Levezow, Konrad: Iphigenia in Aulis. Halle, 1805. Patroklus. Du sprichst, Achill, ein furchtbar schweres Wort Im heißen Zorn; doch folge nicht sogleich Die rasche That dem zügellosen Willen. Beflügelt reißt er jene mit sich fort, Und auf die schnelle Bahn einmal geführt, Stürzt unaufhaltsam sie zum blutgen Ziel. Achilles. Vernimm mit wenig Worten, denn es drängt Die That, was ich nunmehr im Herzen mir Beschließe. Wohl nicht ohne Grund bau' ich Auf meiner treuen Myrmidonen Hülfe; Auf dich, der Freunde, manches andern Helden Gewicht'gen Beistand. Nun zuerst will ich Der Untergebnen Sinn erforschen. Es Bedarf nur eines Worts, das an des Haufens Gemeiner Vorurtheile Leidenschaft Sich schmiegt, und es gewinnt das Ganze mir. Hab' ich sie so gewonnen, überlassen Patroklus. Du sprichst, Achill, ein furchtbar schweres Wort Im heißen Zorn; doch folge nicht sogleich Die rasche That dem zuͤgellosen Willen. Befluͤgelt reißt er jene mit sich fort, Und auf die schnelle Bahn einmal gefuͤhrt, Stuͤrzt unaufhaltsam sie zum blutgen Ziel. Achilles. Vernimm mit wenig Worten, denn es draͤngt Die That, was ich nunmehr im Herzen mir Beschließe. Wohl nicht ohne Grund bau' ich Auf meiner treuen Myrmidonen Huͤlfe; Auf dich, der Freunde, manches andern Helden Gewicht'gen Beistand. Nun zuerst will ich Der Untergebnen Sinn erforschen. Es Bedarf nur eines Worts, das an des Haufens Gemeiner Vorurtheile Leidenschaft Sich schmiegt, und es gewinnt das Ganze mir. Hab' ich sie so gewonnen, uͤberlassen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0116" n="108"/> <sp who="#PAT"> <speaker><hi rendition="#g">Patroklus</hi>.</speaker><lb/> <p>Du sprichst, Achill, ein furchtbar schweres Wort<lb/> Im heißen Zorn; doch folge nicht sogleich<lb/> Die rasche That dem zuͤgellosen Willen.<lb/> Befluͤgelt reißt er jene mit sich fort,<lb/> Und auf die schnelle Bahn einmal gefuͤhrt,<lb/> Stuͤrzt unaufhaltsam sie zum blutgen Ziel.</p> </sp><lb/> <sp who="#ACH"> <speaker><hi rendition="#g">Achilles</hi>.</speaker><lb/> <p>Vernimm mit wenig Worten, denn es draͤngt<lb/> Die That, was ich nunmehr im Herzen mir<lb/> Beschließe. Wohl nicht ohne Grund bau' ich<lb/> Auf meiner treuen Myrmidonen Huͤlfe;<lb/> Auf dich, der Freunde, manches andern Helden<lb/> Gewicht'gen Beistand. Nun zuerst will ich<lb/> Der Untergebnen Sinn erforschen. Es<lb/> Bedarf nur eines Worts, das an des Haufens<lb/> Gemeiner Vorurtheile Leidenschaft<lb/> Sich schmiegt, und es gewinnt das Ganze mir.<lb/> Hab' ich sie so gewonnen, uͤberlassen<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [108/0116]
Patroklus.
Du sprichst, Achill, ein furchtbar schweres Wort
Im heißen Zorn; doch folge nicht sogleich
Die rasche That dem zuͤgellosen Willen.
Befluͤgelt reißt er jene mit sich fort,
Und auf die schnelle Bahn einmal gefuͤhrt,
Stuͤrzt unaufhaltsam sie zum blutgen Ziel.
Achilles.
Vernimm mit wenig Worten, denn es draͤngt
Die That, was ich nunmehr im Herzen mir
Beschließe. Wohl nicht ohne Grund bau' ich
Auf meiner treuen Myrmidonen Huͤlfe;
Auf dich, der Freunde, manches andern Helden
Gewicht'gen Beistand. Nun zuerst will ich
Der Untergebnen Sinn erforschen. Es
Bedarf nur eines Worts, das an des Haufens
Gemeiner Vorurtheile Leidenschaft
Sich schmiegt, und es gewinnt das Ganze mir.
Hab' ich sie so gewonnen, uͤberlassen
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