dem Grade bescheiden und verehrungswürdig -- in welchem seine eignen Fehler ihm groß und der andern klein vorkommen.
47. Heiliges und Hunde.
Gebt das Heilige nicht den Hunden! werftMatth. VII. 6. euere Perlen nicht vor die Schweine, damit sie dieselben nicht zertreten mit ihren Füssen, und sich wenden und euch zerreissen -- -- und an einem andern Orte: Siehe! ich sende Euch wie Schaafe mitten unter die Wölfe, darum seyd klug wie die Schlangen und ohne Falsch, einfältig wie die Dauben -- und noch an einem andern: Saget die- sem Fuchs -- auffallend also ist's, daß unser Herr ge- wisse Menschen gewissen Thieren zu vergleichen pflegte; Daß Ihm eine Aehnlichkeit mit gewissen Thieren an gewissen Menschen einleuchtete. Ob das nicht für den Nachdenkenden wichtiger Wink -- grosse Belehrung sey? Ob uns das zur Kenntniß und Würdigung unser selbst -- und zum klugen Umgang mit anderen nicht Aufschluß geben könnte? -- Wenn das Heilige nicht den Hunden gegeben, Perlen den Schweinen nicht vorgeworfen werden sollen, so müssen wir diese -- unreine Menschen kennen! Nicht aussprechen unser Urtheil über sie; Aber, wenn wir, wir mögen wollen, oder nicht, fühlen, fühlen müssen: Viehischer, schwei- nischer Sinn ist in ihnen herrschend -- ihnen ausweichen und jede willkürliche Gemeinschaft mit ihnen für Ver-
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Heiliges, Hunde.
dem Grade beſcheiden und verehrungswürdig — in welchem ſeine eignen Fehler ihm groß und der andern klein vorkommen.
47. Heiliges und Hunde.
Gebt das Heilige nicht den Hunden! werftMatth. VII. 6. euere Perlen nicht vor die Schweine, damit ſie dieſelben nicht zertreten mit ihren Füſſen, und ſich wenden und euch zerreiſſen — — und an einem andern Orte: Siehe! ich ſende Euch wie Schaafe mitten unter die Wölfe, darum ſeyd klug wie die Schlangen und ohne Falſch, einfältig wie die Dauben — und noch an einem andern: Saget die- ſem Fuchs — auffallend alſo iſt’s, daß unſer Herr ge- wiſſe Menſchen gewiſſen Thieren zu vergleichen pflegte; Daß Ihm eine Aehnlichkeit mit gewiſſen Thieren an gewiſſen Menſchen einleuchtete. Ob das nicht für den Nachdenkenden wichtiger Wink — groſſe Belehrung ſey? Ob uns das zur Kenntniß und Würdigung unſer ſelbſt — und zum klugen Umgang mit anderen nicht Aufſchluß geben könnte? — Wenn das Heilige nicht den Hunden gegeben, Perlen den Schweinen nicht vorgeworfen werden ſollen, ſo müſſen wir dieſe — unreine Menſchen kennen! Nicht ausſprechen unſer Urtheil über ſie; Aber, wenn wir, wir mögen wollen, oder nicht, fühlen, fühlen müſſen: Viehiſcher, ſchwei- niſcher Sinn iſt in ihnen herrſchend — ihnen ausweichen und jede willkürliche Gemeinſchaft mit ihnen für Ver-
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[43[63]/0071]
Heiliges, Hunde.
dem Grade beſcheiden und verehrungswürdig
— in welchem ſeine eignen Fehler ihm groß und
der andern klein vorkommen.
47.
Heiliges und Hunde.
Gebt das Heilige nicht den Hunden! werft
euere Perlen nicht vor die Schweine, damit ſie
dieſelben nicht zertreten mit ihren Füſſen, und ſich
wenden und euch zerreiſſen — — und an einem
andern Orte: Siehe! ich ſende Euch wie Schaafe
mitten unter die Wölfe, darum ſeyd klug wie die
Schlangen und ohne Falſch, einfältig wie die
Dauben — und noch an einem andern: Saget die-
ſem Fuchs — auffallend alſo iſt’s, daß unſer Herr ge-
wiſſe Menſchen gewiſſen Thieren zu vergleichen pflegte;
Daß Ihm eine Aehnlichkeit mit gewiſſen Thieren an
gewiſſen Menſchen einleuchtete. Ob das nicht für den
Nachdenkenden wichtiger Wink — groſſe Belehrung
ſey? Ob uns das zur Kenntniß und Würdigung unſer
ſelbſt — und zum klugen Umgang mit anderen nicht
Aufſchluß geben könnte? — Wenn das Heilige nicht
den Hunden gegeben, Perlen den Schweinen nicht
vorgeworfen werden ſollen, ſo müſſen wir dieſe —
unreine Menſchen kennen! Nicht ausſprechen unſer
Urtheil über ſie; Aber, wenn wir, wir mögen wollen,
oder nicht, fühlen, fühlen müſſen: Viehiſcher, ſchwei-
niſcher Sinn iſt in ihnen herrſchend — ihnen ausweichen
und jede willkürliche Gemeinſchaft mit ihnen für Ver-
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Matth.
VII. 6.
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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 43[63]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/71>, abgerufen am 21.11.2024.
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