bleiben, um noch ein paar Stunden zu plau- dern. "Im Hause Ihres Onkels können Sie Nichts nützen, und hier", sagte er, "haben wir Gelegenheit, Sie unserm Freunde, dem Doctor Meier, von dem wir vorhin sprachen, vorzu- stellen, also bleiben Sie immer hier."
William war das zufrieden, und Horn empfahl sich dem kleinen Kreise, indem er William ver- sicherte, er beneide ihn um den Genuß, in so vortrefflicher Gesellschaft noch länger zu blei- ben, dabei warf er einen spöttischen Blick auf Meier, den dieser nicht sah, da er Horn den Rücken zugewendet hatte, und den Reinhard mit verächtlichem Achselzucken erwiderte.
Ein Kellner räumte die leeren Bouteillen, die gebrauchten Gläser fort, und setzte eine volle Flasche vor die Zurückbleibenden hin. Erlau, Reinhard und William, die schon seit einer Stunde beim Weine saßen, geriethen allmälig in eine immer munterere Laune, wogegen Meier's Ruhe
bleiben, um noch ein paar Stunden zu plau- dern. „Im Hauſe Ihres Onkels können Sie Nichts nützen, und hier“, ſagte er, „haben wir Gelegenheit, Sie unſerm Freunde, dem Doctor Meier, von dem wir vorhin ſprachen, vorzu- ſtellen, alſo bleiben Sie immer hier.“
William war das zufrieden, und Horn empfahl ſich dem kleinen Kreiſe, indem er William ver- ſicherte, er beneide ihn um den Genuß, in ſo vortrefflicher Geſellſchaft noch länger zu blei- ben, dabei warf er einen ſpöttiſchen Blick auf Meier, den dieſer nicht ſah, da er Horn den Rücken zugewendet hatte, und den Reinhard mit verächtlichem Achſelzucken erwiderte.
Ein Kellner räumte die leeren Bouteillen, die gebrauchten Gläſer fort, und ſetzte eine volle Flaſche vor die Zurückbleibenden hin. Erlau, Reinhard und William, die ſchon ſeit einer Stunde beim Weine ſaßen, geriethen allmälig in eine immer munterere Laune, wogegen Meier's Ruhe
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bleiben, um noch ein paar Stunden zu plau-
dern. „Im Hauſe Ihres Onkels können Sie
Nichts nützen, und hier“, ſagte er, „haben wir
Gelegenheit, Sie unſerm Freunde, dem Doctor
Meier, von dem wir vorhin ſprachen, vorzu-
ſtellen, alſo bleiben Sie immer hier.“
William war das zufrieden, und Horn empfahl
ſich dem kleinen Kreiſe, indem er William ver-
ſicherte, er beneide ihn um den Genuß, in ſo
vortrefflicher Geſellſchaft noch länger zu blei-
ben, dabei warf er einen ſpöttiſchen Blick auf
Meier, den dieſer nicht ſah, da er Horn den
Rücken zugewendet hatte, und den Reinhard mit
verächtlichem Achſelzucken erwiderte.
Ein Kellner räumte die leeren Bouteillen,
die gebrauchten Gläſer fort, und ſetzte eine volle
Flaſche vor die Zurückbleibenden hin. Erlau,
Reinhard und William, die ſchon ſeit einer Stunde
beim Weine ſaßen, geriethen allmälig in eine
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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/23>, abgerufen am 21.11.2024.
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