des Hrn. von Voltaire, die Frau die Recht hat, gespielt, und zum Beschluße des L'Affichard Jst er von Familie? (*) wiederholt.
Die Frau, die Recht hat, ist eines von den Stücken, welche der Hr. von Voltaire für sein Haustheater gemacht hat. Dafür war es nun auch gut genug. Es ist schon 1758 zu Carouge gespielt worden: aber noch nicht zu Paris; so viel ich weiß. Nicht als ob sie da, seit der Zeit, keine schlechtern Stücke gespielt hätten: denn dafür haben die Marins und Le Brets wohl gesorgt. Sondern weil -- ich weiß selbst nicht. Denn ich wenigstens möchte doch noch lieber ein großen Mann in seinem Schlafrocke und seiner Nachtmütze, als einen Stümper in seinem Fey- erkleide sehen.
Charaktere und Jnteresse hat das Stück nicht; aber verschiedne Situationen, die komisch ge- nug sind. Zwar ist auch das Komische aus dem allergemeinsten Fache, da es sich auf nichts als aufs Jncognito, auf Verkennungen und Miß- verständnisse gründet. Doch die Lacher sind nicht eckel; am wenigsten würden es unsre deut- schen Lacher seyn, wenn ihnen das reinde der Sitten und die elende Uebersetzung das mot pour rire nur nicht meistens so unverständ- lich machte.
Den
(*) S. den 17ten Abend Seite 131.
des Hrn. von Voltaire, die Frau die Recht hat, geſpielt, und zum Beſchluße des L’Affichard Jſt er von Familie? (*) wiederholt.
Die Frau, die Recht hat, iſt eines von den Stücken, welche der Hr. von Voltaire für ſein Haustheater gemacht hat. Dafür war es nun auch gut genug. Es iſt ſchon 1758 zu Carouge geſpielt worden: aber noch nicht zu Paris; ſo viel ich weiß. Nicht als ob ſie da, ſeit der Zeit, keine ſchlechtern Stücke geſpielt hätten: denn dafür haben die Marins und Le Brets wohl geſorgt. Sondern weil — ich weiß ſelbſt nicht. Denn ich wenigſtens möchte doch noch lieber ein großen Mann in ſeinem Schlafrocke und ſeiner Nachtmütze, als einen Stümper in ſeinem Fey- erkleide ſehen.
Charaktere und Jntereſſe hat das Stück nicht; aber verſchiedne Situationen, die komiſch ge- nug ſind. Zwar iſt auch das Komiſche aus dem allergemeinſten Fache, da es ſich auf nichts als aufs Jncognito, auf Verkennungen und Miß- verſtändniſſe gründet. Doch die Lacher ſind nicht eckel; am wenigſten würden es unſre deut- ſchen Lacher ſeyn, wenn ihnen das reinde der Sitten und die elende Ueberſetzung das mot pour rire nur nicht meiſtens ſo unverſtänd- lich machte.
Den
(*) S. den 17ten Abend Seite 131.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0252"n="246"/>
des Hrn. von Voltaire, die Frau die Recht hat,<lb/>
geſpielt, und zum Beſchluße des L’Affichard<lb/>
Jſt er von Familie? <noteplace="foot"n="(*)">S. den 17ten Abend Seite 131.</note> wiederholt.</p><lb/><p>Die Frau, die Recht hat, iſt eines von den<lb/>
Stücken, welche der Hr. von Voltaire für ſein<lb/>
Haustheater gemacht hat. Dafür war es nun<lb/>
auch gut genug. Es iſt ſchon 1758 zu Carouge<lb/>
geſpielt worden: aber noch nicht zu Paris; ſo<lb/>
viel ich weiß. Nicht als ob ſie da, ſeit der Zeit,<lb/>
keine ſchlechtern Stücke geſpielt hätten: denn<lb/>
dafür haben die Marins und Le Brets wohl<lb/>
geſorgt. Sondern weil — ich weiß ſelbſt nicht.<lb/>
Denn ich wenigſtens möchte doch noch lieber ein<lb/>
großen Mann in ſeinem Schlafrocke und ſeiner<lb/>
Nachtmütze, als einen Stümper in ſeinem Fey-<lb/>
erkleide ſehen.</p><lb/><p>Charaktere und Jntereſſe hat das Stück nicht;<lb/>
aber verſchiedne Situationen, die komiſch ge-<lb/>
nug ſind. Zwar iſt auch das Komiſche aus dem<lb/>
allergemeinſten Fache, da es ſich auf nichts als<lb/>
aufs Jncognito, auf Verkennungen und Miß-<lb/>
verſtändniſſe gründet. Doch die Lacher ſind<lb/>
nicht eckel; am wenigſten würden es unſre deut-<lb/>ſchen Lacher ſeyn, wenn ihnen das reinde der<lb/>
Sitten und die elende Ueberſetzung das <hirendition="#aq">mot<lb/>
pour rire</hi> nur nicht meiſtens ſo unverſtänd-<lb/>
lich machte.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Den</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[246/0252]
des Hrn. von Voltaire, die Frau die Recht hat,
geſpielt, und zum Beſchluße des L’Affichard
Jſt er von Familie? (*) wiederholt.
Die Frau, die Recht hat, iſt eines von den
Stücken, welche der Hr. von Voltaire für ſein
Haustheater gemacht hat. Dafür war es nun
auch gut genug. Es iſt ſchon 1758 zu Carouge
geſpielt worden: aber noch nicht zu Paris; ſo
viel ich weiß. Nicht als ob ſie da, ſeit der Zeit,
keine ſchlechtern Stücke geſpielt hätten: denn
dafür haben die Marins und Le Brets wohl
geſorgt. Sondern weil — ich weiß ſelbſt nicht.
Denn ich wenigſtens möchte doch noch lieber ein
großen Mann in ſeinem Schlafrocke und ſeiner
Nachtmütze, als einen Stümper in ſeinem Fey-
erkleide ſehen.
Charaktere und Jntereſſe hat das Stück nicht;
aber verſchiedne Situationen, die komiſch ge-
nug ſind. Zwar iſt auch das Komiſche aus dem
allergemeinſten Fache, da es ſich auf nichts als
aufs Jncognito, auf Verkennungen und Miß-
verſtändniſſe gründet. Doch die Lacher ſind
nicht eckel; am wenigſten würden es unſre deut-
ſchen Lacher ſeyn, wenn ihnen das reinde der
Sitten und die elende Ueberſetzung das mot
pour rire nur nicht meiſtens ſo unverſtänd-
lich machte.
Den
(*) S. den 17ten Abend Seite 131.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Lessing, Gotthold Ephraim]: Hamburgische Dramaturgie. Bd. 2. Hamburg u. a., [1769], S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_dramaturgie02_1767/252>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.