Lehmann, Rudolf: Deutsche Poetik. München, 1908.ple_089.001 "Tropen" als Mittel, um die sinnliche Anschaulichkeit der Darstellung zu ple_089.006 erhöhen. (So z. B. Wackernagel, Poetik S. 380, 395.) [Annotation] In Wirklichkeit enthalten ple_089.007 die meisten Metaphern, sicher aber jeder ausgeführte Vergleich, eine ple_089.008 Reihe von Anschauungselementen, die, wenn die Phantasie ihnen nachgehen ple_089.009 würde, von dem Vergleichspunkt abziehen und somit die innere ple_089.010 Anschauung des Zusammenhangs stören, ja vernichten müßte. [Annotation] Die vielgepriesenen ple_089.011 homerischen Gleichnisse, die an sich genommen durch die ple_089.012 lebendige Anschaulichkeit, mit der sie bis ins einzelne durchgeführt sind, ple_089.013 gewiß künstlerisch wirken, lenken eben hierdurch Phantasie und Aufmerksamkeit ple_089.014 von dem Gang der Erzählung ab und retardieren nicht bloß, sondern ple_089.015 hemmen bisweilen geradezu. Der historisch Geschulte vermag sich ple_089.016 zwar soweit in den homerischen Stil hineinzuleben, daß ihm die Störung ple_089.017 nicht zum Bewußtsein kommt, aber dem ungeduldig vorwärtsdrängenden ple_089.018 Temperament des modernen Lesers wäre eine ähnliche Darstellung bei ple_089.019 einem zeitgenössischen Schriftsteller sicher unerträglich.2) Die Metapher, ple_089.020 weil sie nur die Abbreviatur eines Vergleichs ist und nur die Vergleichspunkte ple_089.021 selbst zur Anschauung bringt, unterliegt diesem Bedenken nicht ple_089.022 in gleichem Maße. [Annotation] Gleichwohl wäre es unmöglich, einem Gedankengang, ple_089.023 der durch eine Reihe von metaphorischen Bildern ausgedrückt ist, zu folgen, ple_089.024 wenn diese Bilder einzeln zu bewußter Anschauung kämen. [Annotation] 3) Man versuche ple_089.025 es nur einmal etwa mit der Stelle des zweiten Faustmonologs, die ple_089.026 mit den Worten beginnt: "Des Geistes Flutstrom ebbet nach und nach," [Annotation] -- ple_089.027 und dabei sind die Bilder hier in gewisser Weise übereinstimmend und ple_089.028 eines entwickelt sich aus dem anderen, so daß von einer fehlerhaften ple_089.029 Häufung nicht die Rede sein kann. [Annotation] Ja, die zu Ende gedachte, ins sinnlich 1) ple_089.030 Über den psychologischen Ursprung der Metapher siehe Richard M. Meyer, ple_089.031 Stilistik, in diesem Handbuch III S. 124. [Annotation] 2) ple_089.032 Daher urteilt Gerber, "Die Sprache als Kunst" II S. 108, ganz richtig: "Die Freude ple_089.033 an der Darstellung selbst läßt leicht den Künstler vergessen, daß sein Bild der Rede nur ple_089.034 dienen soll, und schafft Schilderungen, welche sich fast selbständig behaupten können", ple_089.035 und er gibt im folgenden einige schlagende Beispiele aus dem Homer. 3) ple_089.036
Schon Schopenhauer hat hier das Richtige gesehen und zutreffend formuliert: ple_089.037 "Übersetzten wir etwa, während der andere spricht, seine Rede in Bilder der Phantasie, ple_089.038 die blitzschnell an uns vorüberfliegen und sich bewegen, verketten, umgestalten und ausmalen, ple_089.039 gemäß den hinzuströmenden Worten und grammatischen Flexionen, -- welch ein ple_089.040 Tumult wäre dann in unserm Kopfe während des Anhörens einer Rede oder des Lesens ple_089.041 eines Buches! So geschieht es keineswegs. Der Sinn der Rede wird unmittelbar vernommen, ple_089.042 genau und bestimmt aufgefaßt, ohne daß in der Regel Phantasien sich