort der Wohlthätigen wartet — Oef- fentlich wird es dir vergolten! Je geheimer hier die Wohlthat war — deſto öffentlicher dort der Ruhm und die Vergeltung. Je weniger gelobt von dir ſelbſt und andern — deſto königlicher von dem, der beredter iſt und reicher als alle Bergelter und Lobredner der Tugend. 33. Vergeben. So ihr den Menſchen vergebet ihre Feh- ler, ſo wird der Himmliſche Vater euch euere Fehler auch vergeben. So ihr aber den Men- ſchen ihre Fehler nicht vergebet; So wird der Himmliſche Vater euch euere Fehler auch nicht vergeben. Matth. VI. 14. 15. Was leget Gott in deine und meine Hand? Wie ehrt uns der Vater, daß Er uns würdigt, Ihn nachzu- ahmen, und von ſeiner Nachahmung unſer Schickſal abhängig zu machen! Ich kann mir die Freuden des Sünders, der vergeben gelernt hat, über dieß Wort des Herrn nicht groß genug denken; Und nicht ſchrecklich genug die Verblendung derer, die mit unverſöhnlichen Herzen bitten: Vergieb uns wie wir vergeben. Sehr wenige Menſchen geben nach dem Sinne des Evangeliums; Aber ſicherlich: Noch zehenmal weniger wiſſen zu vergeben. Ein Menſch, der vergeben kann, wofern er für die Beleidigung kein unempfindliches Herz hat,

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Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 27[47]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/55>, abgerufen am 21.11.2024.