dem Patriarchen Theophilus vernichtet. Der Verlust dieser unersetz- lichen Schätze des Geistes wurde tief empfunden.
Mit der Gründung von Alexandria und der Verlegung der könig- lichen Residenz aus dem engen vom Weltverkehr abgeschiedenen Nil- thale an die Meeresküste vollzog sich in Egypten einer der be- deutendsten Abschnitte seiner Geschichte. Die Politik der Landes- abschliessung, die Jahrtausende hindurch als die höchste Leistung der Staatskunst betrachtet wurde, wenngleich sie unter despotischem Drucke kaum mehr als den nationalen Charakter des Landes zu wahren vermochte, schlug nun in das gerade Gegentheil um; der frische Hauch des griechischen Geistes drängte nach auswärts, belebte den See- handel und häufte die Reichthümer Alexandrias.
Die Anfänge der egyptischen Staatsbildung liegen in vorhistorischen Zeiten. Geschichtliche Anknüpfungspunkte reichen beiläufig bis zum Jahre 3180 v. Chr. Damals unterwarf König Mena von Nordegypten das südliche Land und gründete Memphis. Er wird als der Begründer der ersten Königsdynastie von Egypten betrachtet. Unter seiner Herrschaft blühte bereits Kunst und Industrie, so dass ungeheure Zeiträume verflossen sein mussten, bis die Entwicklung der Cultur diese Höhe erreichen konnte. Die Dauer dieser Zeitläufe entzieht sich aber dem Geiste des Forschers. Noch älter als Memphis scheint indessen die berühmte Ammonstadt Theben (seit 2130 die Hauptstadt) zu sein, die von den Alten für die älteste Stadt der Welt gehalten wurde. Von Theben sind uns die zahlreichsten und gewaltigsten Tempel, Ruinen, Sphinxen, Kolosse, Gräber und andere Denkmäler erhalten geblieben.
Der ersten folgen noch weitere 25 Dynastien, deren zahlreiche Herrscher, die Pharaonen, häufig Eroberungszüge nach dem afrikanischen Süden und nach Asien unternahmen, ohne aber dauernden Besitz dort zu erreichen. Die für die egyptische Kunst fruchtbarste, wenngleich nicht die glanzvollste Periode erblühte unter Ramses II., der nach seinen erfolgreichen Eroberungszügen nach Indien, Skythien, Kaukasus, Thrakien, Syrien 49 Jahre den Werken des Friedens widmete. Seinen Canalbau, der den Nil mit dem Rothen Meere verband, haben wir im vor- hergehenden Abschnitte erwähnt, aber auch sonst entstanden unter seiner Regierung grossartige Bauwerke in einer Zahl, wie unter keinem seiner Vorfahren. Aber bald nach seinem Tode begann der Verfall des Reiches; das geknechtete Volk war er- mattet und so vermochte es 728 v. Chr. dem Könige Sabakos von Aethiopien nicht zu widerstehen. 670 fiel auch die äthiopische Dynastie unter den Streichen der eingefallenen Assyrer, welch letztere indes im Jahre 645 durch den Egypter Psam- metich vertrieben wurden. Dieser war der Ahnherr der 26. und letzten Herrscher- dynastie, unter welcher ein langentbehrter Wohlstand das Land beglückte. Da fielen die Perser ein, Psammetich III. ward 525 bei Pelusium geschlagen, die Hauptstadt Memphis fiel, und Egyptens Selbständigkeit ward unter ihren Trümmern begraben.
Der Vernichtungsschlag, welchen Alexander von Makedonien dem Perserreiche versetzte, erdröhnte auch auf egyptischem Boden. Die Perser wurden vertrieben und 332 v. Chr. pflanzte Alexander im Lande der Pharaonen das Banner seiner Herrschaft auf. Nach dessen Tode riss sein Feldherr Ptolemäus das Königthum
Das Mittelmeerbecken.
dem Patriarchen Theophilus vernichtet. Der Verlust dieser unersetz- lichen Schätze des Geistes wurde tief empfunden.
