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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Patras und der Canal von Korinth.
Reste einige dort aufgefundene Marmorplatten und Säulentrümmer ge-
halten werden. Die zunächst rieselnde Quelle gilt als das berühmte
Orakel derselben Göttin.

Von den einstigen Befestigungswerken ist gegenwärtig nur das
alte venetianisch-türkische Kastell, wenngleich in verwahrlostem Zu-
stande, erhalten.

Patras ist der Sitz des Nomarchen von Achaia-Elis und eines
griechischen Erzbischofs.

Seitdem der Ausbau und die Erweiterung der peloponnesischen
Bahnen in Angriff genommen wurde, hat die griechische Regierung
in den grösseren Handelsplätzen, wie in Patras, Katakolo u. a., nicht
unbedeutende Hafenanlagen geschaffen, welche dem Seeverkehre sehr
zu Nutzen kommen. Patras erhielt, wie unser Plan zeigt, einen
schönen Hafen von ausreichender Quaientwicklung und vollkommenen
Schutz gegen äussere Winde. Die Herstellungskosten derselben be-
ziffern sich auf mehr als 6 Millionen Francs.

Unter den circa 25.000 Einwohnern der Stadt herrscht natürlich
das Griechenthum vor, doch haben sich viele Deutsche und einige
englische Kaufherren dort niedergelassen.

Patras ist die zweitgrösste Stadt Griechenlands und gleichzeitig
einer der ersten Handelsplätze dieses Staates, weil auf den umliegen-
den Theilen des Festlandes und auf den benachbarten Inseln die Ab-
art der kernlosen Rebe wächst, deren getrocknete Früchte als kleine
Rosine oder Korinthe (in Süddeutschland und Oesterreich "Weinberl"
genannt) in den Handel kommen. Die Korinthen liefern mehr als die
Hälfte des Werthes der gesammten Ausfuhr Griechenlands, das ganze
Wohl und Wehe des Handels von Patras hängt von dem Ertrage der
Korinthenernte und von dem Preise dieses Artikels auf dem Welt-
markte ab.

Von Patras wurden 1888 413.380 q (oder 41.338 t) direct ins Ausland ver-
schifft, welche einen Werth von 15,783.401 Drachmen (= Francs) hatten. Aber im
Korinthenhandel herrscht seit 1888 eine schwere Krisis, weil Frankreich, ein Haupt-
abnehmer dieser Frucht, zum Schutze seines Weinbaues den Einfuhrzoll auf
Korinthen bedeutend erhöht hat. Dadurch stockt auch der Einfuhrhandel, denn
die anderen Ausfuhrartikel von Patras, die das Capital zum Ankaufe fremder
Waaren liefern müssen, treten hinter den Korinthen vollständig zurück. Man
exportirte 1888 aus Patras 10.200 q (Werth 256.870 Drachmen) Valonea nach
England und Triest und um 108.180 Drachmen Wein.

In der Einfuhr ist am wichtigsten Getreide, wovon 1888 im Specialhandel
285.000 q im Werthe von 6,521.205 Drachmen nach Patras gelangten. Das Ge-
treide stammt aus Russland; es wird in den zahlreichen Mühlen des Hafens zu
Mehl verarbeitet, und dieses wird nach anderen Gebieten Griechenlands ausgeführt.

Patras und der Canal von Korinth.
Reste einige dort aufgefundene Marmorplatten und Säulentrümmer ge-
halten werden. Die zunächst rieselnde Quelle gilt als das berühmte
Orakel derselben Göttin.

Von den einstigen Befestigungswerken ist gegenwärtig nur das
alte venetianisch-türkische Kastell, wenngleich in verwahrlostem Zu-
stande, erhalten.

Patras ist der Sitz des Nomarchen von Achaia-Elis und eines
griechischen Erzbischofs.

Seitdem der Ausbau und die Erweiterung der peloponnesischen
Bahnen in Angriff genommen wurde, hat die griechische Regierung
in den grösseren Handelsplätzen, wie in Patras, Katakolo u. a., nicht
unbedeutende Hafenanlagen geschaffen, welche dem Seeverkehre sehr
zu Nutzen kommen. Patras erhielt, wie unser Plan zeigt, einen
schönen Hafen von ausreichender Quaientwicklung und vollkommenen
Schutz gegen äussere Winde. Die Herstellungskosten derselben be-
ziffern sich auf mehr als 6 Millionen Francs.

Unter den circa 25.000 Einwohnern der Stadt herrscht natürlich
das Griechenthum vor, doch haben sich viele Deutsche und einige
englische Kaufherren dort niedergelassen.

