am Bilde dieses Weibes erfreuen, wenn mein Talent mit meinem Willen gleichen Schritt hält."
"Während Du an die Nachwelt dachtest", sagte Eduard, "überlegte ich, daß es wol von der Mitwelt keine größere Thorheit gibt, als die Jugend an solchen Darstellungen Theil neh- men zu lassen, in denen die Sitten einer fri- volen, verderbten Vorzeit so anmuthig und so einschmeichelnd dargestellt werden."
"Der Meinung bin ich auch", bekräftigte Reinhard. "Ich will nicht leugnen, daß dieser Abend zu den schönsten meines Lebens gehört, so viel Freude hat er mir gebracht, und doch peinigte es mich, die Logen voll von jungen Damen zu sehen."
"Damit tadeln Sie mich, lieber Reinhard!" unterbrach ihn Madame Meier. "Sie wollen mir sagen, was Eduard schon mitunter äußerte, daß wir Mütter in der Erziehung unserer Töch- ter nicht sorgfältig genug zu Werke gehen. Ich
am Bilde dieſes Weibes erfreuen, wenn mein Talent mit meinem Willen gleichen Schritt hält.“
„Während Du an die Nachwelt dachteſt“, ſagte Eduard, „überlegte ich, daß es wol von der Mitwelt keine größere Thorheit gibt, als die Jugend an ſolchen Darſtellungen Theil neh- men zu laſſen, in denen die Sitten einer fri- volen, verderbten Vorzeit ſo anmuthig und ſo einſchmeichelnd dargeſtellt werden.“
„Der Meinung bin ich auch“, bekräftigte Reinhard. „Ich will nicht leugnen, daß dieſer Abend zu den ſchönſten meines Lebens gehört, ſo viel Freude hat er mir gebracht, und doch peinigte es mich, die Logen voll von jungen Damen zu ſehen.“
„Damit tadeln Sie mich, lieber Reinhard!“ unterbrach ihn Madame Meier. „Sie wollen mir ſagen, was Eduard ſchon mitunter äußerte, daß wir Mütter in der Erziehung unſerer Töch- ter nicht ſorgfältig genug zu Werke gehen. Ich
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am Bilde dieſes Weibes erfreuen, wenn mein
Talent mit meinem Willen gleichen Schritt hält.“
„Während Du an die Nachwelt dachteſt“,
ſagte Eduard, „überlegte ich, daß es wol von
der Mitwelt keine größere Thorheit gibt, als
die Jugend an ſolchen Darſtellungen Theil neh-
men zu laſſen, in denen die Sitten einer fri-
volen, verderbten Vorzeit ſo anmuthig und ſo
einſchmeichelnd dargeſtellt werden.“
„Der Meinung bin ich auch“, bekräftigte
Reinhard. „Ich will nicht leugnen, daß dieſer
Abend zu den ſchönſten meines Lebens gehört,
ſo viel Freude hat er mir gebracht, und doch
peinigte es mich, die Logen voll von jungen
Damen zu ſehen.“
„Damit tadeln Sie mich, lieber Reinhard!“
unterbrach ihn Madame Meier. „Sie wollen
mir ſagen, was Eduard ſchon mitunter äußerte,
daß wir Mütter in der Erziehung unſerer Töch-
ter nicht ſorgfältig genug zu Werke gehen. Ich
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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/105>, abgerufen am 21.11.2024.
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