2) Müste man denen Geschichten allen Glau- ben absprechen, welche uns an so vielen Or- ten Gruben zeigen, wo besonders ausge- hauene Ertzte, als Eisensteine etc. in gewisser Zeit wieder nachwachsen, hierzu kommt 3) Noch die tägliche Erfahrung, da wir sehen, daß besonders Kalcksteine, Sandsteine etc. noch täglich wachsen. Die Art und Weise aber, wie solches geschiehet, wäre zu weit- läuftig hier zu erwehnen, ich verweise meine Leser hierbey besonders auf des seligen Herrn Bergrath Henckels kleine mineralogische Schriften, von Erzeugung der Steine. 4 Da das Wasser so lange über den Erdboden wäh- rende der grossen Ueberschwemmung stand, so ist ja nicht allein glaublich, sondern sogar auch nothwendig, daß es in eine grosse Tiefe den Erdboden müfte durchweicht haben, da wir sehen, wie weit auch nur ein mäßi- ger Regen von einigen Tagen in den Erdboden eindringen könne. 5) Wo will denn wohl der Herr Bertrand die Entstehung derer Flötze herleiten, ohne einzu- räumen, daß solche nach der Schöpfung erst durch Ueberschwemmungen oder Erdfälle ent- standen sind. Bey beyden Fällen muß er eingestehen, daß die Flötzschichten Anfangs weich gewesen. Jch kann nicht umhin hier meine Gedancken noch ein wenig über die Menge der Versteinerungen, sonderlich auf
Bergen,
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2) Muͤſte man denen Geſchichten allen Glau- ben abſprechen, welche uns an ſo vielen Or- ten Gruben zeigen, wo beſonders ausge- hauene Ertzte, als Eiſenſteine ꝛc. in gewiſſer Zeit wieder nachwachſen, hierzu kommt 3) Noch die taͤgliche Erfahrung, da wir ſehen, daß beſonders Kalckſteine, Sandſteine ꝛc. noch taͤglich wachſen. Die Art und Weiſe aber, wie ſolches geſchiehet, waͤre zu weit- laͤuftig hier zu erwehnen, ich verweiſe meine Leſer hierbey beſonders auf des ſeligen Herrn Bergrath Henckels kleine mineralogiſche Schriften, von Erzeugung der Steine. 4 Da das Waſſer ſo lange uͤber den Erdboden waͤh- rende der groſſen Ueberſchwemmung ſtand, ſo iſt ja nicht allein glaublich, ſondern ſogar auch nothwendig, daß es in eine groſſe Tiefe den Erdboden muͤfte durchweicht haben, da wir ſehen, wie weit auch nur ein maͤßi- ger Regen von einigen Tagen in den Erdboden eindringen koͤnne. 5) Wo will denn wohl der Herr Bertrand die Entſtehung derer Floͤtze herleiten, ohne einzu- raͤumen, daß ſolche nach der Schoͤpfung erſt durch Ueberſchwemmungen oder Erdfaͤlle ent- ſtanden ſind. Bey beyden Faͤllen muß er eingeſtehen, daß die Floͤtzſchichten Anfangs weich geweſen. Jch kann nicht umhin hier meine Gedancken noch ein wenig uͤber die Menge der Verſteinerungen, ſonderlich auf
Bergen,
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2) Muͤſte man denen Geſchichten allen Glau-
ben abſprechen, welche uns an ſo vielen Or-
ten Gruben zeigen, wo beſonders ausge-
hauene Ertzte, als Eiſenſteine ꝛc. in gewiſſer
Zeit wieder nachwachſen, hierzu kommt 3)
Noch die taͤgliche Erfahrung, da wir ſehen,
daß beſonders Kalckſteine, Sandſteine ꝛc.
noch taͤglich wachſen. Die Art und Weiſe
aber, wie ſolches geſchiehet, waͤre zu weit-
laͤuftig hier zu erwehnen, ich verweiſe meine
Leſer hierbey beſonders auf des ſeligen Herrn
Bergrath Henckels kleine mineralogiſche
Schriften, von Erzeugung der Steine. 4 Da
das Waſſer ſo lange uͤber den Erdboden waͤh-
rende der groſſen Ueberſchwemmung ſtand, ſo
iſt ja nicht allein glaublich, ſondern ſogar auch
nothwendig, daß es in eine groſſe Tiefe den
Erdboden muͤfte durchweicht haben, da
wir ſehen, wie weit auch nur ein maͤßi-
ger Regen von einigen Tagen in den
Erdboden eindringen koͤnne. 5) Wo
will denn wohl der Herr Bertrand die
Entſtehung derer Floͤtze herleiten, ohne einzu-
raͤumen, daß ſolche nach der Schoͤpfung erſt
durch Ueberſchwemmungen oder Erdfaͤlle ent-
ſtanden ſind. Bey beyden Faͤllen muß er
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Lehmann, Johann Gottlob: Versuch einer Geschichte von Flötz-Gebürgen. Berlin, 1756, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehmann_versuch_1756/143>, abgerufen am 27.11.2024.
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