Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lavater, Johann Caspar: Sammlung einiger Gebete auf die wichtigsten Angelegenheiten des menschlichen Lebens. Leipzig, 1778.

Bild:
<< vorherige Seite

gezeuget werden. Noch ist ihr Herze in der Er-
kenntniß göttlicher Wahrheit, im Eifer für die Tu-
gend, im Abscheu vor der Sünde, so nicht gestär-
ket, daß ich sie sicher halten könnte, vor allen Ab-
wegen, die zum Verderben führen. Ach Vater!
erbarme dich ihrer. Höre mein Gebet, daß ich in
der Angst des Todes, mit sterbenden Lippen vor
dich bringe. Deinen Geist, den guten und heili-
gen Geist, seine Kraft, seine mächtige Wirkungen
nimm nie aus ihren Herzen. Wie die reine, und
unschuldvolle Jugend Jesu, sey ihre Jugend. An
Weisheit, die vom Himmel stammet, an Gnade
bey dir, o Gott! laß sie zunehmen, wie am Al-
ter. Da ist gewiß ihre Wohlfahrt veste gegründet,
und ich werde sie wieder sehen, als vollendete Ge-
rechte, in deinen ewigen Wohnungen. Wir wer-
den uns gemeinschaftlich denn freuen, mit himmli-
schen Freuden und dir jauchzen, daß du so wohl
an uns gethan hast. Amen.

IV.

Gott, der Menschen Herzen stehen in deiner Ge-
walt, du kannst sie lenken wie Wasserbäche.
Neige das Herz anderer Menschen zur Liebe, zur
Vorsorge, zum Wohlthun gegen meine Kinder, da
du ihnen itzo nach deiner Weisheit, durch meinen
Tod, meinen Dienst, meine zärtliche Sorge für
sie, entziehest. Erwecke redliche Werkzeuge, die sich
die wahre Wohlfahrt der Geliebtesten meines Herzens
treu angelegen seyn lassen. Jch sterbe, Gott des
Friedens! sey mit meinen sonst verlassenen Waisen.

Sorge doch für meine Kinder
Nimm dich ihrer gnädig an
Ob sie gleich vor dir sind Sünder,
Sind sie dir doch zugethan,
Und

gezeuget werden. Noch iſt ihr Herze in der Er-
kenntniß göttlicher Wahrheit, im Eifer für die Tu-
gend, im Abſcheu vor der Sünde, ſo nicht geſtär-
ket, daß ich ſie ſicher halten könnte, vor allen Ab-
wegen, die zum Verderben führen. Ach Vater!
erbarme dich ihrer. Höre mein Gebet, daß ich in
der Angſt des Todes, mit ſterbenden Lippen vor
dich bringe. Deinen Geiſt, den guten und heili-
gen Geiſt, ſeine Kraft, ſeine mächtige Wirkungen
nimm nie aus ihren Herzen. Wie die reine, und
unſchuldvolle Jugend Jeſu, ſey ihre Jugend. An
Weisheit, die vom Himmel ſtammet, an Gnade
bey dir, o Gott! laß ſie zunehmen, wie am Al-
ter. Da iſt gewiß ihre Wohlfahrt veſte gegründet,
und ich werde ſie wieder ſehen, als vollendete Ge-
rechte, in deinen ewigen Wohnungen. Wir wer-
den uns gemeinſchaftlich denn freuen, mit himmli-
ſchen Freuden und dir jauchzen, daß du ſo wohl
an uns gethan haſt. Amen.

IV.

Gott, der Menſchen Herzen ſtehen in deiner Ge-
walt, du kannſt ſie lenken wie Waſſerbäche.
Neige das Herz anderer Menſchen zur Liebe, zur
Vorſorge, zum Wohlthun gegen meine Kinder, da
du ihnen itzo nach deiner Weisheit, durch meinen
Tod, meinen Dienſt, meine zärtliche Sorge für
ſie, entzieheſt. Erwecke redliche Werkzeuge, die ſich
die wahre Wohlfahrt der Geliebteſten meines Herzens
treu angelegen ſeyn laſſen. Jch ſterbe, Gott des
Friedens! ſey mit meinen ſonſt verlaſſenen Waiſen.

