Jndeß muß freylich, anstatt dieser von dem Diphilus entlehnten Entführung, in dem Stücke des Menanders eine andere Jntrigue gewesen seyn, an der Aeschinus gleicher Weise für den Ktesipho Antheil nahm, und wodurch er sich bey seiner Geliebte in eben den Verdacht brachte, der am Ende ihre Verbindung so glücklich be- schleunigte. Worinn diese eigentlich bestanden, dürfte schwer zu errathen seyn. Sie mag aber bestanden haben, worinn sie will: so wird sie doch gewiß eben so wohl gleich vor dem Stücke vorhergegangen seyn, als die vom Terenz dafür gebrauchte Entführung. Denn auch sie muß es gewesen seyn, wovon man noch überall sprach, als Demea in die Stadt kam; auch sie muß die Gelegenheit und der Stoff gewesen seyn, wor- über Demea gleich Anfangs mit seinem Bruder den Streit beginnet, in welchem sich beider Ge- müthsarten so vortrefflich entwickeln.
-- -- Nam illa, quae antehac facta sunt Omitto: modo quid designavit? -- Fores effregit, atque in aedes irruit Alienas -- -- -- -- -- -- clamant omnes, indignissime Factum esse. Hoc advenienti quot mihi, Micio Dixere? in ore est omni populo --
Nun
Jndeß muß freylich, anſtatt dieſer von dem Diphilus entlehnten Entführung, in dem Stücke des Menanders eine andere Jntrigue geweſen ſeyn, an der Aeſchinus gleicher Weiſe für den Kteſipho Antheil nahm, und wodurch er ſich bey ſeiner Geliebte in eben den Verdacht brachte, der am Ende ihre Verbindung ſo glücklich be- ſchleunigte. Worinn dieſe eigentlich beſtanden, dürfte ſchwer zu errathen ſeyn. Sie mag aber beſtanden haben, worinn ſie will: ſo wird ſie doch gewiß eben ſo wohl gleich vor dem Stücke vorhergegangen ſeyn, als die vom Terenz dafür gebrauchte Entführung. Denn auch ſie muß es geweſen ſeyn, wovon man noch überall ſprach, als Demea in die Stadt kam; auch ſie muß die Gelegenheit und der Stoff geweſen ſeyn, wor- über Demea gleich Anfangs mit ſeinem Bruder den Streit beginnet, in welchem ſich beider Ge- müthsarten ſo vortrefflich entwickeln.
— — Nam illa, quæ antehac facta ſunt Omitto: modo quid deſignavit? — Fores effregit, atque in ædes irruit Alienas — — — — — — clamant omnes, indigniſſime Factum eſſe. Hoc advenienti quot mihi, Micio Dixere? in ore eſt omni populo —
Nun
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Jndeß muß freylich, anſtatt dieſer von dem
Diphilus entlehnten Entführung, in dem Stücke
des Menanders eine andere Jntrigue geweſen
ſeyn, an der Aeſchinus gleicher Weiſe für den
Kteſipho Antheil nahm, und wodurch er ſich bey
ſeiner Geliebte in eben den Verdacht brachte,
der am Ende ihre Verbindung ſo glücklich be-
ſchleunigte. Worinn dieſe eigentlich beſtanden,
dürfte ſchwer zu errathen ſeyn. Sie mag aber
beſtanden haben, worinn ſie will: ſo wird ſie
doch gewiß eben ſo wohl gleich vor dem Stücke
vorhergegangen ſeyn, als die vom Terenz dafür
gebrauchte Entführung. Denn auch ſie muß
es geweſen ſeyn, wovon man noch überall ſprach,
als Demea in die Stadt kam; auch ſie muß die
Gelegenheit und der Stoff geweſen ſeyn, wor-
über Demea gleich Anfangs mit ſeinem Bruder
den Streit beginnet, in welchem ſich beider Ge-
müthsarten ſo vortrefflich entwickeln.
— — Nam illa, quæ antehac facta
ſunt
Omitto: modo quid deſignavit? —
Fores effregit, atque in ædes irruit
Alienas — — — —
— — clamant omnes, indigniſſime
Factum eſſe. Hoc advenienti quot
mihi, Micio
Dixere? in ore eſt omni populo —
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[Lessing, Gotthold Ephraim]: Hamburgische Dramaturgie. Bd. 2. Hamburg u. a., [1769], S. 374. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_dramaturgie02_1767/380>, abgerufen am 18.12.2024.
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