mit Eduard zu ihnen kam. So gewaltig dieser nach Fassung rang, so deutlich sah man ihm die innere Aufregung an, als er, Clara be- grüßend, ihre Hand ergriff und küßte. In Clara's Augen schwammen große Thränen, welche nur die Anwesenheit des Vaters zurück- hielt, der anscheinend es nicht bemerkte. Er hielt einen Brief in der Hand und fragte seine Tochter, ob sie etwas von Erlau's Abreise ge- wußt hätte, die er Eduard in diesem Briefe melde, mit welchem er zugleich von allen seinen Freunden Abschied nehme. Jenny verneinte es, und Herr Meier sagte: "Dieses Schreiben ist nun wieder Erlau's treuestes Abbild; hört nur, wie es lautet: "An Eduard Meier, mit dem Befehl, es als Currende an das übrige Volk zu senden, das sich nach 24 Stunden Abwesenheit noch eines Entfernten erinnern sollte."
"Lieber Doctor! ziehe Dein Taschentuch her- vor und trockne Deine verwunderten und hof-
mit Eduard zu ihnen kam. So gewaltig dieſer nach Faſſung rang, ſo deutlich ſah man ihm die innere Aufregung an, als er, Clara be- grüßend, ihre Hand ergriff und küßte. In Clara's Augen ſchwammen große Thränen, welche nur die Anweſenheit des Vaters zurück- hielt, der anſcheinend es nicht bemerkte. Er hielt einen Brief in der Hand und fragte ſeine Tochter, ob ſie etwas von Erlau's Abreiſe ge- wußt hätte, die er Eduard in dieſem Briefe melde, mit welchem er zugleich von allen ſeinen Freunden Abſchied nehme. Jenny verneinte es, und Herr Meier ſagte: „Dieſes Schreiben iſt nun wieder Erlau's treueſtes Abbild; hört nur, wie es lautet: „An Eduard Meier, mit dem Befehl, es als Currende an das übrige Volk zu ſenden, das ſich nach 24 Stunden Abweſenheit noch eines Entfernten erinnern ſollte.“
„Lieber Doctor! ziehe Dein Taſchentuch her- vor und trockne Deine verwunderten und hof-
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mit Eduard zu ihnen kam. So gewaltig dieſer
nach Faſſung rang, ſo deutlich ſah man ihm
die innere Aufregung an, als er, Clara be-
grüßend, ihre Hand ergriff und küßte. In
Clara's Augen ſchwammen große Thränen,
welche nur die Anweſenheit des Vaters zurück-
hielt, der anſcheinend es nicht bemerkte. Er
hielt einen Brief in der Hand und fragte ſeine
Tochter, ob ſie etwas von Erlau's Abreiſe ge-
wußt hätte, die er Eduard in dieſem Briefe
melde, mit welchem er zugleich von allen ſeinen
Freunden Abſchied nehme. Jenny verneinte es,
und Herr Meier ſagte: „Dieſes Schreiben iſt
nun wieder Erlau's treueſtes Abbild; hört nur,
wie es lautet: „An Eduard Meier, mit dem
Befehl, es als Currende an das übrige Volk zu
ſenden, das ſich nach 24 Stunden Abweſenheit
noch eines Entfernten erinnern ſollte.“
„Lieber Doctor! ziehe Dein Taſchentuch her-
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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 2. Leipzig, 1843, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny02_1843/15>, abgerufen am 03.12.2024.
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