das Alaun-Ertzt sowohl, als das wilde dar- über liegende Alaun-Ertzt voller Selenit steckt. Und wie schön erweiset solches des berühm- ten Herrn Marggrafs, am angeführten Orte erwiesene Satz, daß alle Kalckerde, wo sie aufgelöst, und mit Vitriolsauern gesättiget wird, zu einem Seleniten werde, sogar, daß solcher auch drusig anschieße: Hier bey Freyenwalde sehen wir den deutlichen und natürlichen Erweiß davon. Es liegt der Selenit nicht allein zart eingesprengt, sondern öfters auch würcklich drusig in dem Ertzte. Wie solcher daselbst entstanden sey, wird wohl nicht erst fragenswerth seyn, weil, wie gesagt, Kalckerde daselbst genug vorhan- den, Vitriol aber in großer Menge daselbst gesotten wird, folglich häufig in diesen Flötz- Gebürgen stecket. Daß aber auch dieses Flötz seine Entstehung einer grossen Ueberschwem- mung zu dancken habe, erhellet aus denen vielen Versteinerungen, welche sich um sel- bige Gegend befinden. Man könnte mir zwar einwenden, diese Sachen könnten wohl denen öftern und starcken Ueberschwemmun- gen der vorbeyfliessenden Oder zuzuschreiben seyn. Allein, wo kommen sie denn auf de- nen höchsten daherum befindlichen Bergen, z. E. bey dem alten verstöhrten Uchtenhagen- schen Schlosse her? Siehet man hieraus nicht deutlich genug, daß auch da etwas mehr als eine blosse Austretung eines vorbey-
flies-
das Alaun-Ertzt ſowohl, als das wilde dar- uͤber liegende Alaun-Ertzt voller Selenit ſteckt. Und wie ſchoͤn erweiſet ſolches des beruͤhm- ten Herrn Marggrafs, am angefuͤhrten Orte erwieſene Satz, daß alle Kalckerde, wo ſie aufgeloͤſt, und mit Vitriolſauern geſaͤttiget wird, zu einem Seleniten werde, ſogar, daß ſolcher auch druſig anſchieße: Hier bey Freyenwalde ſehen wir den deutlichen und natuͤrlichen Erweiß davon. Es liegt der Selenit nicht allein zart eingeſprengt, ſondern oͤfters auch wuͤrcklich druſig in dem Ertzte. Wie ſolcher daſelbſt entſtanden ſey, wird wohl nicht erſt fragenswerth ſeyn, weil, wie geſagt, Kalckerde daſelbſt genug vorhan- den, Vitriol aber in großer Menge daſelbſt geſotten wird, folglich haͤufig in dieſen Floͤtz- Gebuͤrgen ſtecket. Daß aber auch dieſes Floͤtz ſeine Entſtehung einer groſſen Ueberſchwem- mung zu dancken habe, erhellet aus denen vielen Verſteinerungen, welche ſich um ſel- bige Gegend befinden. Man koͤnnte mir zwar einwenden, dieſe Sachen koͤnnten wohl denen oͤftern und ſtarcken Ueberſchwemmun- gen der vorbeyflieſſenden Oder zuzuſchreiben ſeyn. Allein, wo kommen ſie denn auf de- nen hoͤchſten daherum befindlichen Bergen, z. E. bey dem alten verſtoͤhrten Uchtenhagen- ſchen Schloſſe her? Siehet man hieraus nicht deutlich genug, daß auch da etwas mehr als eine bloſſe Austretung eines vorbey-
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das Alaun-Ertzt ſowohl, als das wilde dar-
uͤber liegende Alaun-Ertzt voller Selenit ſteckt.
Und wie ſchoͤn erweiſet ſolches des beruͤhm-
ten Herrn Marggrafs, am angefuͤhrten Orte
erwieſene Satz, daß alle Kalckerde, wo ſie
aufgeloͤſt, und mit Vitriolſauern geſaͤttiget
wird, zu einem Seleniten werde, ſogar, daß
ſolcher auch druſig anſchieße: Hier bey
Freyenwalde ſehen wir den deutlichen und
natuͤrlichen Erweiß davon. Es liegt der
Selenit nicht allein zart eingeſprengt, ſondern
oͤfters auch wuͤrcklich druſig in dem Ertzte.
Wie ſolcher daſelbſt entſtanden ſey, wird
wohl nicht erſt fragenswerth ſeyn, weil, wie
geſagt, Kalckerde daſelbſt genug vorhan-
den, Vitriol aber in großer Menge daſelbſt
geſotten wird, folglich haͤufig in dieſen Floͤtz-
Gebuͤrgen ſtecket. Daß aber auch dieſes Floͤtz
ſeine Entſtehung einer groſſen Ueberſchwem-
mung zu dancken habe, erhellet aus denen
vielen Verſteinerungen, welche ſich um ſel-
bige Gegend befinden. Man koͤnnte mir
zwar einwenden, dieſe Sachen koͤnnten wohl
denen oͤftern und ſtarcken Ueberſchwemmun-
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ſeyn. Allein, wo kommen ſie denn auf de-
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Lehmann, Johann Gottlob: Versuch einer Geschichte von Flötz-Gebürgen. Berlin, 1756, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehmann_versuch_1756/248>, abgerufen am 16.02.2025.
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