Lessing, Gotthold Ephraim: Minna von Barnhelm, oder das Soldatenglück. Berlin, 1767.Minna von Barnhelm, men! -- Ah, es ist doch immer noch der lustige, spaßhafte, ehrliche Werner! -- Sie soll Sich vor mir in Acht nehmen, mein schönes Kind! Ha, ha, ha! Werner. Geh Sie ihm überall aus dem Wege! Der Wirth. Mir! mir! -- Bin ich denn so gefährlich? -- Ha, ha, ha! -- Hör Sie doch, mein schönes Kind! Wie gefällt Jhr der Spaß? Werner. Daß es doch immer Seines gleichen für Spaß erklären, wenn man ihnen die Wahr- heit sagt. Der Wirth. Die Wahrheit! ha! ha, ha! -- Nicht wahr, mein schönes Kind, immer besser! Der Mann kann spaßen! Jch gefährlich? -- ich? -- So vor zwanzig Jahren, war was dran. Ja, ja, mein schönes Kind, da war ich gefähr- lich; da wußte manche davon zu sagen; aber ietzt -- Werner. O über den alten Narrn! Der Wirth. Da steckts eben! Wenn wir alt werden, ist es mit unsrer Gefährlichkeit aus. Es wird Jhm auch nicht besser gehen, Herr Werner! Werner.
Minna von Barnhelm, men! — Ah, es iſt doch immer noch der luſtige, ſpaßhafte, ehrliche Werner! — Sie ſoll Sich vor mir in Acht nehmen, mein ſchoͤnes Kind! Ha, ha, ha! Werner. Geh Sie ihm uͤberall aus dem Wege! Der Wirth. Mir! mir! — Bin ich denn ſo gefaͤhrlich? — Ha, ha, ha! — Hoͤr Sie doch, mein ſchoͤnes Kind! Wie gefaͤllt Jhr der Spaß? Werner. Daß es doch immer Seines gleichen fuͤr Spaß erklaͤren, wenn man ihnen die Wahr- heit ſagt. Der Wirth. Die Wahrheit! ha! ha, ha! — Nicht wahr, mein ſchoͤnes Kind, immer beſſer! Der Mann kann ſpaßen! Jch gefaͤhrlich? — ich? — So vor zwanzig Jahren, war was dran. Ja, ja, mein ſchoͤnes Kind, da war ich gefaͤhr- lich; da wußte manche davon zu ſagen; aber ietzt — Werner. O uͤber den alten Narrn! Der Wirth. Da ſteckts eben! Wenn wir alt werden, iſt es mit unſrer Gefaͤhrlichkeit aus. Es wird Jhm auch nicht beſſer gehen, Herr Werner! Werner.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#WIR"> <p><pb facs="#f0090" n="86"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Minna von Barnhelm,</hi></fw><lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> men! — Ah, es iſt doch immer noch der luſtige,<lb/> ſpaßhafte, ehrliche Werner! — Sie ſoll Sich vor<lb/> mir in Acht nehmen, mein ſchoͤnes Kind! Ha,<lb/> ha, ha!</p> </sp><lb/> <sp who="#WAC"> <speaker> <hi rendition="#fr">Werner.</hi> </speaker> <p>Geh Sie ihm uͤberall aus dem Wege!</p> </sp><lb/> <sp who="#WIR"> <speaker> <hi rendition="#fr">Der Wirth.</hi> </speaker> <p>Mir! mir! — Bin ich denn ſo<lb/> gefaͤhrlich? — Ha, ha, ha! — Hoͤr Sie doch,<lb/> mein ſchoͤnes Kind! Wie gefaͤllt Jhr der Spaß?</p> </sp><lb/> <sp who="#WAC"> <speaker> <hi rendition="#fr">Werner.</hi> </speaker> <p>Daß es doch immer Seines gleichen<lb/> fuͤr Spaß erklaͤren, wenn man ihnen die Wahr-<lb/> heit ſagt.</p> </sp><lb/> <sp who="#WIR"> <speaker> <hi rendition="#fr">Der Wirth.</hi> </speaker> <p>Die Wahrheit! ha! ha, ha! —<lb/> Nicht wahr, mein ſchoͤnes Kind, immer beſſer!<lb/> Der Mann kann ſpaßen! Jch gefaͤhrlich? —<lb/> ich? — So vor zwanzig Jahren, war was dran.<lb/> Ja, ja, mein ſchoͤnes Kind, da war ich gefaͤhr-<lb/> lich; da wußte manche davon zu ſagen; aber<lb/> ietzt —</p> </sp><lb/> <sp who="#WAC"> <speaker> <hi rendition="#fr">Werner.</hi> </speaker> <p>O uͤber den alten Narrn!</p> </sp><lb/> <sp who="#WIR"> <speaker> <hi rendition="#fr">Der Wirth.</hi> </speaker> <p>Da ſteckts eben! Wenn wir alt<lb/> werden, iſt es mit unſrer Gefaͤhrlichkeit aus. Es<lb/> wird Jhm auch nicht beſſer gehen, Herr Werner!</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Werner.</hi> </fw><lb/> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [86/0090]
Minna von Barnhelm,
men! — Ah, es iſt doch immer noch der luſtige,
ſpaßhafte, ehrliche Werner! — Sie ſoll Sich vor
mir in Acht nehmen, mein ſchoͤnes Kind! Ha,
ha, ha!
Werner. Geh Sie ihm uͤberall aus dem Wege!
Der Wirth. Mir! mir! — Bin ich denn ſo
gefaͤhrlich? — Ha, ha, ha! — Hoͤr Sie doch,
mein ſchoͤnes Kind! Wie gefaͤllt Jhr der Spaß?
Werner. Daß es doch immer Seines gleichen
fuͤr Spaß erklaͤren, wenn man ihnen die Wahr-
heit ſagt.
Der Wirth. Die Wahrheit! ha! ha, ha! —
Nicht wahr, mein ſchoͤnes Kind, immer beſſer!
Der Mann kann ſpaßen! Jch gefaͤhrlich? —
ich? — So vor zwanzig Jahren, war was dran.
Ja, ja, mein ſchoͤnes Kind, da war ich gefaͤhr-
lich; da wußte manche davon zu ſagen; aber
ietzt —
Werner. O uͤber den alten Narrn!
Der Wirth. Da ſteckts eben! Wenn wir alt
werden, iſt es mit unſrer Gefaͤhrlichkeit aus. Es
wird Jhm auch nicht beſſer gehen, Herr Werner!
Werner.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_minna_1767 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_minna_1767/90 |
Zitationshilfe: | Lessing, Gotthold Ephraim: Minna von Barnhelm, oder das Soldatenglück. Berlin, 1767, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_minna_1767/90>, abgerufen am 16.02.2025. |