Hamburgische Dramaturgie. Drey und dreyßigstes Stück.
Den 21sten August, 1767.
Den sechs und dreyßigsten Abend (Freytags, den 3ten Julius,) ward das Lustspiel des Herrn Favart, Solimann der Zweyte, ebenfals in Gegenwart Sr. Königl. Majestät von Dänemark, aufgeführet.
Ich mag nicht untersuchen, wie weit es die Geschichte bestätiget, daß Solimann II. sich in eine europäischen Sklavinn verliebt habe, die ihn so zu fesseln, so nach ihrem Willen zu lenken gewußt, daß er, wider alle Gewohnheit seines Reichs, sich förmlich mit ihr verbinden und sie zur Kaiserinn erklären müssen. Genug, daß Mar- montel hierauf eine von seinen moralischen Er- zehlungen gegründet, in der er aber jene Sklavinn, die eine Italienerinn soll gewesen seyn, zu einer Französinn macht; ohne Zweifel, weil er es ganz unwahrscheinlich gefunden, daß irgend eine an- dere Schöne, als eine Französische, einen so
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Hamburgiſche Dramaturgie. Drey und dreyßigſtes Stuͤck.
Den 21ſten Auguſt, 1767.
Den ſechs und dreyßigſten Abend (Freytags, den 3ten Julius,) ward das Luſtſpiel des Herrn Favart, Solimann der Zweyte, ebenfals in Gegenwart Sr. Koͤnigl. Majeſtaͤt von Daͤnemark, aufgefuͤhret.
Ich mag nicht unterſuchen, wie weit es die Geſchichte beſtaͤtiget, daß Solimann II. ſich in eine europaͤiſchen Sklavinn verliebt habe, die ihn ſo zu feſſeln, ſo nach ihrem Willen zu lenken gewußt, daß er, wider alle Gewohnheit ſeines Reichs, ſich foͤrmlich mit ihr verbinden und ſie zur Kaiſerinn erklaͤren muͤſſen. Genug, daß Mar- montel hierauf eine von ſeinen moraliſchen Er- zehlungen gegruͤndet, in der er aber jene Sklavinn, die eine Italienerinn ſoll geweſen ſeyn, zu einer Franzoͤſinn macht; ohne Zweifel, weil er es ganz unwahrſcheinlich gefunden, daß irgend eine an- dere Schoͤne, als eine Franzoͤſiſche, einen ſo
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Hamburgiſche
Dramaturgie.
Drey und dreyßigſtes Stuͤck.
Den 21ſten Auguſt, 1767.
Den ſechs und dreyßigſten Abend (Freytags,
den 3ten Julius,) ward das Luſtſpiel des
Herrn Favart, Solimann der Zweyte,
ebenfals in Gegenwart Sr. Koͤnigl. Majeſtaͤt
von Daͤnemark, aufgefuͤhret.
Ich mag nicht unterſuchen, wie weit es die
Geſchichte beſtaͤtiget, daß Solimann II. ſich in
eine europaͤiſchen Sklavinn verliebt habe, die
ihn ſo zu feſſeln, ſo nach ihrem Willen zu lenken
gewußt, daß er, wider alle Gewohnheit ſeines
Reichs, ſich foͤrmlich mit ihr verbinden und ſie
zur Kaiſerinn erklaͤren muͤſſen. Genug, daß Mar-
montel hierauf eine von ſeinen moraliſchen Er-
zehlungen gegruͤndet, in der er aber jene Sklavinn,
die eine Italienerinn ſoll geweſen ſeyn, zu einer
Franzoͤſinn macht; ohne Zweifel, weil er es ganz
unwahrſcheinlich gefunden, daß irgend eine an-
dere Schoͤne, als eine Franzoͤſiſche, einen ſo
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[Lessing, Gotthold Ephraim]: Hamburgische Dramaturgie. Bd. 1. Hamburg u. a., [1769], S. [257]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_dramaturgie01_1767/271>, abgerufen am 22.11.2024.
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