zubeugen, wenn er die Wunde rasch nach allen Seiten hin untersuchte, sie tüchtig ausbluten ließ, und dann die Heilung der Zeit, und be- sonders dem Bedürfniß nach Glück überließ, das uns unbewußt antreibt, zu genesen, wenn ein geistiges Leid uns niedergeworfen. "Wir sind zum Glück geschaffen, wir streben darnach, und erlangen es am sichersten, wenn wir uns durch keine falschen Hoffnungen täuschen lassen" -- das war des alten Herrn Grundsatz, nach dem er auch heute gehandelt.
Eine Weile saßen Vater und Sohn schwei- gend nebeneinander, dann schieden sie mit ei- nem Händedruck und Eduard ging davon, um am Bette der Kranken Trost zu bringen, er, der dessen selbst noch so nöthig bedurfte.
zubeugen, wenn er die Wunde raſch nach allen Seiten hin unterſuchte, ſie tüchtig ausbluten ließ, und dann die Heilung der Zeit, und be- ſonders dem Bedürfniß nach Glück überließ, das uns unbewußt antreibt, zu geneſen, wenn ein geiſtiges Leid uns niedergeworfen. „Wir ſind zum Glück geſchaffen, wir ſtreben darnach, und erlangen es am ſicherſten, wenn wir uns durch keine falſchen Hoffnungen täuſchen laſſen“ — das war des alten Herrn Grundſatz, nach dem er auch heute gehandelt.
Eine Weile ſaßen Vater und Sohn ſchwei- gend nebeneinander, dann ſchieden ſie mit ei- nem Händedruck und Eduard ging davon, um am Bette der Kranken Troſt zu bringen, er, der deſſen ſelbſt noch ſo nöthig bedurfte.
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zubeugen, wenn er die Wunde raſch nach allen
Seiten hin unterſuchte, ſie tüchtig ausbluten
ließ, und dann die Heilung der Zeit, und be-
ſonders dem Bedürfniß nach Glück überließ,
das uns unbewußt antreibt, zu geneſen, wenn
ein geiſtiges Leid uns niedergeworfen. „Wir
ſind zum Glück geſchaffen, wir ſtreben darnach,
und erlangen es am ſicherſten, wenn wir uns
durch keine falſchen Hoffnungen täuſchen laſſen“
— das war des alten Herrn Grundſatz, nach
dem er auch heute gehandelt.
Eine Weile ſaßen Vater und Sohn ſchwei-
gend nebeneinander, dann ſchieden ſie mit ei-
nem Händedruck und Eduard ging davon, um
am Bette der Kranken Troſt zu bringen, er,
der deſſen ſelbſt noch ſo nöthig bedurfte.
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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 389. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/397>, abgerufen am 22.11.2024.
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