einmengten. ple_089.043 Es ist die Vernunft, die zur Vernunft spricht, sich in ihrem Gebiete hält, und ple_089.044 was sie mitteilt und empfängt, sind abstrakte Begriffe, nicht anschauliche Vorstellungen." ple_089.001 „Tropen“ als Mittel, um die sinnliche Anschaulichkeit der Darstellung zu ple_089.006 erhöhen. (So z. B. Wackernagel, Poetik S. 380, 395.) [Annotation] In Wirklichkeit enthalten ple_089.007 die meisten Metaphern, sicher aber jeder ausgeführte Vergleich, eine ple_089.008 Reihe von Anschauungselementen, die, wenn die Phantasie ihnen nachgehen ple_089.009 würde, von dem Vergleichspunkt abziehen und somit die innere ple_089.010 Anschauung des Zusammenhangs stören, ja vernichten müßte. [Annotation] Die vielgepriesenen ple_089.011 homerischen Gleichnisse, die an sich genommen durch die ple_089.012 lebendige Anschaulichkeit, mit der sie bis ins einzelne durchgeführt sind, ple_089.013 gewiß künstlerisch wirken, lenken eben hierdurch Phantasie und Aufmerksamkeit ple_089.014 von dem Gang der Erzählung ab und retardieren nicht bloß, sondern ple_089.015 hemmen bisweilen geradezu. Der historisch Geschulte vermag sich ple_089.016 zwar soweit in den homerischen Stil hineinzuleben, daß ihm die Störung ple_089.017 nicht zum Bewußtsein kommt, aber dem ungeduldig vorwärtsdrängenden ple_089.018 Temperament des modernen Lesers wäre eine ähnliche Darstellung bei ple_089.019 einem zeitgenössischen Schriftsteller sicher unerträglich.2) Die Metapher, ple_089.020 weil sie nur die Abbreviatur eines Vergleichs ist und nur die Vergleichspunkte ple_089.021 selbst zur Anschauung bringt, unterliegt diesem Bedenken nicht ple_089.022 in gleichem Maße. [Annotation] Gleichwohl wäre es unmöglich, einem Gedankengang, ple_089.023 der durch eine Reihe von metaphorischen Bildern ausgedrückt ist, zu folgen, ple_089.024 wenn diese Bilder einzeln zu bewußter Anschauung kämen. [Annotation] 3) Man versuche ple_089.025 es nur einmal etwa mit der Stelle des zweiten Faustmonologs, die ple_089.026 mit den Worten beginnt: „Des Geistes Flutstrom ebbet nach und nach,“ [Annotation] — ple_089.027 und dabei sind die Bilder hier in gewisser Weise übereinstimmend und ple_089.028 eines entwickelt sich aus dem anderen, so daß von einer fehlerhaften ple_089.029 Häufung nicht die Rede sein kann. [Annotation] Ja, die zu Ende gedachte, ins sinnlich 1) ple_089.030 Über den psychologischen Ursprung der Metapher siehe Richard M. Meyer, ple_089.031 Stilistik, in diesem Handbuch III S. 124. [Annotation] 2) ple_089.032 Daher urteilt Gerber, „Die Sprache als Kunst“ II S. 108, ganz richtig: „Die Freude ple_089.033 an der Darstellung selbst läßt leicht den Künstler vergessen, daß sein Bild der Rede nur ple_089.034 dienen soll, und schafft Schilderungen, welche sich fast selbständig behaupten können“, ple_089.035 und er gibt im folgenden einige schlagende Beispiele aus dem Homer. 3) ple_089.036
Schon Schopenhauer hat hier das Richtige gesehen und zutreffend formuliert: ple_089.037 „Übersetzten wir etwa, während der andere spricht, seine Rede in Bilder der Phantasie, ple_089.038 die blitzschnell an uns vorüberfliegen und sich bewegen, verketten, umgestalten und ausmalen, ple_089.039 gemäß den hinzuströmenden Worten und grammatischen Flexionen, — welch ein ple_089.040 Tumult wäre dann in unserm Kopfe während des Anhörens einer Rede oder des Lesens ple_089.041 eines Buches! So geschieht es keineswegs. 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ple_089.001
