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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Algier.

Kaum irgendwo anders stossen die Bestrebungen für die Ent-
wicklung eines Landes auf härteren Widerstand als gerade in jenen
Gebieten, auf welchen schon im Alterthume Stätten der Cultur er-
blühten.

Das heutige Algerien, welches die drei französischen Provinzen
Constantine, Algier und Oran umfasst, zählt zu diesen nur nach
langen und blutigen Kämpfen der modernen Cultur gewonnenen Län-
dern. Frankreich leistete dort im feindselig gehüteten Küstengebiete
sowohl wie in den düsteren Schluchten des Atlas und am unwirth-
lichen Wüstenrande ein bewunderungswürdiges Colonisationswerk,
das bereits jetzt Früchte zu reifen beginnt.

Nach der Eroberung durch die Römer bildete Algier die Provinzen Numidien
und Mauretania Caesariensis, verfiel aber nach dem Einfall der Vandalen und Araber
wieder in vollständige Barbarei. Erst im X. Jahrhundert unserer Zeitrechnung
wurde unter dem arabischen Fürsten Zeiri an Stelle des alten Icosiums die Stadt
Al-Dschesair (die Siegreiche) das heutige Algier gegründet. Die Provinz gerieth
jedoch im XII. Jahrhundert für mehr als 100 Jahre unter marokkanische Herr-
schaft, zerfiel alsdann in verschiedene Gebiete, wobei Algier unter den Ziganiden
zu dem bedeutendsten derselben, dem Königreiche Tlemsen, gehörte.

Die Entwicklung und Befestigung geordneter Verhältnisse wurde aber wieder
durch die im Jahre 1492 erfolgte Vertreibung der Mauren und Juden aus Spanien
zur Unmöglichkeit gemacht, denn diese gährenden Elemente siedelten sich an den
Küstengebieten Afrikas an und überboten sich gegenseitig in Anfeindung der
Christenheit. Ihr Hauptgewerbe war die Seeräuberei.

Von den christlichen Staaten darob bedrängt, suchte und fand Algier 1516
die Hilfe der Piraten unter deren Häuptling Horuk Barbarossa gegen die Spanier.
Es fiel jedoch, nachdem dessen Emir ermordet, eben in die Hände dieser Piraten.
Dem Horuk Barbarossa, den die Spanier enthaupteten, folgte sein Bruder
Dschereddin Barbarossa, welcher sich als Sultan ausrufen liess, allein seine Selb-
ständigkeit war von geringer Dauer. Bereits 1520 ward er unter die Lehenshoheit
der Pforte gestellt.

Dschereddin, welchem zwar das Verdienst zukommt, durch die Verbindung
des vor Algier gelegenen Inselchens mit dem Festlande der Begründer des Hafens
geworden zu sein, wurde auch der eigentliche Begründer der berüchtigten algeri-

Algier.

Kaum irgendwo anders stossen die Bestrebungen für die Ent-
wicklung eines Landes auf härteren Widerstand als gerade in jenen
Gebieten, auf welchen schon im Alterthume Stätten der Cultur er-
blühten.

Das heutige Algerien, welches die drei französischen Provinzen
Constantine, Algier und Oran umfasst, zählt zu diesen nur nach
langen und blutigen Kämpfen der modernen Cultur gewonnenen Län-
dern. Frankreich leistete dort im feindselig gehüteten Küstengebiete
sowohl wie in den düsteren Schluchten des Atlas und am unwirth-
lichen Wüstenrande ein bewunderungswürdiges Colonisationswerk,
das bereits jetzt Früchte zu reifen beginnt.

Nach der Eroberung durch die Römer bildete Algier die Provinzen Numidien
und Mauretania Caesariensis, verfiel aber nach dem Einfall der Vandalen und Araber
wieder in vollständige Barbarei. Erst im X. Jahrhundert unserer Zeitrechnung
wurde unter dem arabischen Fürsten Zeiri an Stelle des alten Icosiums die Stadt
Al-Dschesaïr (die Siegreiche) das heutige Algier gegründet. Die Provinz gerieth
jedoch im XII. Jahrhundert für mehr als 100 Jahre unter marokkanische Herr-
schaft, zerfiel alsdann in verschiedene Gebiete, wobei Algier unter den Ziganiden
zu dem bedeutendsten derselben, dem Königreiche Tlemsen, gehörte.

Die Entwicklung und Befestigung geordneter Verhältnisse wurde aber wieder
durch die im Jahre 1492 erfolgte Vertreibung der Mauren und Juden aus Spanien
zur Unmöglichkeit gemacht, denn diese gährenden Elemente siedelten sich an den
Küstengebieten Afrikas an und überboten sich gegenseitig in Anfeindung der
Christenheit. Ihr Hauptgewerbe war die Seeräuberei.

Von den christlichen Staaten darob bedrängt, suchte und fand Algier 1516
die Hilfe der Piraten unter deren Häuptling Horuk Barbarossa gegen die Spanier.
Es fiel jedoch, nachdem dessen Emir ermordet, eben in die Hände dieser Piraten.
Dem Horuk Barbarossa, den die Spanier enthaupteten, folgte sein Bruder
Dschereddin Barbarossa, welcher sich als Sultan ausrufen liess, allein seine Selb-
ständigkeit war von geringer Dauer. Bereits 1520 ward er unter die Lehenshoheit
der Pforte gestellt.

Dschereddin, welchem zwar das Verdienst zukommt, durch die Verbindung
des vor Algier gelegenen Inselchens mit dem Festlande der Begründer des Hafens
geworden zu sein, wurde auch der eigentliche Begründer der berüchtigten algeri-

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. [420]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/440>, abgerufen am 22.11.2024.