Levezow, Konrad: Iphigenia in Aulis. Halle, 1805.
Mir an dem Mark des Lebens nagt. - Ich blicke Mit feuchtem Aug' des Himmels blau Gewölbe, Die Quelle meiner Leiden an, und schick' Umsonst, ob mir der Götter einer Trost Und Hülfe sendete, die bangen Seufzer in Die heitre, sternbesäte Höh'. - Hier in Dem Zelt bejammert ihrer Tochter Loos Das edle, liebevolle Weib; und dort In jenem, scharf bewacht von Kalchas Aug', Erliegt der Angst und der Verzweifelung Mein unschuldvolles Kind! er steht auf Es ist dahin Des Hauses Glück, und niemals find' ich's wie- der! Die Meinen schelten grausam mich und stolz, Und sehen nicht, was ich mit Qual erdulden muß; Daß ich ja nur ein leidend Werkzeug bin
Mir an dem Mark des Lebens nagt. – Ich blicke Mit feuchtem Aug' des Himmels blau Gewoͤlbe, Die Quelle meiner Leiden an, und schick' Umsonst, ob mir der Goͤtter einer Trost Und Huͤlfe sendete, die bangen Seufzer in Die heitre, sternbesaͤte Hoͤh'. – Hier in Dem Zelt bejammert ihrer Tochter Loos Das edle, liebevolle Weib; und dort In jenem, scharf bewacht von Kalchas Aug', Erliegt der Angst und der Verzweifelung Mein unschuldvolles Kind! er steht auf Es ist dahin Des Hauses Gluͤck, und niemals find' ich's wie- der! Die Meinen schelten grausam mich und stolz, Und sehen nicht, was ich mit Qual erdulden muß; Daß ich ja nur ein leidend Werkzeug bin <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#AGA"> <p><pb facs="#f0148" n="140"/> Mir an dem Mark des Lebens nagt. – Ich<lb/> blicke<lb/> Mit feuchtem Aug' des Himmels blau Gewoͤlbe,<lb/> Die Quelle meiner Leiden an, und schick'<lb/> Umsonst, ob mir der Goͤtter einer Trost<lb/> Und Huͤlfe sendete, die bangen Seufzer in<lb/> Die heitre, sternbesaͤte Hoͤh'. – Hier in<lb/> Dem Zelt bejammert ihrer Tochter Loos<lb/> Das edle, liebevolle Weib; und dort<lb/> In jenem, scharf bewacht von Kalchas Aug',<lb/> Erliegt der Angst und der Verzweifelung<lb/> Mein unschuldvolles Kind!<lb/><stage>er steht auf</stage><lb/> Es ist dahin<lb/> Des Hauses Gluͤck, und niemals find' ich's wie-<lb/> der!<lb/> Die Meinen schelten grausam mich und stolz,<lb/> Und sehen nicht, was ich mit Qual erdulden<lb/> muß;<lb/> Daß ich ja nur ein leidend Werkzeug bin<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [140/0148]
Mir an dem Mark des Lebens nagt. – Ich
blicke
Mit feuchtem Aug' des Himmels blau Gewoͤlbe,
Die Quelle meiner Leiden an, und schick'
Umsonst, ob mir der Goͤtter einer Trost
Und Huͤlfe sendete, die bangen Seufzer in
Die heitre, sternbesaͤte Hoͤh'. – Hier in
Dem Zelt bejammert ihrer Tochter Loos
Das edle, liebevolle Weib; und dort
In jenem, scharf bewacht von Kalchas Aug',
Erliegt der Angst und der Verzweifelung
Mein unschuldvolles Kind!
er steht auf
Es ist dahin
Des Hauses Gluͤck, und niemals find' ich's wie-
der!
Die Meinen schelten grausam mich und stolz,
Und sehen nicht, was ich mit Qual erdulden
muß;
Daß ich ja nur ein leidend Werkzeug bin
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