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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843.

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tung und Verehrung für ihn, darum hatte sie
tausend jener kleinen Aufmerksamkeiten ihm ge-
genüber, in denen weibliche Liebe so erfinderisch
ist, und die, allen Andern unbemerkbar, sicher
den Weg in das Herz Dessen finden, dem sie
gelten. Dabei war Clara so hingerissen von der
großartigen, freien Weltanschauung Eduard's;
die Wahrheit seiner Worte prägte sich ihr so
deutlich und unbestreitbar ein, daß auch in
dieser Beziehung der Geliebte ihr Ideal wurde.
Ein Tag, an dem sie ihn nicht gesehen, nicht
gehört hatte, was er treibe, was ihn beschäftige,
schien ihr ein verlorner zu sein; und als nun
Eduard endlich seine letzte, ärztliche Visite
machte, als Clara mit Thränen in den Augen
vor ihm stand, mit Thränen, die, wie ihre
Mutter meinte, einer übertriebenen Dankbarkeit
flossen, fand sie endlich so viel Muth in sich,
leise die Hoffnung auszusprechen, Doctor Meier,
dem sie so unendlichen Dank schuldig geworden,

tung und Verehrung für ihn, darum hatte ſie
tauſend jener kleinen Aufmerkſamkeiten ihm ge-
genüber, in denen weibliche Liebe ſo erfinderiſch
iſt, und die, allen Andern unbemerkbar, ſicher
den Weg in das Herz Deſſen finden, dem ſie
gelten. Dabei war Clara ſo hingeriſſen von der
großartigen, freien Weltanſchauung Eduard's;
die Wahrheit ſeiner Worte prägte ſich ihr ſo
deutlich und unbeſtreitbar ein, daß auch in
dieſer Beziehung der Geliebte ihr Ideal wurde.
Ein Tag, an dem ſie ihn nicht geſehen, nicht
gehört hatte, was er treibe, was ihn beſchäftige,
ſchien ihr ein verlorner zu ſein; und als nun
Eduard endlich ſeine letzte, ärztliche Viſite
machte, als Clara mit Thränen in den Augen
vor ihm ſtand, mit Thränen, die, wie ihre
Mutter meinte, einer übertriebenen Dankbarkeit
floſſen, fand ſie endlich ſo viel Muth in ſich,
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[151/0163] tung und Verehrung für ihn, darum hatte ſie tauſend jener kleinen Aufmerkſamkeiten ihm ge- genüber, in denen weibliche Liebe ſo erfinderiſch iſt, und die, allen Andern unbemerkbar, ſicher den Weg in das Herz Deſſen finden, dem ſie gelten. Dabei war Clara ſo hingeriſſen von der großartigen, freien Weltanſchauung Eduard's; die Wahrheit ſeiner Worte prägte ſich ihr ſo deutlich und unbeſtreitbar ein, daß auch in dieſer Beziehung der Geliebte ihr Ideal wurde. Ein Tag, an dem ſie ihn nicht geſehen, nicht gehört hatte, was er treibe, was ihn beſchäftige, ſchien ihr ein verlorner zu ſein; und als nun Eduard endlich ſeine letzte, ärztliche Viſite machte, als Clara mit Thränen in den Augen vor ihm ſtand, mit Thränen, die, wie ihre Mutter meinte, einer übertriebenen Dankbarkeit floſſen, fand ſie endlich ſo viel Muth in ſich, leiſe die Hoffnung auszuſprechen, Doctor Meier, dem ſie ſo unendlichen Dank ſchuldig geworden,

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Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/163>, abgerufen am 21.11.2024.