es würde mit Dampfern erreichen können. Die Tschungking-Con- vention vom Februar 1890 setzte für die Eröffnung des letztgenannten Ortes die näheren Bedingungen fest.
So sehen wir in der Jetztzeit China, wenn auch noch in einem gewissen beschränkten Masse, seewärts dem Handel des Auslandes erschlossen. Aber der Groll der Regierenden, der Hass des Volkes gegen die Eindringlinge ist nicht ganz geschwunden, er macht sich noch manchmal Luft, so Juni und Juli 1891 in den Yangtsekiang- Häfen durch Angriffe auf die Settlements der Europäer.
Auf der anderen Seite sind aber auch die europäischen Nachbarn Chinas nicht mit dem zufrieden, was sie erreicht haben, sie wollen auch landwärts von ihren Besitzungen aus einen umfangreichen Handel einrichten. Die Franzosen haben in einem langwierigen und kostspieligen Kriege, der eigentlich noch nicht beendet ist, Tongking erworben und sich durch die Verträge von 1885 und 1886 be- sondere Vortheile für den Landhandel aus diesem Lande nach Süd- china gesichert.
Die Engländer, seit Neujahr 1886 Herren in Oberbirma und Nachbarn der Chinesen, zahlen klugerweise den Chinesen den alther- kömmlichen Tribut Birmas, doch bringen diesen alle zehn Jahre Men- schen birmanischer Abstammung, die aber britische Unterthanen sind, an den kaiserlichen Hof von China. Die Russen endlich bauen ihre kolossale sibirische Eisenbahn längs der ganzen Nordgrenze des chinesischen Reiches. Unzweifelhaft besteht ein stiller Wettkampf zwischen diesen drei Mächten, den jetzt Russland in einem wahrhaft grossartigen Stil in Angriff nimmt.
Wir stehen hier vor den Vorbereitungen zu einem der wichtigsten Abschnitte der politischen Geschichte und der Geschichte des Welt- handels. China mit seinen 400 Millionen Einwohnern, von denen alle erwachsenen männlichen Personen lesen und schreiben können, ob- wohl keine Verordnung den Chinesen in die Schule zwingt, ist ein solches Bemühen werth.
Uns aber handelt es sich jetzt nicht um Ausblicke in die Zu- kunft, sondern um das, was schon erreicht ist, um den Verkehr der sogenannten Tractathäfen, der Treaty Ports, deren es gegenwärtig mit Tschungking zwanzig gibt; die werthlosen 5 Yangtze-Stages wurden nicht gerechnet.
Ueber ihren Handel veröffentlicht jedes Jahr der General- inspector des Hai-Kwan, das ist die kaiserlich chinesische Zoll- behörde (Imperial Maritime Customs), Returns of Trade and Trade
Der grosse Ocean.
es würde mit Dampfern erreichen können. Die Tschungking-Con- vention vom Februar 1890 setzte für die Eröffnung des letztgenannten Ortes die näheren Bedingungen fest.
So sehen wir in der Jetztzeit China, wenn auch noch in einem gewissen beschränkten Masse, seewärts dem Handel des Auslandes erschlossen. Aber der Groll der Regierenden, der Hass des Volkes gegen die Eindringlinge ist nicht ganz geschwunden, er macht sich noch manchmal Luft, so Juni und Juli 1891 in den Yangtsekiang- Häfen durch Angriffe auf die Settlements der Europäer.
Auf der anderen Seite sind aber auch die europäischen Nachbarn Chinas nicht mit dem zufrieden, was sie erreicht haben, sie wollen auch landwärts von ihren Besitzungen aus einen umfangreichen Handel einrichten. Die Franzosen haben in einem langwierigen und kostspieligen Kriege, der eigentlich noch nicht beendet ist, Tongking erworben und sich durch die Verträge von 1885 und 1886 be- sondere Vortheile für den Landhandel aus diesem Lande nach Süd- china gesichert.