Sorge doch für meine Kinder
Nimm dich ihrer gnädig an
Ob ſie gleich vor dir ſind Sünder,
Sind ſie dir doch zugethan,
Und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0114" n="112"/>
gezeuget werden. Noch i&#x017F;t ihr Herze in der Er-<lb/>
kenntniß göttlicher Wahrheit, im Eifer für die Tu-<lb/>
gend, im Ab&#x017F;cheu vor der Sünde, &#x017F;o nicht ge&#x017F;tär-<lb/>
ket, daß ich &#x017F;ie &#x017F;icher halten könnte, vor allen Ab-<lb/>
wegen, die zum Verderben führen. Ach Vater!<lb/>
erbarme dich ihrer. Höre mein Gebet, daß ich in<lb/>
der Ang&#x017F;t des Todes, mit &#x017F;terbenden Lippen vor<lb/>
dich bringe. Deinen Gei&#x017F;t, den guten und heili-<lb/>
gen Gei&#x017F;t, &#x017F;eine Kraft, &#x017F;eine mächtige Wirkungen<lb/>
nimm nie aus ihren Herzen. Wie die reine, und<lb/>
un&#x017F;chuldvolle Jugend Je&#x017F;u, &#x017F;ey ihre Jugend. An<lb/>
Weisheit, die vom Himmel &#x017F;tammet, an Gnade<lb/>
bey dir, o Gott! laß &#x017F;ie zunehmen, wie am Al-<lb/>
ter. Da i&#x017F;t gewiß ihre Wohlfahrt ve&#x017F;te gegründet,<lb/>
und ich werde &#x017F;ie wieder &#x017F;ehen, als vollendete Ge-<lb/>
rechte, in deinen ewigen Wohnungen. Wir wer-<lb/>
den uns gemein&#x017F;chaftlich denn freuen, mit himmli-<lb/>
&#x017F;chen Freuden und dir jauchzen, daß du &#x017F;o wohl<lb/>
an uns gethan ha&#x017F;t. Amen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq">IV.</hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">G</hi>ott, der Men&#x017F;chen Herzen &#x017F;tehen in deiner Ge-<lb/>
walt, du kann&#x017F;t &#x017F;ie lenken wie Wa&#x017F;&#x017F;erbäche.<lb/>
Neige das Herz anderer Men&#x017F;chen zur Liebe, zur<lb/>
Vor&#x017F;orge, zum Wohlthun gegen meine Kinder, da<lb/>
du ihnen itzo nach deiner Weisheit, durch meinen<lb/>
Tod, meinen Dien&#x017F;t, meine zärtliche Sorge für<lb/>
&#x017F;ie, entziehe&#x017F;t. Erwecke redliche Werkzeuge, die &#x017F;ich<lb/>
die wahre Wohlfahrt der Geliebte&#x017F;ten meines Herzens<lb/>
treu angelegen &#x017F;eyn la&#x017F;&#x017F;en. Jch &#x017F;terbe, Gott des<lb/>
Friedens! &#x017F;ey mit meinen &#x017F;on&#x017F;t verla&#x017F;&#x017F;enen Wai&#x017F;en.</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Sorge doch für meine Kinder</l><lb/>
            <l>Nimm dich ihrer gnädig an</l><lb/>
            <l>Ob &#x017F;ie gleich vor dir &#x017F;ind Sünder,</l><lb/>
            <l>Sind &#x017F;ie dir doch zugethan,</l><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[112/0114] gezeuget werden. Noch iſt ihr Herze in der Er- kenntniß göttlicher Wahrheit, im Eifer für die Tu- gend, im Abſcheu vor der Sünde, ſo nicht geſtär- ket, daß ich ſie ſicher halten könnte, vor allen Ab- wegen, die zum Verderben führen. Ach Vater! erbarme dich ihrer. Höre mein Gebet, daß ich in der Angſt des Todes, mit ſterbenden Lippen vor dich bringe. Deinen Geiſt, den guten und heili- gen Geiſt, ſeine Kraft, ſeine mächtige Wirkungen nimm nie aus ihren Herzen. Wie die reine, und unſchuldvolle Jugend Jeſu, ſey ihre Jugend. An Weisheit, die vom Himmel ſtammet, an Gnade bey dir, o Gott! laß ſie zunehmen, wie am Al- ter. Da iſt gewiß ihre Wohlfahrt veſte gegründet, und ich werde ſie wieder ſehen, als vollendete Ge- rechte, in deinen ewigen Wohnungen. Wir wer- den uns gemeinſchaftlich denn freuen, mit himmli- ſchen Freuden und dir jauchzen, daß du ſo wohl an uns gethan haſt. Amen. IV. Gott, der Menſchen Herzen ſtehen in deiner Ge- walt, du kannſt ſie lenken wie Waſſerbäche. Neige das Herz anderer Menſchen zur Liebe, zur Vorſorge, zum Wohlthun gegen meine Kinder, da du ihnen itzo nach deiner Weisheit, durch meinen Tod, meinen Dienſt, meine zärtliche Sorge für ſie, entzieheſt. Erwecke redliche Werkzeuge, die ſich die wahre Wohlfahrt der Geliebteſten meines Herzens treu angelegen ſeyn laſſen. Jch ſterbe, Gott des Friedens! ſey mit meinen ſonſt verlaſſenen Waiſen. Sorge doch für meine Kinder Nimm dich ihrer gnädig an Ob ſie gleich vor dir ſind Sünder, Sind ſie dir doch zugethan, Und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_sammlung_1778
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_sammlung_1778/114
Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Sammlung einiger Gebete auf die wichtigsten Angelegenheiten des menschlichen Lebens. Leipzig, 1778, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_sammlung_1778/114>, abgerufen am 14.08.2024.