Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

Markus III.
Geduld, liessen Jesum nicht aufstehen; hielten ihn zu-
rück -- und eilten zum Volke und sagten: "So kann
&q;Er's nicht aushalten. Er muß alle Sinnen verlie-
&q;ren. Er wird ohnmächtig." Die guten sorgsamen
Herzen! Uebrigens läßt uns dieß in die Mühevolle und
Gedrängreiche Lebensart des Herrn einen Ehrfurchtsvol-
len anbethenden Blick thun.

Markus IV.
11.
Offenbahrung aller Dinge.
Mark. IV.
21-25.

Kommt auch ein Licht, daß es unter das
Viertel oder unter das Bette, und nicht, daß
es auf den Leuchter gesetzt werde? Denn nichts
ist verborgen, das nicht geoffenbahret werde,
und nichts geschiehet, daß es heimlich bleibe,
sondern daß es ans Licht komme. Wer Ohren
hat zu hören, der höre.
Was ist, das kann und
soll erkannt werden. Aller Wesen Natur und aller Din-
ge Werth soll offenbar; Die geheimsten guten Thaten, und
die geheimesten Lichtscheuesten Werke der Bosheit sollen
an das helle Licht hervorgezogen werden. Freude und öf-
fentliche Ehre soll jeder geheimen guten That begegnen --
Schande und Erniedrigung alles unedle, ungöttliche be-
zeichnen. So wie des Lichtes Zweck ist, zu leuchten, so ist
alles, was da ist, darum da, um offenbar und erkannt
zu werden. Nicht umsonst ruft der Herr hier: Wer
Ohren hat zu hören, der höre.

12. Auf-

Markus III.
Geduld, lieſſen Jeſum nicht aufſtehen; hielten ihn zu-
rück — und eilten zum Volke und ſagten: „So kann
&q;Er’s nicht aushalten. Er muß alle Sinnen verlie-
&q;ren. Er wird ohnmächtig.„ Die guten ſorgſamen
Herzen! Uebrigens läßt uns dieß in die Mühevolle und
Gedrängreiche Lebensart des Herrn einen Ehrfurchtsvol-
len anbethenden Blick thun.

Markus IV.
11.
Offenbahrung aller Dinge.
Mark. IV.
21-25.

Kommt auch ein Licht, daß es unter das
Viertel oder unter das Bette, und nicht, daß
es auf den Leuchter geſetzt werde? Denn nichts
iſt verborgen, das nicht geoffenbahret werde,
und nichts geſchiehet, daß es heimlich bleibe,
ſondern daß es ans Licht komme. Wer Ohren
hat zu hören, der höre.
Was iſt, das kann und
ſoll erkannt werden. Aller Weſen Natur und aller Din-
ge Werth ſoll offenbar; Die geheimſten guten Thaten, und
die geheimeſten Lichtſcheueſten Werke der Bosheit ſollen
an das helle Licht hervorgezogen werden. Freude und öf-
fentliche Ehre ſoll jeder geheimen guten That begegnen —
Schande und Erniedrigung alles unedle, ungöttliche be-
zeichnen. So wie des Lichtes Zweck iſt, zu leuchten, ſo iſt
alles, was da iſt, darum da, um offenbar und erkannt
zu werden. Nicht umſonſt ruft der Herr hier: Wer
Ohren hat zu hören, der höre.

