richtet war und mit einiger Unruhe desselben gegen ihn erwähnte, schrieb er in dieser Zeit folgenden Brief:
"Sie haben mich gewöhnt, mein theurer Onkel! die Besorgnisse und Vorwürfe zu verstehen, die Ihre schonende Liebe für mich zwischen die Linien schreibt, um mir jede un- angenehme Empfindung zu ersparen. So lese ich hinter dem wohlwollenden Rath, in die Heimat zurückzukehren und nicht wieder so gar lange von meinen Besitzungen fern zu bleiben, die Besorgniß, ich könnte nicht allein in diese Heimat einziehen, sondern eine Gattin mit mir bringen, die Ihnen, dem ehemaligen Vormund, dem väterlichen Freunde, nicht willkommen wäre, so gern Sie mich übrigens verheirathet und unser altes Geschlecht fortgepflanzt wüßten."
"Fürchten Sie nichts! Meine liaison mit dem Kaufmann Meier und seiner Tochter ist
richtet war und mit einiger Unruhe deſſelben gegen ihn erwähnte, ſchrieb er in dieſer Zeit folgenden Brief:
„Sie haben mich gewöhnt, mein theurer Onkel! die Beſorgniſſe und Vorwürfe zu verſtehen, die Ihre ſchonende Liebe für mich zwiſchen die Linien ſchreibt, um mir jede un- angenehme Empfindung zu erſparen. So leſe ich hinter dem wohlwollenden Rath, in die Heimat zurückzukehren und nicht wieder ſo gar lange von meinen Beſitzungen fern zu bleiben, die Beſorgniß, ich könnte nicht allein in dieſe Heimat einziehen, ſondern eine Gattin mit mir bringen, die Ihnen, dem ehemaligen Vormund, dem väterlichen Freunde, nicht willkommen wäre, ſo gern Sie mich übrigens verheirathet und unſer altes Geſchlecht fortgepflanzt wüßten.“
„Fürchten Sie nichts! Meine liaison mit dem Kaufmann Meier und ſeiner Tochter iſt
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[191/0201]
richtet war und mit einiger Unruhe deſſelben
gegen ihn erwähnte, ſchrieb er in dieſer Zeit
folgenden Brief:
„Sie haben mich gewöhnt, mein theurer
Onkel! die Beſorgniſſe und Vorwürfe zu
verſtehen, die Ihre ſchonende Liebe für mich
zwiſchen die Linien ſchreibt, um mir jede un-
angenehme Empfindung zu erſparen. So
leſe ich hinter dem wohlwollenden Rath, in
die Heimat zurückzukehren und nicht wieder
ſo gar lange von meinen Beſitzungen fern
zu bleiben, die Beſorgniß, ich könnte nicht
allein in dieſe Heimat einziehen, ſondern
eine Gattin mit mir bringen, die Ihnen,
dem ehemaligen Vormund, dem väterlichen
Freunde, nicht willkommen wäre, ſo gern
Sie mich übrigens verheirathet und unſer
altes Geſchlecht fortgepflanzt wüßten.“
„Fürchten Sie nichts! Meine liaison mit
dem Kaufmann Meier und ſeiner Tochter iſt
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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 2. Leipzig, 1843, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny02_1843/201>, abgerufen am 22.11.2024.
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