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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Kopenhagen.
steht die Börse, mit ihrer Hauptfront hart an den Canal herantretend;
ein origineller Barockstylbau, der durch die abenteuerliche Form des
ihn krönenden Thurmes -- vier auf dem Bauche liegende Drachen,
deren Schwänze in inniger Verschlingung himmelanstreben -- be-
sonders auffällt.

Vor dem Haupteingange der Schlossruine auf dem geräumigen
Platze, der sich bis an den die Insel umfangenden Canal ausdehnt,
steht das Reiterstandbild Friedrich's VII., des "Vaters des Volkes", wie
ihn die Geschichte nennt.

Südwestlich des Schlosses liegt jenseits des Frederiksholm-
canals das höchst interessante Prindsens-Palais, welches gegenwärtig
ausschliesslich als Museum dient. In diesem Gebäude sind fünf be-
deutende Sammlungen untergebracht, von welchen insbesondere das
Museum nordischer Alterthümer (Nordiske Oldsager) eines der
umfangreichsten ist, welche für die skandinavische und altgermanische
Culturgeschichte existiren, und etwa 40.000 Objecte von unschätz-
barem Werthe enthält. Die Sammlung ist für die prähistorische Zeit
die bedeutendste der Erde.

Von ausserordentlichem Interesse ist das ethnographische
Museum
, eines der grossartigsten in Europa; es füllt nicht weniger
als 35 Säle und verdankt seine Entstehung dem 1865 gestorbenen
Conferenzrathe Thomsen. Auch bei dieser Sammlung sind die nordi-
schen Länder, selbst Grönland, besonders vertreten. Im selben
Palais ist ferner die etwa 80.000 Blätter zählende königliche Kupfer-
stichsammlung, dann das Kunstmuseum oder Antikencabinet mit
Sculpturen und Baufragmenten aus der alten Welt, endlich das
30.000 Objecte enthaltende Münz- und Medaillen-Cabinet unter-
gebracht, alles Sammlungen allerersten Ranges.

Von dem vorerwähnten Schlossplatz der Christiansborg führt eine
breite Strasse über die Knippelsbro nach Christianshavn, dem auf
Amager liegenden Stadttheil, der durch die grosse Zahl privater
Schiffswerften und Docks, die im engen Anschluss an die ähnlichen
Etablissements der Kriegsmarine stehen, besonders ausgezeichnet ist.

Als Wahrzeichen des Stadttheiles erhebt sich aus dessen Mitte
der Thurm der Frelsers-Kirche, der Form nach einzig in seiner Art.
Eine Wendeltreppe führt aussen rund um den Thurm zu dem 90 m
hohen Belvedere, von welchem aus der Rundblick über die ganze
Stadt bis weit hinein in das Gebiet Seelands, über Aecker und
Wiesen zu den den Horizont gegen Nordwest abschliessenden Buchen-
wäldern, deren Schönheit von allen Naturfreunden in den über-

Kopenhagen.
steht die Börse, mit ihrer Hauptfront hart an den Canal herantretend;
ein origineller Barockstylbau, der durch die abenteuerliche Form des
ihn krönenden Thurmes — vier auf dem Bauche liegende Drachen,
deren Schwänze in inniger Verschlingung himmelanstreben — be-
sonders auffällt.

Vor dem Haupteingange der Schlossruine auf dem geräumigen
Platze, der sich bis an den die Insel umfangenden Canal ausdehnt,
steht das Reiterstandbild Friedrich’s VII., des „Vaters des Volkes“, wie
ihn die Geschichte nennt.

Südwestlich des Schlosses liegt jenseits des Frederiksholm-
canals das höchst interessante Prindsens-Palais, welches gegenwärtig
ausschliesslich als Museum dient. In diesem Gebäude sind fünf be-
deutende Sammlungen untergebracht, von welchen insbesondere das
Museum nordischer Alterthümer (Nordiske Oldsager) eines der
umfangreichsten ist, welche für die skandinavische und altgermanische
Culturgeschichte existiren, und etwa 40.000 Objecte von unschätz-
barem Werthe enthält. Die Sammlung ist für die prähistorische Zeit
die bedeutendste der Erde.