12. Auf-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0596" n="568[588]"/><fw place="top" type="header">Markus <hi rendition="#aq">III.</hi></fw><lb/>
Geduld, lie&#x017F;&#x017F;en Je&#x017F;um nicht auf&#x017F;tehen; hielten ihn zu-<lb/>
rück &#x2014; und eilten zum Volke und &#x017F;agten: &#x201E;So kann<lb/>
&amp;q;Er&#x2019;s nicht aushalten. Er muß alle Sinnen verlie-<lb/>
&amp;q;ren. Er wird ohnmächtig.&#x201E; Die guten &#x017F;org&#x017F;amen<lb/>
Herzen! Uebrigens läßt uns dieß in die Mühevolle und<lb/>
Gedrängreiche Lebensart des Herrn einen Ehrfurchtsvol-<lb/>
len anbethenden Blick thun.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#g">Markus</hi> <hi rendition="#aq">IV.</hi> </head><lb/>
          <div n="3">
            <head>11.<lb/>
Offenbahrung aller Dinge.</head><lb/>
            <note place="left">Mark. <hi rendition="#aq">IV.</hi><lb/>
21-25.</note>
            <p><hi rendition="#fr">Kommt auch ein Licht, daß es unter das<lb/>
Viertel oder unter das Bette, und nicht, daß<lb/>
es auf den Leuchter ge&#x017F;etzt werde? Denn nichts<lb/>
i&#x017F;t verborgen, das nicht geoffenbahret werde,<lb/>
und nichts ge&#x017F;chiehet, daß es heimlich bleibe,<lb/>
&#x017F;ondern daß es ans Licht komme. Wer Ohren<lb/>
hat zu hören, der höre.</hi> Was i&#x017F;t, das kann und<lb/>
&#x017F;oll erkannt werden. Aller We&#x017F;en Natur und aller Din-<lb/>
ge Werth &#x017F;oll offenbar; Die geheim&#x017F;ten guten Thaten, und<lb/>
die geheime&#x017F;ten Licht&#x017F;cheue&#x017F;ten Werke der Bosheit &#x017F;ollen<lb/>
an das helle Licht hervorgezogen werden. Freude und öf-<lb/>
fentliche Ehre &#x017F;oll jeder geheimen guten That begegnen &#x2014;<lb/>
Schande und Erniedrigung alles unedle, ungöttliche be-<lb/>
zeichnen. So wie des Lichtes Zweck i&#x017F;t, zu leuchten, &#x017F;o i&#x017F;t<lb/>
alles, was da i&#x017F;t, darum da, um offenbar und erkannt<lb/>
zu werden. Nicht um&#x017F;on&#x017F;t ruft der Herr hier: <hi rendition="#fr">Wer<lb/>
Ohren hat zu hören, der höre.</hi></p>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">12. Auf-</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[568[588]/0596] Markus III. Geduld, lieſſen Jeſum nicht aufſtehen; hielten ihn zu- rück — und eilten zum Volke und ſagten: „So kann &q;Er’s nicht aushalten. Er muß alle Sinnen verlie- &q;ren. Er wird ohnmächtig.„ Die guten ſorgſamen Herzen! Uebrigens läßt uns dieß in die Mühevolle und Gedrängreiche Lebensart des Herrn einen Ehrfurchtsvol- len anbethenden Blick thun. Markus IV. 11. Offenbahrung aller Dinge. Kommt auch ein Licht, daß es unter das Viertel oder unter das Bette, und nicht, daß es auf den Leuchter geſetzt werde? Denn nichts iſt verborgen, das nicht geoffenbahret werde, und nichts geſchiehet, daß es heimlich bleibe, ſondern daß es ans Licht komme. Wer Ohren hat zu hören, der höre. Was iſt, das kann und ſoll erkannt werden. Aller Weſen Natur und aller Din- ge Werth ſoll offenbar; Die geheimſten guten Thaten, und die geheimeſten Lichtſcheueſten Werke der Bosheit ſollen an das helle Licht hervorgezogen werden. Freude und öf- fentliche Ehre ſoll jeder geheimen guten That begegnen — Schande und Erniedrigung alles unedle, ungöttliche be- zeichnen. So wie des Lichtes Zweck iſt, zu leuchten, ſo iſt alles, was da iſt, darum da, um offenbar und erkannt zu werden. Nicht umſonſt ruft der Herr hier: Wer Ohren hat zu hören, der höre. 12. Auf-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/596
Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 568[588]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/596>, abgerufen am 23.11.2024.