zwischen bemächtigte sich Diodotus, der den vorigen Königen gedienet hatte, des syrischen Thrones, und erhob ein Kind, den Sohn des Alexander Nothus, darauf, unter dessen Na- men er als Vormund anfangs die Regierung führte. Bald aber schafte er den jungen König aus dem Wege, setzte sich selbst die Krone auf, und gab sich den Namen Tryphon. Als An- tiochus, der Bruder des gefangenen Königs, das Schicksal desselben, und die darauf erfolgten Unruhen des Reichs, zu Rhodus, wo er sich aufhielt, hörte, kam er nach Syrien zurück, überwand mit vieler Mühe den Tryphon, und ließ ihn hinrichten. Hierauf wandte er seine Waffen gegen den Phraates, und foderte die Befreyung seines Bruders. Phraates, der sich des Schlimmsten besorgte, gab den Deme- trius auch wirklich los; aber nichts desto weni- ger kam es zwischen ihm und den Antiochus zum Treffen, in welchem dieser den kürzern zog, und sich aus Verzweiflung selbst entleibte. Deme- trius, nachdem er wieder in sein Reich gekehret war, ward von seiner Gemahlinn, Cleopatra, aus Haß gegen die Rhodogune, umgebracht; obschon Cleopatra selbst, aus Verdruß über diese Heyrath, sich mit dem nehmlichen Antio- chus, seinem Bruder, vermählet hatte. Sie hatte von dem Demetrius zwey Söhne, wovon sie den ältesten, mit Namen Seleucus, der nach
dem
F f 3
zwiſchen bemaͤchtigte ſich Diodotus, der den vorigen Koͤnigen gedienet hatte, des ſyriſchen Thrones, und erhob ein Kind, den Sohn des Alexander Nothus, darauf, unter deſſen Na- men er als Vormund anfangs die Regierung fuͤhrte. Bald aber ſchafte er den jungen Koͤnig aus dem Wege, ſetzte ſich ſelbſt die Krone auf, und gab ſich den Namen Tryphon. Als An- tiochus, der Bruder des gefangenen Koͤnigs, das Schickſal deſſelben, und die darauf erfolgten Unruhen des Reichs, zu Rhodus, wo er ſich aufhielt, hoͤrte, kam er nach Syrien zuruͤck, uͤberwand mit vieler Muͤhe den Tryphon, und ließ ihn hinrichten. Hierauf wandte er ſeine Waffen gegen den Phraates, und foderte die Befreyung ſeines Bruders. Phraates, der ſich des Schlimmſten beſorgte, gab den Deme- trius auch wirklich los; aber nichts deſto weni- ger kam es zwiſchen ihm und den Antiochus zum Treffen, in welchem dieſer den kuͤrzern zog, und ſich aus Verzweiflung ſelbſt entleibte. Deme- trius, nachdem er wieder in ſein Reich gekehret war, ward von ſeiner Gemahlinn, Cleopatra, aus Haß gegen die Rhodogune, umgebracht; obſchon Cleopatra ſelbſt, aus Verdruß uͤber dieſe Heyrath, ſich mit dem nehmlichen Antio- chus, ſeinem Bruder, vermaͤhlet hatte. Sie hatte von dem Demetrius zwey Soͤhne, wovon ſie den aͤlteſten, mit Namen Seleucus, der nach
dem
F f 3
<TEI><text><body><divn="1"><p><cit><quote><pbfacs="#f0243"n="229"/>
zwiſchen bemaͤchtigte ſich Diodotus, der den<lb/>
vorigen Koͤnigen gedienet hatte, des ſyriſchen<lb/>
Thrones, und erhob ein Kind, den Sohn des<lb/>
Alexander Nothus, darauf, unter deſſen Na-<lb/>
men er als Vormund anfangs die Regierung<lb/>
