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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Der Panama-Canal.
stellung sicher finden, und es müssten alle seefahrenden Nationen
ihre Capitalien dafür zusammentragen.

Wie immer sich das Schicksal des halbvollendeten Canales aber
auch gestalten möge, der Name Lesseps wird künftigen Geschlech-
tern neben James Watt und Stephenson glänzen, denn er ist für
ewige Zeiten mit den beiden Wasserstrassen verbunden, welche dem
Welthandel neue Bahnen wiesen, welche über das Wohl und Wehe
ganzer Völker und Städte entscheiden.

Colon-Aspinwall an der Limonbay (atlantischer Ocean) und
Panama am stillen Ocean sind handelsgeographisch untrennbar mit
einander verbunden. Sie bilden die Endpunkte der 49 englische
Meilen langen Ueberlandroute zwischen beiden Weltmeeren, einen
zukünftigen Angelpunkt des Welthandels, wie dieses bei Port Said
und Suez der Fall ist.

Panama ist eine alte spanische Gründung, welche nun bald das
vierte Säculum ihres Bestandes feiern kann. Die an einer elenden,
flachufrigen, sehr ungesunden Rhede gelegene Stadt bildete Jahrhun-
derte lang den Stützpunkt vieler handelspolitischen Unternehmungen
der Spanier nach der Westküste von Südamerika. In der ersten Hälfte
unseres Jahrhunderts zeigte die Stadt einen starken Verfall; 1843 hatte
sie kaum 5000 Einwohner. Seit der Entdeckung der californischen
Goldfelder und dem bald folgenden Eisenbahnbau über den Isthmus
begann eine neue Blüthe, Panama wurde Hauptstation für die An-
schlussdampfer, welche die europäischen Sendungen via Colon em-
pfingen und gegen Valparaiso oder andererseits gegen Acapulco--San
Francisco weiter beförderten. Zu den höchsten Hoffnungen berechtigte
Panama, welches gegen 30.000 Einwohner zählt, der Panama-Canal-
bau. Der jähe Abbruch der Arbeiten hat die Stadt natürlich furcht-
bar zurückgeworfen, wie jetzt der Bau des Nicaragua-Canales San
Juan de Nicaragua
emporhebt.

Colon, nach dem Amerikaner, welcher die Isthmus-Eisenbahn
erbaute, auch Aspinwall genannt, ist im Gegensatze zu Panama
eine sehr junge Stadt, sie wurde 1854 auf der Insel Manzanilla an-
gelegt, ist im Herbste 1890 fast vollständig abgebrannt und wird
jetzt in kurzer Entfernung von den Stationsgebäuden und Docks neu
aufgebaut. Sie besitzt Waarenhallen, Maschinenwerkstätten und Vor-
kehrungen, um den Schiffen das Ein- und Auslaufen in die voll-
ständig geschützte Rhede sowie das Umladen daselbst zu erleichtern.

Während des Canalbaues spielte sich natürlich auch in Colon

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Der Panama-Canal.
stellung sicher finden, und es müssten alle seefahrenden Nationen
ihre Capitalien dafür zusammentragen.

Wie immer sich das Schicksal des halbvollendeten Canales aber
auch gestalten möge, der Name Lesseps wird künftigen Geschlech-
tern neben James Watt und Stephenson glänzen, denn er ist für
ewige Zeiten mit den beiden Wasserstrassen verbunden, welche dem
Welthandel neue Bahnen wiesen, welche über das Wohl und Wehe
ganzer Völker und Städte entscheiden.

Colon-Aspinwall an der Limonbay (atlantischer Ocean) und
Panamá am stillen Ocean sind handelsgeographisch untrennbar mit
einander verbunden. Sie bilden die Endpunkte der 49 englische
Meilen langen Ueberlandroute zwischen beiden Weltmeeren, einen
zukünftigen Angelpunkt des Welthandels, wie dieses bei Port Said
und Suez der Fall ist.

