der Mitte des XIV. Jahrhunderts stammt und ebenfalls reiche Kunst- objecte einschliesst, aber nicht mehr zum Gottesdienste verwendet wird. An die Südseite der Kirche grenzen die Baulichkeiten eines ehemaligen Minoritenklosters, welches gegenwärtig das Katharineum genannte Gymnasium und Realgymnasium sowie die 1620 gegründete Stadtbibliothek beherbergt; letztere enthält gegen 110.000 Bände, zahlreiche Handschriften und Porträts.
Dem XIV. Jahrhunderte enstammen die Aegidienkirche und die Jakobikirche; an das XIII. Jahrhundert erinnert die gegenwärtig als Eingangshalle des musterhaft geleiteten Hospitals zum heiligen Geist verwendete frühgothische Capelle.
Im ehemaligen Burgkloster, an dessen Stelle die 1229 von den Dominikanern besiedelte alte Burg stand, sind jetzt eine gewerbliche Mustersammlung, dann das sehenswerthe Handelsmuseum und eine Sammlung von Gypsabdrücken nach der Antike untergebracht.
Lübeck verfügt weiters über ein naturhistorisches Museum, und die dortige Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Thätigkeit besitzt sehenswerthe culturhistorische Sammlungen. Sehr geschätzt ist die ansehnliche Privatsammlung älterer holländischer und neuerer Gemälde des Herrn Consuls Harms.
An die alte Zeit erinnern unter andern das Haus der Schiffer- gesellschaft, welches die alten Compagniehäuser Lübecks veranschau- licht, und das Haus der Kaufleutecompagnie mit prächtigen Holz- schnitzarbeiten, worunter das dorthin übertragene, aus dem Jahre 1585 stammende Fredenhagen'sche Zimmer.
Am nördlichen Ende der Stadt gelangt man durch den im Jahre 1444 entstandenen Bau des Burgthores in die gartengeschmückte Umgebung. Unweit des Thores kämpfte Blücher am 6. November 1806 mit den Trümmern des bei Jena geschlagenen Heeres gegen die ihn verfolgenden französischen Marschälle Murat, Bernadotte und Soult.
Eine breite schöne Lindenallee durchschneidet heute das Schlacht- feld. Dort liegt der stille Friedhof, wo der Dichter Emanuel Geibel, ein Lübecker Kind, 1884 zur Ruhe bestattet wurde.
Die Trave windet sich in zahlreichen Krümmungen und im Unterlaufe einen ansehnlichen Küstensee bildend, in nordöstlicher Richtung dem Meere zu. Der kleine Ort Travemünde von etwa 2000 Einwohnern liegt an ihrer Mündung in der imposanten Lübecker Bucht. Das Fahrwasser von Lübeck nach Travemünde besitzt eine Längs- erstreckung von 22 km. Die Wassertiefe wurde durch Baggerung ver- grössert und beträgt auf der ganzen Strecke nirgends weniger als
Lübeck.
der Mitte des XIV. Jahrhunderts stammt und ebenfalls reiche Kunst- objecte einschliesst, aber nicht mehr zum Gottesdienste verwendet wird. An die Südseite der Kirche grenzen die Baulichkeiten eines ehemaligen Minoritenklosters, welches gegenwärtig das Katharineum genannte Gymnasium und Realgymnasium sowie die 1620 gegründete Stadtbibliothek beherbergt; letztere enthält gegen 110.000 Bände, zahlreiche Handschriften und Porträts.
Dem XIV. Jahrhunderte enstammen die Aegidienkirche und die Jakobikirche; an das XIII. Jahrhundert erinnert die gegenwärtig als Eingangshalle des musterhaft geleiteten Hospitals zum heiligen Geist verwendete frühgothische Capelle.
Im ehemaligen Burgkloster, an dessen Stelle die 1229 von den Dominikanern besiedelte alte Burg stand, sind jetzt eine gewerbliche Mustersammlung, dann das sehenswerthe Handelsmuseum und eine Sammlung von Gypsabdrücken nach der Antike untergebracht.
Lübeck verfügt weiters über ein naturhistorisches Museum, und die dortige Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Thätigkeit besitzt sehenswerthe culturhistorische Sammlungen. Sehr geschätzt ist die ansehnliche Privatsammlung älterer holländischer und neuerer Gemälde des Herrn Consuls Harms.