fuͤhrte. Bald aber ſchafte er den jungen Koͤnig<lb/>
aus dem Wege, ſetzte ſich ſelbſt die Krone auf,<lb/>
und gab ſich den Namen Tryphon. Als An-<lb/>
tiochus, der Bruder des gefangenen Koͤnigs,<lb/>
das Schickſal deſſelben, und die darauf erfolgten<lb/>
Unruhen des Reichs, zu Rhodus, wo er ſich<lb/>
aufhielt, hoͤrte, kam er nach Syrien zuruͤck,<lb/>
uͤberwand mit vieler Muͤhe den Tryphon, und<lb/>
ließ ihn hinrichten. Hierauf wandte er ſeine<lb/>
Waffen gegen den Phraates, und foderte die<lb/>
Befreyung ſeines Bruders. Phraates, der<lb/>ſich des Schlimmſten beſorgte, gab den Deme-<lb/>
trius auch wirklich los; aber nichts deſto weni-<lb/>
ger kam es zwiſchen ihm und den Antiochus zum<lb/>
Treffen, in welchem dieſer den kuͤrzern zog, und<lb/>ſich aus Verzweiflung ſelbſt entleibte. Deme-<lb/>
trius, nachdem er wieder in ſein Reich gekehret<lb/>
war, ward von ſeiner Gemahlinn, Cleopatra,<lb/>
aus Haß gegen die Rhodogune, umgebracht;<lb/>
obſchon Cleopatra ſelbſt, aus Verdruß uͤber<lb/>
dieſe Heyrath, ſich mit dem nehmlichen Antio-<lb/>
chus, ſeinem Bruder, vermaͤhlet hatte. Sie<lb/>
hatte von dem Demetrius zwey Soͤhne, wovon<lb/>ſie den aͤlteſten, mit Namen Seleucus, der nach<lb/><fwplace="bottom"type="sig">F f 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">dem</fw><lb/></quote></cit></p></div></body></text></TEI>
[229/0243]
zwiſchen bemaͤchtigte ſich Diodotus, der den
vorigen Koͤnigen gedienet hatte, des ſyriſchen
Thrones, und erhob ein Kind, den Sohn des
Alexander Nothus, darauf, unter deſſen Na-
men er als Vormund anfangs die Regierung
fuͤhrte. Bald aber ſchafte er den jungen Koͤnig
aus dem Wege, ſetzte ſich ſelbſt die Krone auf,
und gab ſich den Namen Tryphon. Als An-
tiochus, der Bruder des gefangenen Koͤnigs,
das Schickſal deſſelben, und die darauf erfolgten
Unruhen des Reichs, zu Rhodus, wo er ſich
aufhielt, hoͤrte, kam er nach Syrien zuruͤck,
uͤberwand mit vieler Muͤhe den Tryphon, und
ließ ihn hinrichten. Hierauf wandte er ſeine
Waffen gegen den Phraates, und foderte die
Befreyung ſeines Bruders. Phraates, der
ſich des Schlimmſten beſorgte, gab den Deme-
trius auch wirklich los; aber nichts deſto weni-
ger kam es zwiſchen ihm und den Antiochus zum
Treffen, in welchem dieſer den kuͤrzern zog, und
ſich aus Verzweiflung ſelbſt entleibte. Deme-
trius, nachdem er wieder in ſein Reich gekehret
war, ward von ſeiner Gemahlinn, Cleopatra,
aus Haß gegen die Rhodogune, umgebracht;
obſchon Cleopatra ſelbſt, aus Verdruß uͤber
dieſe Heyrath, ſich mit dem nehmlichen Antio-
chus, ſeinem Bruder, vermaͤhlet hatte. Sie
hatte von dem Demetrius zwey Soͤhne, wovon
ſie den aͤlteſten, mit Namen Seleucus, der nach
dem
F f 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Lessing, Gotthold Ephraim]: Hamburgische Dramaturgie. Bd. 1. Hamburg u. a., [1769], S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_dramaturgie01_1767/243>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.