Levezow, Konrad: Iphigenia in Aulis. Halle, 1805.
An jenem Unglückstag, so auch noch heut, Bewegungslos das Meer! bewegungslos Des ewig klaren Aethers blaue Höhe! - Hoch zum Olympus steigt der Völker Flehn; Doch ihn erreicht des Flehens Stimme nicht; Denn unerhört ist sie geblieben, und Der Krieger lang gehaltne Hoffnung sinkt. - Es zürnt ein Gott, ihr Freunde, unserm Volke; Doch mehr noch, als Gebet, verlangt sein Zorn Von uns zur Sühne. Nestor. Eben deshalb, König, Sind wir gekommen, um mit dir zu forschen, wer Von den Unsterblichen es sey, den wir Beleidiget mit arger Frevelthat? Wer selbst der Frevler sey? Ob hier im Heere, Ob drinnen in des Vaterlandes Flur? So wie, durch welches Opfer, welche Weihe,
An jenem Ungluͤckstag, so auch noch heut, Bewegungslos das Meer! bewegungslos Des ewig klaren Aethers blaue Hoͤhe! – Hoch zum Olympus steigt der Voͤlker Flehn; Doch ihn erreicht des Flehens Stimme nicht; Denn unerhoͤrt ist sie geblieben, und Der Krieger lang gehaltne Hoffnung sinkt. – Es zuͤrnt ein Gott, ihr Freunde, unserm Volke; Doch mehr noch, als Gebet, verlangt sein Zorn Von uns zur Suͤhne. Nestor. Eben deshalb, Koͤnig, Sind wir gekommen, um mit dir zu forschen, wer Von den Unsterblichen es sey, den wir Beleidiget mit arger Frevelthat? Wer selbst der Frevler sey? Ob hier im Heere, Ob drinnen in des Vaterlandes Flur? So wie, durch welches Opfer, welche Weihe, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#AGA"> <p><pb facs="#f0021" n="13"/> An jenem Ungluͤckstag, so auch noch heut,<lb/> Bewegungslos das Meer! bewegungslos<lb/> Des ewig klaren Aethers blaue Hoͤhe! –<lb/> Hoch zum Olympus steigt der Voͤlker Flehn;<lb/> Doch ihn erreicht des Flehens Stimme nicht;<lb/> Denn unerhoͤrt ist sie geblieben, und<lb/> Der Krieger lang gehaltne Hoffnung sinkt. –<lb/> Es zuͤrnt ein Gott, ihr Freunde, unserm Volke;<lb/> Doch <hi rendition="#g">mehr</hi> noch, als Gebet, verlangt sein Zorn<lb/> Von uns zur Suͤhne.</p> </sp><lb/> <sp who="#NES"> <speaker><hi rendition="#g">Nestor</hi>.</speaker><lb/> <p>Eben deshalb, Koͤnig,<lb/> Sind wir gekommen, um mit dir zu forschen,<lb/> wer<lb/> Von den Unsterblichen es sey, den wir<lb/> Beleidiget mit arger Frevelthat?<lb/> Wer selbst der Frevler sey? Ob hier im Heere,<lb/> Ob drinnen in des Vaterlandes Flur?<lb/> So wie, durch welches Opfer, welche Weihe,<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [13/0021]
An jenem Ungluͤckstag, so auch noch heut,
Bewegungslos das Meer! bewegungslos
Des ewig klaren Aethers blaue Hoͤhe! –
Hoch zum Olympus steigt der Voͤlker Flehn;
Doch ihn erreicht des Flehens Stimme nicht;
Denn unerhoͤrt ist sie geblieben, und
Der Krieger lang gehaltne Hoffnung sinkt. –
Es zuͤrnt ein Gott, ihr Freunde, unserm Volke;
Doch mehr noch, als Gebet, verlangt sein Zorn
Von uns zur Suͤhne.
Nestor.
Eben deshalb, Koͤnig,
Sind wir gekommen, um mit dir zu forschen,
wer
Von den Unsterblichen es sey, den wir
Beleidiget mit arger Frevelthat?
Wer selbst der Frevler sey? Ob hier im Heere,
Ob drinnen in des Vaterlandes Flur?
So wie, durch welches Opfer, welche Weihe,
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