Das Gleiche zeigt sich uns endlich, wenn wir die besonderen ple_089.002
Ausdrucksmittel der Dichtersprache betrachten, von denen Vergleichung ple_089.003
und Metapher 1) nebst ihrer Abart, der Personifikation, für ple_089.004
unsere Fragen die wichtigsten sind. Herkömmlicherweise faßt man diese ple_089.005
„Tropen“ als Mittel, um die sinnliche Anschaulichkeit der Darstellung zu ple_089.006
erhöhen. (So z. B. Wackernagel, Poetik S. 380, 395.) Quellenangabe/Person: Wackernagel; Quelle/Werk:Poetik In Wirklichkeit enthalten ple_089.007
die meisten Metaphern, sicher aber jeder ausgeführte Vergleich, eine ple_089.008
Reihe von Anschauungselementen, die, wenn die Phantasie ihnen nachgehen ple_089.009
würde, von dem Vergleichspunkt abziehen und somit die innere ple_089.010
Anschauung des Zusammenhangs stören, ja vernichten müßte. Die vielgepriesenen ple_089.011
homerischen Gleichnisse, die an sich genommen durch die ple_089.012
lebendige Anschaulichkeit, mit der sie bis ins einzelne durchgeführt sind, ple_089.013
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nicht zum Bewußtsein kommt, aber dem ungeduldig vorwärtsdrängenden ple_089.018
Temperament des modernen Lesers wäre eine ähnliche Darstellung bei ple_089.019
einem zeitgenössischen Schriftsteller sicher unerträglich. 2) Die Metapher, ple_089.020
weil sie nur die Abbreviatur eines Vergleichs ist und nur die Vergleichspunkte ple_089.021
selbst zur Anschauung bringt, unterliegt diesem Bedenken nicht ple_089.022
in gleichem Maße. Gleichwohl wäre es unmöglich, einem Gedankengang, ple_089.023
der durch eine Reihe von metaphorischen Bildern ausgedrückt ist, zu folgen, ple_089.024
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Häufung nicht die Rede sein kann. Ja, die zu Ende gedachte, ins sinnlich
1) ple_089.030
Über den psychologischen Ursprung der Metapher siehe Richard M. Meyer, ple_089.031
Stilistik, in diesem Handbuch III S. 124. Quellenangabe/Person: Richard M. Meyer; Quellenangabe/Werk: Stilistik [Handbuch des deutschen Unterrichts III] (siehe Bibliographie)
2) ple_089.032
Daher urteilt Gerber, „Die Sprache als Kunst“ II S. 108, ganz richtig: „Die Freude ple_089.033
an der Darstellung selbst läßt leicht den Künstler vergessen, daß sein Bild der Rede nur ple_089.034
dienen soll, und schafft Schilderungen, welche sich fast selbständig behaupten können“, ple_089.035
und er gibt im folgenden einige schlagende Beispiele aus dem Homer.
3) ple_089.036
Schon Schopenhauer hat hier das Richtige gesehen und zutreffend formuliert: ple_089.037
„Übersetzten wir etwa, während der andere spricht, seine Rede in Bilder der Phantasie, ple_089.038
die blitzschnell an uns vorüberfliegen und sich bewegen, verketten, umgestalten und ausmalen, ple_089.039
gemäß den hinzuströmenden Worten und grammatischen Flexionen, — welch ein ple_089.040
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eines Buches! So geschieht es keineswegs. Der Sinn der Rede wird unmittelbar vernommen, ple_089.042
genau und bestimmt aufgefaßt, ohne daß in der Regel Phantasien sich einmengten. ple_089.043
Es ist die Vernunft, die zur Vernunft spricht, sich in ihrem Gebiete hält, und ple_089.044
was sie mitteilt und empfängt, sind abstrakte Begriffe, nicht anschauliche Vorstellungen.“
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