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[Lessing, Gotthold Ephraim]: Hamburgische Dramaturgie. Bd. 2. Hamburg u. a., [1769].

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lig machen; gleichwohl aber müsse das Wenige,
was man von ihm zu zeigen für gut finde, nach
dem Allgemeinen entworfen seyn, welches Ari-
stoteles fordere. (*)

Und nun wäre die Frage, ob Diderot sich
auch so verstanden wissen wolle? -- Warum
nicht, wenn ihm daran gelegen wäre, sich nir-
gends in Widerspruch mit dem Aristoteles finden
zu lassen? Mir wenigstens, dem daran gelegen
ist, daß zwey denkende Köpfe von der nehmli-
chen Sache nicht Ja und Nein sagen, könnte es
erlaubt seyn, ihm diese Auslegung unterzuschie-
ben, ihm diese Ausflucht zu leihen.

Aber lieber von dieser Ausflucht selbst, ein
Wort! -- Mich dünkt, es ist eine Ausflucht,
und ist auch keine. Denn das Wort Allge-
mein
wird offenbar darinn in einer doppelten
und ganz verschiedenen Bedeutung genommen.
Die eine, in welcher es Hurd und Diderot von
dem tragischen Charakter verneinen, ist nicht
die nehmliche, in welcher es Hurd von ihm be-
jaet. Freylich beruhet eben hierauf die Aus-
flucht: aber wie, wenn die eine die andere
schlechterdings ausschlösse?

Jn
(*) In calling the tragic character parti-
cular
, I suppose it only lefs repre-
sentative
of the kind than the comic;
not that the draught of so much cha-
racter as it is concerned to represent
should not be general.

lig machen; gleichwohl aber müſſe das Wenige,
was man von ihm zu zeigen für gut finde, nach
dem Allgemeinen entworfen ſeyn, welches Ari-
ſtoteles fordere. (*)

Und nun wäre die Frage, ob Diderot ſich
auch ſo verſtanden wiſſen wolle? — Warum
nicht, wenn ihm daran gelegen wäre, ſich nir-
gends in Widerſpruch mit dem Ariſtoteles finden
zu laſſen? Mir wenigſtens, dem daran gelegen
iſt, daß zwey denkende Köpfe von der nehmli-
chen Sache nicht Ja und Nein ſagen, könnte es
erlaubt ſeyn, ihm dieſe Auslegung unterzuſchie-
ben, ihm dieſe Ausflucht zu leihen.

Aber lieber von dieſer Ausflucht ſelbſt, ein
Wort! — Mich dünkt, es iſt eine Ausflucht,
und iſt auch keine. Denn das Wort Allge-
mein
wird offenbar darinn in einer doppelten
und ganz verſchiedenen Bedeutung genommen.
Die eine, in welcher es Hurd und Diderot von
dem tragiſchen Charakter verneinen, iſt nicht
die nehmliche, in welcher es Hurd von ihm be-
jaet. Freylich beruhet eben hierauf die Aus-
flucht: aber wie, wenn die eine die andere
ſchlechterdings ausſchlöſſe?

Jn
(*) In calling the tragic character parti-
cular
, I ſuppoſe it only lefs repre-
ſentative
of the kind than the comic;
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[342/0348] lig machen; gleichwohl aber müſſe das Wenige, was man von ihm zu zeigen für gut finde, nach dem Allgemeinen entworfen ſeyn, welches Ari- ſtoteles fordere. (*) Und nun wäre die Frage, ob Diderot ſich auch ſo verſtanden wiſſen wolle? — Warum nicht, wenn ihm daran gelegen wäre, ſich nir- gends in Widerſpruch mit dem Ariſtoteles finden zu laſſen? Mir wenigſtens, dem daran gelegen iſt, daß zwey denkende Köpfe von der nehmli- chen Sache nicht Ja und Nein ſagen, könnte es erlaubt ſeyn, ihm dieſe Auslegung unterzuſchie- ben, ihm dieſe Ausflucht zu leihen. Aber lieber von dieſer Ausflucht ſelbſt, ein Wort! — Mich dünkt, es iſt eine Ausflucht, und iſt auch keine. Denn das Wort Allge- mein wird offenbar darinn in einer doppelten und ganz verſchiedenen Bedeutung genommen. Die eine, in welcher es Hurd und Diderot von dem tragiſchen Charakter verneinen, iſt nicht die nehmliche, in welcher es Hurd von ihm be- jaet. Freylich beruhet eben hierauf die Aus- flucht: aber wie, wenn die eine die andere ſchlechterdings ausſchlöſſe? Jn (*) In calling the tragic character parti- cular, I ſuppoſe it only lefs repre- ſentative of the kind than the comic; not that the draught of ſo much cha- racter as it is concerned to repreſent ſhould not be general.

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Zitationshilfe: [Lessing, Gotthold Ephraim]: Hamburgische Dramaturgie. Bd. 2. Hamburg u. a., [1769], S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_dramaturgie02_1767/348>, abgerufen am 22.11.2024.