Mit der Gründung von Alexandria und der Verlegung der könig- lichen Residenz aus dem engen vom Weltverkehr abgeschiedenen Nil- thale an die Meeresküste vollzog sich in Egypten einer der be- deutendsten Abschnitte seiner Geschichte. Die Politik der Landes- abschliessung, die Jahrtausende hindurch als die höchste Leistung der Staatskunst betrachtet wurde, wenngleich sie unter despotischem Drucke kaum mehr als den nationalen Charakter des Landes zu wahren vermochte, schlug nun in das gerade Gegentheil um; der frische Hauch des griechischen Geistes drängte nach auswärts, belebte den See- handel und häufte die Reichthümer Alexandrias.
Die Anfänge der egyptischen Staatsbildung liegen in vorhistorischen Zeiten. Geschichtliche Anknüpfungspunkte reichen beiläufig bis zum Jahre 3180 v. Chr. Damals unterwarf König Mena von Nordegypten das südliche Land und gründete Memphis. Er wird als der Begründer der ersten Königsdynastie von Egypten betrachtet. Unter seiner Herrschaft blühte bereits Kunst und Industrie, so dass ungeheure Zeiträume verflossen sein mussten, bis die Entwicklung der Cultur diese Höhe erreichen konnte. Die Dauer dieser Zeitläufe entzieht sich aber dem Geiste des Forschers. Noch älter als Memphis scheint indessen die berühmte Ammonstadt Theben (seit 2130 die Hauptstadt) zu sein, die von den Alten für die älteste Stadt der Welt gehalten wurde. Von Theben sind uns die zahlreichsten und gewaltigsten Tempel, Ruinen, Sphinxen, Kolosse, Gräber und andere Denkmäler erhalten geblieben.
Der ersten folgen noch weitere 25 Dynastien, deren zahlreiche Herrscher, die Pharaonen, häufig Eroberungszüge nach dem afrikanischen Süden und nach Asien unternahmen, ohne aber dauernden Besitz dort zu erreichen. Die für die egyptische Kunst fruchtbarste, wenngleich nicht die glanzvollste Periode erblühte unter Ramses II., der nach seinen erfolgreichen Eroberungszügen nach Indien, Skythien, Kaukasus, Thrakien, Syrien 49 Jahre den Werken des Friedens widmete. Seinen Canalbau, der den Nil mit dem Rothen Meere verband, haben wir im vor- hergehenden Abschnitte erwähnt, aber auch sonst entstanden unter seiner Regierung grossartige Bauwerke in einer Zahl, wie unter keinem seiner Vorfahren. Aber bald nach seinem Tode begann der Verfall des Reiches; das geknechtete Volk war er- mattet und so vermochte es 728 v. Chr. dem Könige Sabakos von Aethiopien nicht zu widerstehen. 670 fiel auch die äthiopische Dynastie unter den Streichen der eingefallenen Assyrer, welch letztere indes im Jahre 645 durch den Egypter Psam- metich vertrieben wurden. Dieser war der Ahnherr der 26. und letzten Herrscher- dynastie, unter welcher ein langentbehrter Wohlstand das Land beglückte. Da fielen die Perser ein, Psammetich III. ward 525 bei Pelusium geschlagen, die Hauptstadt Memphis fiel, und Egyptens Selbständigkeit ward unter ihren Trümmern begraben.
Der Vernichtungsschlag, welchen Alexander von Makedonien dem Perserreiche versetzte, erdröhnte auch auf egyptischem Boden. Die Perser wurden vertrieben und 332 v. Chr. pflanzte Alexander im Lande der Pharaonen das Banner seiner Herrschaft auf. Nach dessen Tode riss sein Feldherr Ptolemäus das Königthum
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Das Mittelmeerbecken.
dem Patriarchen Theophilus vernichtet. Der Verlust dieser unersetz-
lichen Schätze des Geistes wurde tief empfunden.