Patras ist die zweitgrösste Stadt Griechenlands und gleichzeitig
einer der ersten Handelsplätze dieses Staates, weil auf den umliegen-
den Theilen des Festlandes und auf den benachbarten Inseln die Ab-
art der kernlosen Rebe wächst, deren getrocknete Früchte als kleine
Rosine oder Korinthe (in Süddeutschland und Oesterreich „Weinberl“
genannt) in den Handel kommen. Die Korinthen liefern mehr als die
Hälfte des Werthes der gesammten Ausfuhr Griechenlands, das ganze
Wohl und Wehe des Handels von Patras hängt von dem Ertrage der
Korinthenernte und von dem Preise dieses Artikels auf dem Welt-
markte ab.

Von Patras wurden 1888 413.380 q (oder 41.338 t) direct ins Ausland ver-
schifft, welche einen Werth von 15,783.401 Drachmen (= Francs) hatten. Aber im
Korinthenhandel herrscht seit 1888 eine schwere Krisis, weil Frankreich, ein Haupt-
abnehmer dieser Frucht, zum Schutze seines Weinbaues den Einfuhrzoll auf
Korinthen bedeutend erhöht hat. Dadurch stockt auch der Einfuhrhandel, denn
die anderen Ausfuhrartikel von Patras, die das Capital zum Ankaufe fremder
Waaren liefern müssen, treten hinter den Korinthen vollständig zurück. Man
exportirte 1888 aus Patras 10.200 q (Werth 256.870 Drachmen) Valonea nach
England und Triest und um 108.180 Drachmen Wein.

In der Einfuhr ist am wichtigsten Getreide, wovon 1888 im Specialhandel
285.000 q im Werthe von 6,521.205 Drachmen nach Patras gelangten. Das Ge-
treide stammt aus Russland; es wird in den zahlreichen Mühlen des Hafens zu
Mehl verarbeitet, und dieses wird nach anderen Gebieten Griechenlands ausgeführt.

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[71/0091] Patras und der Canal von Korinth. Reste einige dort aufgefundene Marmorplatten und Säulentrümmer ge- halten werden. Die zunächst rieselnde Quelle gilt als das berühmte Orakel derselben Göttin. Von den einstigen Befestigungswerken ist gegenwärtig nur das alte venetianisch-türkische Kastell, wenngleich in verwahrlostem Zu- stande, erhalten. Patras ist der Sitz des Nomarchen von Achaia-Elis und eines griechischen Erzbischofs. Seitdem der Ausbau und die Erweiterung der peloponnesischen Bahnen in Angriff genommen wurde, hat die griechische Regierung in den grösseren Handelsplätzen, wie in Patras, Katakolo u. a., nicht unbedeutende Hafenanlagen geschaffen, welche dem Seeverkehre sehr zu Nutzen kommen. Patras erhielt, wie unser Plan zeigt, einen schönen Hafen von ausreichender Quaientwicklung und vollkommenen Schutz gegen äussere Winde. Die Herstellungskosten derselben be- ziffern sich auf mehr als 6 Millionen Francs. Unter den circa 25.000 Einwohnern der Stadt herrscht natürlich das Griechenthum vor, doch haben sich viele Deutsche und einige englische Kaufherren dort niedergelassen. Patras ist die zweitgrösste Stadt Griechenlands und gleichzeitig einer der ersten Handelsplätze dieses Staates, weil auf den umliegen- den Theilen des Festlandes und auf den benachbarten Inseln die Ab- art der kernlosen Rebe wächst, deren getrocknete Früchte als kleine Rosine oder Korinthe (in Süddeutschland und Oesterreich „Weinberl“ genannt) in den Handel kommen. Die Korinthen liefern mehr als die Hälfte des Werthes der gesammten Ausfuhr Griechenlands, das ganze Wohl und Wehe des Handels von Patras hängt von dem Ertrage der Korinthenernte und von dem Preise dieses Artikels auf dem Welt- markte ab. Von Patras wurden 1888 413.380 q (oder 41.338 t) direct ins Ausland ver- schifft, welche einen Werth von 15,783.401 Drachmen (= Francs) hatten. Aber im Korinthenhandel herrscht seit 1888 eine schwere Krisis, weil Frankreich, ein Haupt- abnehmer dieser Frucht, zum Schutze seines Weinbaues den Einfuhrzoll auf Korinthen bedeutend erhöht hat. Dadurch stockt auch der Einfuhrhandel, denn die anderen Ausfuhrartikel von Patras, die das Capital zum Ankaufe fremder Waaren liefern müssen, treten hinter den Korinthen vollständig zurück. Man exportirte 1888 aus Patras 10.200 q (Werth 256.870 Drachmen) Valonea nach England und Triest und um 108.180 Drachmen Wein. In der Einfuhr ist am wichtigsten Getreide, wovon 1888 im Specialhandel 285.000 q im Werthe von 6,521.205 Drachmen nach Patras gelangten. Das Ge- treide stammt aus Russland; es wird in den zahlreichen Mühlen des Hafens zu Mehl verarbeitet, und dieses wird nach anderen Gebieten Griechenlands ausgeführt.

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/91>, abgerufen am 21.11.2024.