Die Engländer, seit Neujahr 1886 Herren in Oberbirma und Nachbarn der Chinesen, zahlen klugerweise den Chinesen den alther- kömmlichen Tribut Birmas, doch bringen diesen alle zehn Jahre Men- schen birmanischer Abstammung, die aber britische Unterthanen sind, an den kaiserlichen Hof von China. Die Russen endlich bauen ihre kolossale sibirische Eisenbahn längs der ganzen Nordgrenze des chinesischen Reiches. Unzweifelhaft besteht ein stiller Wettkampf zwischen diesen drei Mächten, den jetzt Russland in einem wahrhaft grossartigen Stil in Angriff nimmt.
Wir stehen hier vor den Vorbereitungen zu einem der wichtigsten Abschnitte der politischen Geschichte und der Geschichte des Welt- handels. China mit seinen 400 Millionen Einwohnern, von denen alle erwachsenen männlichen Personen lesen und schreiben können, ob- wohl keine Verordnung den Chinesen in die Schule zwingt, ist ein solches Bemühen werth.
Uns aber handelt es sich jetzt nicht um Ausblicke in die Zu- kunft, sondern um das, was schon erreicht ist, um den Verkehr der sogenannten Tractathäfen, der Treaty Ports, deren es gegenwärtig mit Tschungking zwanzig gibt; die werthlosen 5 Yangtze-Stages wurden nicht gerechnet.
Ueber ihren Handel veröffentlicht jedes Jahr der General- inspector des Hai-Kwan, das ist die kaiserlich chinesische Zoll- behörde (Imperial Maritime Customs), Returns of Trade and Trade
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Der grosse Ocean.
es würde mit Dampfern erreichen können. Die Tschungking-Con-
vention vom Februar 1890 setzte für die Eröffnung des letztgenannten
Ortes die näheren Bedingungen fest.
So sehen wir in der Jetztzeit China, wenn auch noch in einem
gewissen beschränkten Masse, seewärts dem Handel des Auslandes
erschlossen. Aber der Groll der Regierenden, der Hass des Volkes
gegen die Eindringlinge ist nicht ganz geschwunden, er macht sich
noch manchmal Luft, so Juni und Juli 1891 in den Yangtsekiang-
Häfen durch Angriffe auf die Settlements der Europäer.
Auf der anderen Seite sind aber auch die europäischen Nachbarn
Chinas nicht mit dem zufrieden, was sie erreicht haben, sie wollen
auch landwärts von ihren Besitzungen aus einen umfangreichen
Handel einrichten. Die Franzosen haben in einem langwierigen und
kostspieligen Kriege, der eigentlich noch nicht beendet ist, Tongking
erworben und sich durch die Verträge von 1885 und 1886 be-
sondere Vortheile für den Landhandel aus diesem Lande nach Süd-
china gesichert.
Die Engländer, seit Neujahr 1886 Herren in Oberbirma und
Nachbarn der Chinesen, zahlen klugerweise den Chinesen den alther-
kömmlichen Tribut Birmas, doch bringen diesen alle zehn Jahre Men-
schen birmanischer Abstammung, die aber britische Unterthanen sind,
an den kaiserlichen Hof von China. Die Russen endlich bauen ihre
kolossale sibirische Eisenbahn längs der ganzen Nordgrenze des
chinesischen Reiches. Unzweifelhaft besteht ein stiller Wettkampf
zwischen diesen drei Mächten, den jetzt Russland in einem wahrhaft
grossartigen Stil in Angriff nimmt.
Wir stehen hier vor den Vorbereitungen zu einem der wichtigsten
Abschnitte der politischen Geschichte und der Geschichte des Welt-
handels. China mit seinen 400 Millionen Einwohnern, von denen alle
erwachsenen männlichen Personen lesen und schreiben können, ob-
wohl keine Verordnung den Chinesen in die Schule zwingt, ist ein
solches Bemühen werth.
Uns aber handelt es sich jetzt nicht um Ausblicke in die Zu-
kunft, sondern um das, was schon erreicht ist, um den Verkehr der
sogenannten Tractathäfen, der Treaty Ports, deren es gegenwärtig
mit Tschungking zwanzig gibt; die werthlosen 5 Yangtze-Stages
wurden nicht gerechnet.
Ueber ihren Handel veröffentlicht jedes Jahr der General-
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 392. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/408>, abgerufen am 22.11.2024.
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