Lewald, Fanny: Für und wider die Frauen. Berlin, 1870.schaffen; und auf die Toiletten, für deren tadellose Falten und Schleifen man den Tag über Rücksicht zu nehmen hat, müssen wir anderen arbeitenden Frauen freilich auch verzichten. Aber was hat das Taschentuch für fünfundzwanzig Thaler, was hat das Kleid, dessen bloßer Schneiderlohn vielleicht noch mehr beträgt, was haben alle die tausend Schnällchen und Flacons und Fächer und Blumentische und Goldfische und Schooßhunde, mit denen die reiche höhere Weiblichkeit sich selbstgefällig zu umgeben liebt, mit der herzlichen Achtung vor dem Manne, dem man angehört, zu schaffen? Was haben sie mit der Liebe für ihn, mit der hingebenden Sorge und Aufopferung für die Familie gemein, als deren Mutter und Mitbegründerin die Frau da steht? Mir ist, so weit meine Kenntniß von dem Wünschen und Begehren des weiblichen Geschlechtes reicht, und sie ist ausgedehnt genug, kein Mädchen vorgekommen, das nicht, selbst bei großer künstlerischer Begabung und nach beträchtlichen Erfolgen in seinem künstlerischen Berufe, gern bereit gewesen wäre, auf seine Unabhängigkeit zu verzichten, wenn sich ihm das Glück geboten hat, als Gattin eines geliebten Mannes in ein von ihm versorgtes Haus eintreten zu können. Caroline Ungher-Sabatier, Jenny Lind, Clara Schumann, die Malerinnen Wichmann, Baumann-Jerichau und die verstorbene Frau Stielke, ich selbst und eine recht große Zahl von anderen Schriftstellerinnen, haben unseren Männern und unseren Familien schaffen; und auf die Toiletten, für deren tadellose Falten und Schleifen man den Tag über Rücksicht zu nehmen hat, müssen wir anderen arbeitenden Frauen freilich auch verzichten. Aber was hat das Taschentuch für fünfundzwanzig Thaler, was hat das Kleid, dessen bloßer Schneiderlohn vielleicht noch mehr beträgt, was haben alle die tausend Schnällchen und Flacons und Fächer und Blumentische und Goldfische und Schooßhunde, mit denen die reiche höhere Weiblichkeit sich selbstgefällig zu umgeben liebt, mit der herzlichen Achtung vor dem Manne, dem man angehört, zu schaffen? Was haben sie mit der Liebe für ihn, mit der hingebenden Sorge und Aufopferung für die Familie gemein, als deren Mutter und Mitbegründerin die Frau da steht? Mir ist, so weit meine Kenntniß von dem Wünschen und Begehren des weiblichen Geschlechtes reicht, und sie ist ausgedehnt genug, kein Mädchen vorgekommen, das nicht, selbst bei großer künstlerischer Begabung und nach beträchtlichen Erfolgen in seinem künstlerischen Berufe, gern bereit gewesen wäre, auf seine Unabhängigkeit zu verzichten, wenn sich ihm das Glück geboten hat, als Gattin eines geliebten Mannes in ein von ihm versorgtes Haus eintreten zu können. Caroline Ungher-Sabatier, Jenny Lind, Clara Schumann, die Malerinnen Wichmann, Baumann-Jerichau und die verstorbene Frau Stielke, ich selbst und eine recht große Zahl von anderen Schriftstellerinnen, haben unseren Männern und unseren Familien <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0115" n="105"/> schaffen; und auf die Toiletten, für deren tadellose Falten und Schleifen man den Tag über Rücksicht zu nehmen hat, müssen wir anderen arbeitenden Frauen freilich auch verzichten. Aber was hat das Taschentuch für fünfundzwanzig Thaler, was hat das Kleid, dessen bloßer Schneiderlohn vielleicht noch mehr beträgt, was haben alle die tausend Schnällchen und Flacons und Fächer und Blumentische und Goldfische und Schooßhunde, mit denen die reiche höhere Weiblichkeit sich selbstgefällig zu umgeben liebt, mit der herzlichen Achtung vor dem Manne, dem man angehört, zu schaffen? Was haben sie mit der Liebe für ihn, mit der hingebenden Sorge und Aufopferung für die Familie gemein, als deren Mutter und Mitbegründerin die Frau da steht? Mir ist, so weit meine Kenntniß von dem Wünschen und Begehren des weiblichen Geschlechtes reicht, und sie ist ausgedehnt genug, kein Mädchen vorgekommen, das nicht, selbst bei großer künstlerischer Begabung und nach beträchtlichen Erfolgen in seinem künstlerischen Berufe, gern bereit gewesen wäre, auf seine Unabhängigkeit zu verzichten, wenn sich ihm das Glück geboten hat, als Gattin eines geliebten Mannes in ein von ihm versorgtes Haus eintreten zu können. Caroline Ungher-Sabatier, Jenny Lind, Clara Schumann, die Malerinnen Wichmann, Baumann-Jerichau und die verstorbene Frau Stielke, ich selbst und eine recht große Zahl von anderen Schriftstellerinnen, haben unseren Männern und unseren Familien </p> </div> </body> </text> </TEI> [105/0115]
schaffen; und auf die Toiletten, für deren tadellose Falten und Schleifen man den Tag über Rücksicht zu nehmen hat, müssen wir anderen arbeitenden Frauen freilich auch verzichten. Aber was hat das Taschentuch für fünfundzwanzig Thaler, was hat das Kleid, dessen bloßer Schneiderlohn vielleicht noch mehr beträgt, was haben alle die tausend Schnällchen und Flacons und Fächer und Blumentische und Goldfische und Schooßhunde, mit denen die reiche höhere Weiblichkeit sich selbstgefällig zu umgeben liebt, mit der herzlichen Achtung vor dem Manne, dem man angehört, zu schaffen? Was haben sie mit der Liebe für ihn, mit der hingebenden Sorge und Aufopferung für die Familie gemein, als deren Mutter und Mitbegründerin die Frau da steht? Mir ist, so weit meine Kenntniß von dem Wünschen und Begehren des weiblichen Geschlechtes reicht, und sie ist ausgedehnt genug, kein Mädchen vorgekommen, das nicht, selbst bei großer künstlerischer Begabung und nach beträchtlichen Erfolgen in seinem künstlerischen Berufe, gern bereit gewesen wäre, auf seine Unabhängigkeit zu verzichten, wenn sich ihm das Glück geboten hat, als Gattin eines geliebten Mannes in ein von ihm versorgtes Haus eintreten zu können. Caroline Ungher-Sabatier, Jenny Lind, Clara Schumann, die Malerinnen Wichmann, Baumann-Jerichau und die verstorbene Frau Stielke, ich selbst und eine recht große Zahl von anderen Schriftstellerinnen, haben unseren Männern und unseren Familien
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