Mit der Gründung von Alexandria und der Verlegung der könig-
lichen Residenz aus dem engen vom Weltverkehr abgeschiedenen Nil-
thale an die Meeresküste vollzog sich in Egypten einer der be-
deutendsten Abschnitte seiner Geschichte. Die Politik der Landes-
abschliessung, die Jahrtausende hindurch als die höchste Leistung der
Staatskunst betrachtet wurde, wenngleich sie unter despotischem
Drucke kaum mehr als den nationalen Charakter des Landes zu wahren
vermochte, schlug nun in das gerade Gegentheil um; der frische Hauch
des griechischen Geistes drängte nach auswärts, belebte den See-
handel und häufte die Reichthümer Alexandrias.
Die Anfänge der egyptischen Staatsbildung liegen in vorhistorischen Zeiten.
Geschichtliche Anknüpfungspunkte reichen beiläufig bis zum Jahre 3180 v. Chr.
Damals unterwarf König Mena von Nordegypten das südliche Land und gründete
Memphis. Er wird als der Begründer der ersten Königsdynastie von Egypten
betrachtet. Unter seiner Herrschaft blühte bereits Kunst und Industrie, so dass
ungeheure Zeiträume verflossen sein mussten, bis die Entwicklung der Cultur diese
Höhe erreichen konnte. Die Dauer dieser Zeitläufe entzieht sich aber dem Geiste des
Forschers. Noch älter als Memphis scheint indessen die berühmte Ammonstadt
Theben (seit 2130 die Hauptstadt) zu sein, die von den Alten für die älteste Stadt
der Welt gehalten wurde. Von Theben sind uns die zahlreichsten und gewaltigsten
Tempel, Ruinen, Sphinxen, Kolosse, Gräber und andere Denkmäler erhalten
geblieben.
Der ersten folgen noch weitere 25 Dynastien, deren zahlreiche Herrscher,
die Pharaonen, häufig Eroberungszüge nach dem afrikanischen Süden und nach
Asien unternahmen, ohne aber dauernden Besitz dort zu erreichen. Die für die
egyptische Kunst fruchtbarste, wenngleich nicht die glanzvollste Periode erblühte
unter Ramses II., der nach seinen erfolgreichen Eroberungszügen nach Indien,
Skythien, Kaukasus, Thrakien, Syrien 49 Jahre den Werken des Friedens widmete.
Seinen Canalbau, der den Nil mit dem Rothen Meere verband, haben wir im vor-
hergehenden Abschnitte erwähnt, aber auch sonst entstanden unter seiner Regierung
grossartige Bauwerke in einer Zahl, wie unter keinem seiner Vorfahren. Aber bald
nach seinem Tode begann der Verfall des Reiches; das geknechtete Volk war er-
mattet und so vermochte es 728 v. Chr. dem Könige Sabakos von Aethiopien nicht
zu widerstehen. 670 fiel auch die äthiopische Dynastie unter den Streichen der
eingefallenen Assyrer, welch letztere indes im Jahre 645 durch den Egypter Psam-
metich vertrieben wurden. Dieser war der Ahnherr der 26. und letzten Herrscher-
dynastie, unter welcher ein langentbehrter Wohlstand das Land beglückte. Da fielen
die Perser ein, Psammetich III. ward 525 bei Pelusium geschlagen, die Hauptstadt
Memphis fiel, und Egyptens Selbständigkeit ward unter ihren Trümmern begraben.
Der Vernichtungsschlag, welchen Alexander von Makedonien dem Perserreiche
versetzte, erdröhnte auch auf egyptischem Boden. Die Perser wurden vertrieben
und 332 v. Chr. pflanzte Alexander im Lande der Pharaonen das Banner seiner
Herrschaft auf. Nach dessen Tode riss sein Feldherr Ptolemäus das Königthum
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/300>, abgerufen am 22.11.2024.
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