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Leisewitz, Johann Anton: Julius von Tarent. Leipzig, 1776.

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Vierter Auftritt.
Die Gallerie im Palast.
Caecilia (den ganzen Auftritt über sehr tief-
sinnig.) Portia, eine Hofdame.
Caecilia. Der Prinz bleibt lange aus.
Portia. Seyn Sie nicht ungeduldig. Jhre
seltsame Grille, der Liebe und dem Ehestande auf
ewig zu entsagen, erfährt er noch früh genug.
(Pause, in der sie Caeciliens Antwort erwartet)
Armes Mädchen, glauben sie, daß das Jhnen die
verschmähten Freuden der Liebe ersezen kann, wenn
die Welt Jhre glänzende Talente, und diese Ueber-
windung bewundert? Glauben Sie es, Bewun-
drung ist eine küzelnde Speise, aber ich versichre
Sie, nichts in der Welt sättigt auch so leicht. --
Und sich immer räuchern zu lassen, dazu gehört
die göttliche Nase eines Gottes, oder vielmehr die
hölzerne seiner Bildsäule.
Caecilia. Jch habe überlegt -- izt bin ich
entschlossen. -- wie oft hab' ich es dir gesagt!
Zu viel und zu wenig überlegen, beides macht
gleich viel Unzufriedne.
Portia. Seltsam! O Caecila, Sie sehen die
Zukunft der Liebe nicht mit den Augen eines Mäd-
chens! diese rosenfarbne Zukunft, wo jede Stunde


Vierter Auftritt.
Die Gallerie im Palaſt.
Caecilia (den ganzen Auftritt uͤber ſehr tief-
ſinnig.) Portia, eine Hofdame.
Caecilia. Der Prinz bleibt lange aus.
Portia. Seyn Sie nicht ungeduldig. Jhre
ſeltſame Grille, der Liebe und dem Eheſtande auf
ewig zu entſagen, erfaͤhrt er noch fruͤh genug.
(Pauſe, in der ſie Caeciliens Antwort erwartet)
Armes Maͤdchen, glauben ſie, daß das Jhnen die
verſchmaͤhten Freuden der Liebe erſezen kann, wenn
die Welt Jhre glaͤnzende Talente, und dieſe Ueber-
windung bewundert? Glauben Sie es, Bewun-
drung iſt eine kuͤzelnde Speiſe, aber ich verſichre
Sie, nichts in der Welt ſaͤttigt auch ſo leicht. —
Und ſich immer raͤuchern zu laſſen, dazu gehoͤrt
die goͤttliche Naſe eines Gottes, oder vielmehr die
hoͤlzerne ſeiner Bildſaͤule.
Caecilia. Jch habe uͤberlegt — izt bin ich
entſchloſſen. — wie oft hab’ ich es dir geſagt!
Zu viel und zu wenig uͤberlegen, beides macht
gleich viel Unzufriedne.
Portia. Seltſam! O Caecila, Sie ſehen die
Zukunft der Liebe nicht mit den Augen eines Maͤd-
chens! dieſe roſenfarbne Zukunft, wo jede Stunde
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[41/0045] Vierter Auftritt. Die Gallerie im Palaſt. Caecilia (den ganzen Auftritt uͤber ſehr tief- ſinnig.) Portia, eine Hofdame. Caecilia. Der Prinz bleibt lange aus. Portia. Seyn Sie nicht ungeduldig. Jhre ſeltſame Grille, der Liebe und dem Eheſtande auf ewig zu entſagen, erfaͤhrt er noch fruͤh genug. (Pauſe, in der ſie Caeciliens Antwort erwartet) Armes Maͤdchen, glauben ſie, daß das Jhnen die verſchmaͤhten Freuden der Liebe erſezen kann, wenn die Welt Jhre glaͤnzende Talente, und dieſe Ueber- windung bewundert? Glauben Sie es, Bewun- drung iſt eine kuͤzelnde Speiſe, aber ich verſichre Sie, nichts in der Welt ſaͤttigt auch ſo leicht. — Und ſich immer raͤuchern zu laſſen, dazu gehoͤrt die goͤttliche Naſe eines Gottes, oder vielmehr die hoͤlzerne ſeiner Bildſaͤule. Caecilia. Jch habe uͤberlegt — izt bin ich entſchloſſen. — wie oft hab’ ich es dir geſagt! Zu viel und zu wenig uͤberlegen, beides macht gleich viel Unzufriedne. Portia. Seltſam! O Caecila, Sie ſehen die Zukunft der Liebe nicht mit den Augen eines Maͤd- chens! dieſe roſenfarbne Zukunft, wo jede Stunde

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Zitationshilfe: Leisewitz, Johann Anton: Julius von Tarent. Leipzig, 1776, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/leisewitz_julius_1776/45>, abgerufen am 21.11.2024.