An die alte Zeit erinnern unter andern das Haus der Schiffer- gesellschaft, welches die alten Compagniehäuser Lübecks veranschau- licht, und das Haus der Kaufleutecompagnie mit prächtigen Holz- schnitzarbeiten, worunter das dorthin übertragene, aus dem Jahre 1585 stammende Fredenhagen’sche Zimmer.
Am nördlichen Ende der Stadt gelangt man durch den im Jahre 1444 entstandenen Bau des Burgthores in die gartengeschmückte Umgebung. Unweit des Thores kämpfte Blücher am 6. November 1806 mit den Trümmern des bei Jena geschlagenen Heeres gegen die ihn verfolgenden französischen Marschälle Murat, Bernadotte und Soult.
Eine breite schöne Lindenallee durchschneidet heute das Schlacht- feld. Dort liegt der stille Friedhof, wo der Dichter Emanuel Geibel, ein Lübecker Kind, 1884 zur Ruhe bestattet wurde.
Die Trave windet sich in zahlreichen Krümmungen und im Unterlaufe einen ansehnlichen Küstensee bildend, in nordöstlicher Richtung dem Meere zu. Der kleine Ort Travemünde von etwa 2000 Einwohnern liegt an ihrer Mündung in der imposanten Lübecker Bucht. Das Fahrwasser von Lübeck nach Travemünde besitzt eine Längs- erstreckung von 22 km. Die Wassertiefe wurde durch Baggerung ver- grössert und beträgt auf der ganzen Strecke nirgends weniger als
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Lübeck.
der Mitte des XIV. Jahrhunderts stammt und ebenfalls reiche Kunst-
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wird. An die Südseite der Kirche grenzen die Baulichkeiten eines
ehemaligen Minoritenklosters, welches gegenwärtig das Katharineum
genannte Gymnasium und Realgymnasium sowie die 1620 gegründete
Stadtbibliothek beherbergt; letztere enthält gegen 110.000 Bände,
zahlreiche Handschriften und Porträts.
Dem XIV. Jahrhunderte enstammen die Aegidienkirche und die
Jakobikirche; an das XIII. Jahrhundert erinnert die gegenwärtig als
Eingangshalle des musterhaft geleiteten Hospitals zum heiligen Geist
verwendete frühgothische Capelle.
Im ehemaligen Burgkloster, an dessen Stelle die 1229 von den
Dominikanern besiedelte alte Burg stand, sind jetzt eine gewerbliche
Mustersammlung, dann das sehenswerthe Handelsmuseum und eine
Sammlung von Gypsabdrücken nach der Antike untergebracht.
Lübeck verfügt weiters über ein naturhistorisches Museum, und
die dortige Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Thätigkeit
besitzt sehenswerthe culturhistorische Sammlungen. Sehr geschätzt ist
die ansehnliche Privatsammlung älterer holländischer und neuerer
Gemälde des Herrn Consuls Harms.
An die alte Zeit erinnern unter andern das Haus der Schiffer-
gesellschaft, welches die alten Compagniehäuser Lübecks veranschau-
licht, und das Haus der Kaufleutecompagnie mit prächtigen Holz-
schnitzarbeiten, worunter das dorthin übertragene, aus dem Jahre 1585
stammende Fredenhagen’sche Zimmer.
Am nördlichen Ende der Stadt gelangt man durch den im Jahre
1444 entstandenen Bau des Burgthores in die gartengeschmückte
Umgebung. Unweit des Thores kämpfte Blücher am 6. November
1806 mit den Trümmern des bei Jena geschlagenen Heeres gegen die
ihn verfolgenden französischen Marschälle Murat, Bernadotte und Soult.
Eine breite schöne Lindenallee durchschneidet heute das Schlacht-
feld. Dort liegt der stille Friedhof, wo der Dichter Emanuel Geibel,
ein Lübecker Kind, 1884 zur Ruhe bestattet wurde.
Die Trave windet sich in zahlreichen Krümmungen und im
Unterlaufe einen ansehnlichen Küstensee bildend, in nordöstlicher
Richtung dem Meere zu. Der kleine Ort Travemünde von etwa 2000
Einwohnern liegt an ihrer Mündung in der imposanten Lübecker Bucht.
Das Fahrwasser von Lübeck nach Travemünde besitzt eine Längs-
erstreckung von 22 km. Die Wassertiefe wurde durch Baggerung ver-
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 807. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/827>, abgerufen am 22.11.2024.
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