Levezow, Konrad: Iphigenia in Aulis. Halle, 1805.
Den Vater, dessen Liebesflamme sonst Sein Kind so heiß umfing, werf' ich allein Der Hofnung sehnsuchtsvolle Blicke. Denn, So gern ich auch der Rettung süßem Traum Mich überlasse; dem erprobten Eifer Automedon's mich gern und ganz ergebe; So berg' ich's nicht, daß bange Furcht vor der Verschlagnen List des Trug ersinnenden Ulyß mich peinlich quält; daß finstre Sorge Den Blick vor Diomed's verwegner Kühnheit mir Umnachtet. Patroklus. Mir nicht minder. Wo Betrug, Vom Glück begünstiget, sich überdies Noch mit dem Honigseim der Rede süßt, Da freilich schlürft der unbefang'ne Mensch Das Gift mit heitrer Miene, wähnend gar, Daß Lebensbalsam ihm, von Freundes Hand Gereicht, erquicken wird das kranke Herz.
Den Vater, dessen Liebesflamme sonst Sein Kind so heiß umfing, werf' ich allein Der Hofnung sehnsuchtsvolle Blicke. Denn, So gern ich auch der Rettung suͤßem Traum Mich uͤberlasse; dem erprobten Eifer Automedon's mich gern und ganz ergebe; So berg' ich's nicht, daß bange Furcht vor der Verschlagnen List des Trug ersinnenden Ulyß mich peinlich quaͤlt; daß finstre Sorge Den Blick vor Diomed's verwegner Kuͤhnheit mir Umnachtet. Patroklus. Mir nicht minder. Wo Betrug, Vom Gluͤck beguͤnstiget, sich uͤberdies Noch mit dem Honigseim der Rede suͤßt, Da freilich schluͤrft der unbefang'ne Mensch Das Gift mit heitrer Miene, waͤhnend gar, Daß Lebensbalsam ihm, von Freundes Hand Gereicht, erquicken wird das kranke Herz. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#ACH"> <p><pb facs="#f0105" n="97"/> Den Vater, dessen Liebesflamme sonst<lb/> Sein Kind so heiß umfing, werf' ich allein<lb/> Der Hofnung sehnsuchtsvolle Blicke. Denn,<lb/> So gern ich auch der Rettung suͤßem Traum<lb/> Mich uͤberlasse; dem erprobten Eifer<lb/> Automedon's mich gern und ganz ergebe;<lb/> So berg' ich's nicht, daß bange Furcht vor der<lb/> Verschlagnen List des Trug ersinnenden<lb/> Ulyß mich peinlich quaͤlt; daß finstre Sorge<lb/> Den Blick vor Diomed's verwegner Kuͤhnheit mir<lb/> Umnachtet.</p> </sp><lb/> <sp who="#PAT"> <speaker><hi rendition="#g">Patroklus</hi>.</speaker><lb/> <p>Mir nicht minder. Wo Betrug,<lb/> Vom Gluͤck beguͤnstiget, sich uͤberdies<lb/> Noch mit dem Honigseim der Rede suͤßt,<lb/> Da freilich schluͤrft der unbefang'ne Mensch<lb/> Das Gift mit heitrer Miene, waͤhnend gar,<lb/> Daß Lebensbalsam ihm, von Freundes Hand<lb/> Gereicht, erquicken wird das kranke Herz.<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [97/0105]
Den Vater, dessen Liebesflamme sonst
Sein Kind so heiß umfing, werf' ich allein
Der Hofnung sehnsuchtsvolle Blicke. Denn,
So gern ich auch der Rettung suͤßem Traum
Mich uͤberlasse; dem erprobten Eifer
Automedon's mich gern und ganz ergebe;
So berg' ich's nicht, daß bange Furcht vor der
Verschlagnen List des Trug ersinnenden
Ulyß mich peinlich quaͤlt; daß finstre Sorge
Den Blick vor Diomed's verwegner Kuͤhnheit mir
Umnachtet.
Patroklus.
Mir nicht minder. Wo Betrug,
Vom Gluͤck beguͤnstiget, sich uͤberdies
Noch mit dem Honigseim der Rede suͤßt,
Da freilich schluͤrft der unbefang'ne Mensch
Das Gift mit heitrer Miene, waͤhnend gar,
Daß Lebensbalsam ihm, von Freundes Hand
Gereicht, erquicken wird das kranke Herz.
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