Lessing, Gotthold Ephraim: Fabeln. Berlin, 1759.bald eher abbricht, bald weiter fortführt, bald die- Z. E. Die bekannte Fabel von dem Löwen und Oder man verfolgt die Geschichte einen Schritt rissen,
bald eher abbricht, bald weiter fortführt, bald die- Z. E. Die bekannte Fabel von dem Löwen und Oder man verfolgt die Geſchichte einen Schritt riſſen,
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0258" n="238"/> bald eher abbricht, bald weiter fortführt, bald die-<lb/> ſen oder jenen Umſtand derſelben ſo verändert, daß<lb/> ſich eine andere Moral darinn erkennen läßt.</p><lb/> <p>Z. E. Die bekannte Fabel von dem Löwen und<lb/> Eſel fängt ſich an: <cit><quote>Λεων και ὀνος, κοινανιαν ϑεμενοι,<lb/> ἐξηλϑον ἑπι ϑηραν</quote><bibl/></cit> — Hier bleibt der Lehrer ſtehen.<lb/> Der Eſel in Geſellſchaft des Löwen? Wie ſtolz wird<lb/> der Eſel auf dieſe Geſellſchaft geweſen ſeyn! (<hi rendition="#fr">Man<lb/> ſehe die achte Fabel meines zweyten Buchs</hi>)<lb/> Der Löwe in Geſellſchaft des Eſels? Und hatte ſich<lb/> denn der Löwe dieſer Geſellſchaft nicht zu ſchämen?<lb/> (<hi rendition="#fr">Man ſehe die ſiebende</hi>) Und ſo ſind zwey Fabeln<lb/> entſtanden, indem man mit der Geſchichte der alten<lb/> Fabel einen kleinen Ausweg genommen, der auch<lb/> zu einem Ziele, aber zu einem andern Ziele führet,<lb/> als Aeſopus ſich dabey geſteckt hatte.</p><lb/> <p>Oder man verfolgt die Geſchichte einen Schritt<lb/> weiter: Die Fabel von der Krähe, die ſich mit den<lb/> ausgefallenen Federn andrer Vögel geſchmückt hatte,<lb/> ſchließt ſich; <cit><quote>και ὁ κολοιος ἠν παλιν κολοιος.</quote><bibl/></cit> Viel-<lb/> leicht war ſie nun auch etwas ſchlechters, als ſie vor-<lb/> her geweſen war. Vielleicht hatte man ihr auch<lb/> ihre eigene glänzenden Schwingfedern mit ausge-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">riſſen,</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [238/0258]
bald eher abbricht, bald weiter fortführt, bald die-
ſen oder jenen Umſtand derſelben ſo verändert, daß
ſich eine andere Moral darinn erkennen läßt.
Z. E. Die bekannte Fabel von dem Löwen und
Eſel fängt ſich an: Λεων και ὀνος, κοινανιαν ϑεμενοι,
ἐξηλϑον ἑπι ϑηραν — Hier bleibt der Lehrer ſtehen.
Der Eſel in Geſellſchaft des Löwen? Wie ſtolz wird
der Eſel auf dieſe Geſellſchaft geweſen ſeyn! (Man
ſehe die achte Fabel meines zweyten Buchs)
Der Löwe in Geſellſchaft des Eſels? Und hatte ſich
denn der Löwe dieſer Geſellſchaft nicht zu ſchämen?
(Man ſehe die ſiebende) Und ſo ſind zwey Fabeln
entſtanden, indem man mit der Geſchichte der alten
Fabel einen kleinen Ausweg genommen, der auch
zu einem Ziele, aber zu einem andern Ziele führet,
als Aeſopus ſich dabey geſteckt hatte.
Oder man verfolgt die Geſchichte einen Schritt
weiter: Die Fabel von der Krähe, die ſich mit den
ausgefallenen Federn andrer Vögel geſchmückt hatte,
ſchließt ſich; και ὁ κολοιος ἠν παλιν κολοιος. Viel-
leicht war ſie nun auch etwas ſchlechters, als ſie vor-
her geweſen war. Vielleicht hatte man ihr auch
ihre eigene glänzenden Schwingfedern mit ausge-
riſſen,
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