Panamá ist eine alte spanische Gründung, welche nun bald das
vierte Säculum ihres Bestandes feiern kann. Die an einer elenden,
flachufrigen, sehr ungesunden Rhede gelegene Stadt bildete Jahrhun-
derte lang den Stützpunkt vieler handelspolitischen Unternehmungen
der Spanier nach der Westküste von Südamerika. In der ersten Hälfte
unseres Jahrhunderts zeigte die Stadt einen starken Verfall; 1843 hatte
sie kaum 5000 Einwohner. Seit der Entdeckung der californischen
Goldfelder und dem bald folgenden Eisenbahnbau über den Isthmus
begann eine neue Blüthe, Panamá wurde Hauptstation für die An-
schlussdampfer, welche die europäischen Sendungen via Colon em-
pfingen und gegen Valparaiso oder andererseits gegen Acapulco—San
Francisco weiter beförderten. Zu den höchsten Hoffnungen berechtigte
Panamá, welches gegen 30.000 Einwohner zählt, der Panama-Canal-
bau. Der jähe Abbruch der Arbeiten hat die Stadt natürlich furcht-
bar zurückgeworfen, wie jetzt der Bau des Nicaragua-Canales San
Juan de Nicaragua
emporhebt.

Colon, nach dem Amerikaner, welcher die Isthmus-Eisenbahn
erbaute, auch Aspinwall genannt, ist im Gegensatze zu Panamá
eine sehr junge Stadt, sie wurde 1854 auf der Insel Manzanilla an-
gelegt, ist im Herbste 1890 fast vollständig abgebrannt und wird
jetzt in kurzer Entfernung von den Stationsgebäuden und Docks neu
aufgebaut. Sie besitzt Waarenhallen, Maschinenwerkstätten und Vor-
kehrungen, um den Schiffen das Ein- und Auslaufen in die voll-
ständig geschützte Rhede sowie das Umladen daselbst zu erleichtern.

Während des Canalbaues spielte sich natürlich auch in Colon

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[235/0251] Der Panama-Canal. stellung sicher finden, und es müssten alle seefahrenden Nationen ihre Capitalien dafür zusammentragen. Wie immer sich das Schicksal des halbvollendeten Canales aber auch gestalten möge, der Name Lesseps wird künftigen Geschlech- tern neben James Watt und Stephenson glänzen, denn er ist für ewige Zeiten mit den beiden Wasserstrassen verbunden, welche dem Welthandel neue Bahnen wiesen, welche über das Wohl und Wehe ganzer Völker und Städte entscheiden. Colon-Aspinwall an der Limonbay (atlantischer Ocean) und Panamá am stillen Ocean sind handelsgeographisch untrennbar mit einander verbunden. Sie bilden die Endpunkte der 49 englische Meilen langen Ueberlandroute zwischen beiden Weltmeeren, einen zukünftigen Angelpunkt des Welthandels, wie dieses bei Port Said und Suez der Fall ist. Panamá ist eine alte spanische Gründung, welche nun bald das vierte Säculum ihres Bestandes feiern kann. Die an einer elenden, flachufrigen, sehr ungesunden Rhede gelegene Stadt bildete Jahrhun- derte lang den Stützpunkt vieler handelspolitischen Unternehmungen der Spanier nach der Westküste von Südamerika. In der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts zeigte die Stadt einen starken Verfall; 1843 hatte sie kaum 5000 Einwohner. Seit der Entdeckung der californischen Goldfelder und dem bald folgenden Eisenbahnbau über den Isthmus begann eine neue Blüthe, Panamá wurde Hauptstation für die An- schlussdampfer, welche die europäischen Sendungen via Colon em- pfingen und gegen Valparaiso oder andererseits gegen Acapulco—San Francisco weiter beförderten. Zu den höchsten Hoffnungen berechtigte Panamá, welches gegen 30.000 Einwohner zählt, der Panama-Canal- bau. Der jähe Abbruch der Arbeiten hat die Stadt natürlich furcht- bar zurückgeworfen, wie jetzt der Bau des Nicaragua-Canales San Juan de Nicaragua emporhebt. Colon, nach dem Amerikaner, welcher die Isthmus-Eisenbahn erbaute, auch Aspinwall genannt, ist im Gegensatze zu Panamá eine sehr junge Stadt, sie wurde 1854 auf der Insel Manzanilla an- gelegt, ist im Herbste 1890 fast vollständig abgebrannt und wird jetzt in kurzer Entfernung von den Stationsgebäuden und Docks neu aufgebaut. Sie besitzt Waarenhallen, Maschinenwerkstätten und Vor- kehrungen, um den Schiffen das Ein- und Auslaufen in die voll- ständig geschützte Rhede sowie das Umladen daselbst zu erleichtern. Während des Canalbaues spielte sich natürlich auch in Colon 30*

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/251>, abgerufen am 24.11.2024.