Ihm zu dieser Bestimmung nicht vom Vater gegeben. Er sollte in seinem Hause, sollte den Seinigen aller- erst ein Evangelist und Apostel -- ein Zeuge der göttli- chen Kraft Jesu werden. Er sollte die Erbarmung des Herrn erst denen bekannt machen, die Ihn nun so lange gemißt hatten. Was war natürlicher, schicklicher, men- schenfreundlicher, als daß die, die so viele Thränen über seinen jämmerlichen Zustand vergossen haben mögen, die Ersten seyen, die der Anblick seiner vollkommenen Ge- sundheit zur süssesten Freude, zur herzlichsten Dankbar- keit erwecken sollte.
MarkusVI.
14. Verehrung und Verachtung Jesu.
Und da der Sabbath kam, hub Er an zuMark. VI. 2-6. lehren in ihrer Schule. Und viele, die es höre- ten, verwunderten sich seiner Lehre, und spra- chen: Woher kommt dem solches? Und was Weisheit ists, die Ihm gegeben ist; Daß sol- che Thaten durch seine Hände geschehen? Ist Er nicht der Zimmermann, Mariä Sohn, und der Bruder Jacobi und Joses, und Judä und Simonis? Sind nicht auch seine Schwestern all- hie bey uns? Und sie ärgerten sich an Ihm. Je- sus aber sprach zu ihnen: Ein Prophet gilt nir- gend weniger denn im Vaterland, und daheim bey den Seinen. Und Er konnte allda nicht eine
einige
Verehrung und Verachtung Jeſu.
Ihm zu dieſer Beſtimmung nicht vom Vater gegeben. Er ſollte in ſeinem Hauſe, ſollte den Seinigen aller- erſt ein Evangeliſt und Apoſtel — ein Zeuge der göttli- chen Kraft Jeſu werden. Er ſollte die Erbarmung des Herrn erſt denen bekannt machen, die Ihn nun ſo lange gemißt hatten. Was war natürlicher, ſchicklicher, men- ſchenfreundlicher, als daß die, die ſo viele Thränen über ſeinen jämmerlichen Zuſtand vergoſſen haben mögen, die Erſten ſeyen, die der Anblick ſeiner vollkommenen Ge- ſundheit zur ſüſſeſten Freude, zur herzlichſten Dankbar- keit erwecken ſollte.
MarkusVI.
14. Verehrung und Verachtung Jeſu.
Und da der Sabbath kam, hub Er an zuMark. VI. 2-6. lehren in ihrer Schule. Und viele, die es höre- ten, verwunderten ſich ſeiner Lehre, und ſpra- chen: Woher kommt dem ſolches? Und was Weisheit iſts, die Ihm gegeben iſt; Daß ſol- che Thaten durch ſeine Hände geſchehen? Iſt Er nicht der Zimmermann, Mariä Sohn, und der Bruder Jacobi und Joſes, und Judä und Simonis? Sind nicht auch ſeine Schweſtern all- hie bey uns? Und ſie ärgerten ſich an Ihm. Je- ſus aber ſprach zu ihnen: Ein Prophet gilt nir- gend weniger denn im Vaterland, und daheim bey den Seinen. Und Er konnte allda nicht eine
einige
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0599"n="571[591]"/><fwplace="top"type="header">Verehrung und Verachtung Jeſu.</fw><lb/>
Ihm zu dieſer Beſtimmung nicht vom Vater gegeben.<lb/>
Er ſollte in <hirendition="#fr">ſeinem Hauſe,</hi>ſollte den <hirendition="#fr">Seinigen</hi> aller-<lb/>
erſt ein Evangeliſt und Apoſtel — ein Zeuge der göttli-<lb/>
chen Kraft Jeſu werden. Er ſollte die Erbarmung des<lb/>
Herrn erſt denen bekannt machen, die Ihn nun ſo lange<lb/>
gemißt hatten. Was war natürlicher, ſchicklicher, men-<lb/>ſchenfreundlicher, als daß die, die ſo viele Thränen über<lb/>ſeinen jämmerlichen Zuſtand vergoſſen haben mögen, die<lb/>
Erſten ſeyen, die der Anblick ſeiner vollkommenen Ge-<lb/>ſundheit zur ſüſſeſten Freude, zur herzlichſten Dankbar-<lb/>
keit erwecken ſollte.</p></div></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#g">Markus</hi><hirendition="#aq">VI.</hi></head><lb/><divn="3"><head>14.<lb/>
Verehrung und Verachtung Jeſu.</head><lb/><p><hirendition="#fr">Und da der Sabbath kam, hub Er an zu</hi><noteplace="right">Mark. <hirendition="#aq">VI.</hi><lb/>
2-6.</note><lb/><hirendition="#fr">lehren in ihrer Schule. Und viele, die es höre-<lb/>
ten, verwunderten ſich ſeiner Lehre, und ſpra-<lb/>
chen: Woher kommt dem ſolches? Und was<lb/>
Weisheit iſts, die Ihm gegeben iſt; Daß ſol-<lb/>
che Thaten durch ſeine Hände geſchehen? Iſt<lb/>
Er nicht der Zimmermann, Mariä Sohn, und<lb/>
der Bruder Jacobi und Joſes, und Judä und<lb/>
Simonis? Sind nicht auch ſeine Schweſtern all-<lb/>
hie bey uns? Und ſie ärgerten ſich an Ihm. Je-<lb/>ſus aber ſprach zu ihnen: Ein Prophet gilt nir-<lb/>
gend weniger denn im Vaterland, und daheim<lb/>
bey den Seinen. Und Er konnte allda nicht eine</hi><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">einige</hi></fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[571[591]/0599]
Verehrung und Verachtung Jeſu.
Ihm zu dieſer Beſtimmung nicht vom Vater gegeben.
Er ſollte in ſeinem Hauſe, ſollte den Seinigen aller-
erſt ein Evangeliſt und Apoſtel — ein Zeuge der göttli-
chen Kraft Jeſu werden. Er ſollte die Erbarmung des
Herrn erſt denen bekannt machen, die Ihn nun ſo lange
gemißt hatten. Was war natürlicher, ſchicklicher, men-
ſchenfreundlicher, als daß die, die ſo viele Thränen über
ſeinen jämmerlichen Zuſtand vergoſſen haben mögen, die
Erſten ſeyen, die der Anblick ſeiner vollkommenen Ge-
ſundheit zur ſüſſeſten Freude, zur herzlichſten Dankbar-
keit erwecken ſollte.
Markus VI.
14.
Verehrung und Verachtung Jeſu.
Und da der Sabbath kam, hub Er an zu
lehren in ihrer Schule. Und viele, die es höre-
ten, verwunderten ſich ſeiner Lehre, und ſpra-
chen: Woher kommt dem ſolches? Und was
Weisheit iſts, die Ihm gegeben iſt; Daß ſol-
che Thaten durch ſeine Hände geſchehen? Iſt
Er nicht der Zimmermann, Mariä Sohn, und
der Bruder Jacobi und Joſes, und Judä und
Simonis? Sind nicht auch ſeine Schweſtern all-
hie bey uns? Und ſie ärgerten ſich an Ihm. Je-
ſus aber ſprach zu ihnen: Ein Prophet gilt nir-
gend weniger denn im Vaterland, und daheim
bey den Seinen. Und Er konnte allda nicht eine
einige
Mark. VI.
2-6.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 571[591]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/599>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.