Von ausserordentlichem Interesse ist das ethnographische
Museum
, eines der grossartigsten in Europa; es füllt nicht weniger
als 35 Säle und verdankt seine Entstehung dem 1865 gestorbenen
Conferenzrathe Thomsen. Auch bei dieser Sammlung sind die nordi-
schen Länder, selbst Grönland, besonders vertreten. Im selben
Palais ist ferner die etwa 80.000 Blätter zählende königliche Kupfer-
stichsammlung, dann das Kunstmuseum oder Antikencabinet mit
Sculpturen und Baufragmenten aus der alten Welt, endlich das
30.000 Objecte enthaltende Münz- und Medaillen-Cabinet unter-
gebracht, alles Sammlungen allerersten Ranges.

Von dem vorerwähnten Schlossplatz der Christiansborg führt eine
breite Strasse über die Knippelsbro nach Christianshavn, dem auf
Amager liegenden Stadttheil, der durch die grosse Zahl privater
Schiffswerften und Docks, die im engen Anschluss an die ähnlichen
Etablissements der Kriegsmarine stehen, besonders ausgezeichnet ist.

Als Wahrzeichen des Stadttheiles erhebt sich aus dessen Mitte
der Thurm der Frelsers-Kirche, der Form nach einzig in seiner Art.
Eine Wendeltreppe führt aussen rund um den Thurm zu dem 90 m
hohen Belvedere, von welchem aus der Rundblick über die ganze
Stadt bis weit hinein in das Gebiet Seelands, über Aecker und
Wiesen zu den den Horizont gegen Nordwest abschliessenden Buchen-
wäldern, deren Schönheit von allen Naturfreunden in den über-

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[781/0801] Kopenhagen. steht die Börse, mit ihrer Hauptfront hart an den Canal herantretend; ein origineller Barockstylbau, der durch die abenteuerliche Form des ihn krönenden Thurmes — vier auf dem Bauche liegende Drachen, deren Schwänze in inniger Verschlingung himmelanstreben — be- sonders auffällt. Vor dem Haupteingange der Schlossruine auf dem geräumigen Platze, der sich bis an den die Insel umfangenden Canal ausdehnt, steht das Reiterstandbild Friedrich’s VII., des „Vaters des Volkes“, wie ihn die Geschichte nennt. Südwestlich des Schlosses liegt jenseits des Frederiksholm- canals das höchst interessante Prindsens-Palais, welches gegenwärtig ausschliesslich als Museum dient. In diesem Gebäude sind fünf be- deutende Sammlungen untergebracht, von welchen insbesondere das Museum nordischer Alterthümer (Nordiske Oldsager) eines der umfangreichsten ist, welche für die skandinavische und altgermanische Culturgeschichte existiren, und etwa 40.000 Objecte von unschätz- barem Werthe enthält. Die Sammlung ist für die prähistorische Zeit die bedeutendste der Erde. Von ausserordentlichem Interesse ist das ethnographische Museum, eines der grossartigsten in Europa; es füllt nicht weniger als 35 Säle und verdankt seine Entstehung dem 1865 gestorbenen Conferenzrathe Thomsen. Auch bei dieser Sammlung sind die nordi- schen Länder, selbst Grönland, besonders vertreten. Im selben Palais ist ferner die etwa 80.000 Blätter zählende königliche Kupfer- stichsammlung, dann das Kunstmuseum oder Antikencabinet mit Sculpturen und Baufragmenten aus der alten Welt, endlich das 30.000 Objecte enthaltende Münz- und Medaillen-Cabinet unter- gebracht, alles Sammlungen allerersten Ranges. Von dem vorerwähnten Schlossplatz der Christiansborg führt eine breite Strasse über die Knippelsbro nach Christianshavn, dem auf Amager liegenden Stadttheil, der durch die grosse Zahl privater Schiffswerften und Docks, die im engen Anschluss an die ähnlichen Etablissements der Kriegsmarine stehen, besonders ausgezeichnet ist. Als Wahrzeichen des Stadttheiles erhebt sich aus dessen Mitte der Thurm der Frelsers-Kirche, der Form nach einzig in seiner Art. Eine Wendeltreppe führt aussen rund um den Thurm zu dem 90 m hohen Belvedere, von welchem aus der Rundblick über die ganze Stadt bis weit hinein in das Gebiet Seelands, über Aecker und Wiesen zu den den Horizont gegen Nordwest abschliessenden Buchen- wäldern, deren Schönheit von allen Naturfreunden in den über-

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 781. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/801>, abgerufen am 22.11.2024.