Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 2. Leipzig, 1843.ment der Entscheidung nicht eben ihre Feigheit Wir sind so sehr gewohnt, in den Erzählun- ment der Entſcheidung nicht eben ihre Feigheit Wir ſind ſo ſehr gewohnt, in den Erzählun- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0034" n="24"/> ment der Entſcheidung nicht eben ihre Feigheit<lb/> ſie von der That zurückhielte.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Wir ſind ſo ſehr gewohnt, in den Erzählun-<lb/> gen unſerer Dichter nur auf Edelmuth und er-<lb/> habene Motive bei den Helden derſelben zu ſtoßen,<lb/> ſodaß die nackte Proſa des Lebens uns fremd<lb/> und widerwärtig erſcheint. Deshalb wird viel-<lb/> leicht Jenny in den Augen manches Leſers und<lb/> in ſeiner Gunſt ſinken, wenn wir behaupten,<lb/> daß es zuletzt nur Schwäche und Furcht wa-<lb/> ren, welche ſie abhielten, das Aeußerſte zu wa-<lb/> gen und ihr Glück zu opfern, um vor ſich ſelbſt<lb/> gerechtfertigt zu ſein. Von Natur offen und<lb/> mittheilend, ſah ſie ſich theils durch Verhält-<lb/> niſſe, theils durch ihre eigne Schuld in ein<lb/> Gewebe von Heimlichkeiten und Täuſchungen<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [24/0034]
ment der Entſcheidung nicht eben ihre Feigheit
ſie von der That zurückhielte.
Wir ſind ſo ſehr gewohnt, in den Erzählun-
gen unſerer Dichter nur auf Edelmuth und er-
habene Motive bei den Helden derſelben zu ſtoßen,
ſodaß die nackte Proſa des Lebens uns fremd
und widerwärtig erſcheint. Deshalb wird viel-
leicht Jenny in den Augen manches Leſers und
in ſeiner Gunſt ſinken, wenn wir behaupten,
daß es zuletzt nur Schwäche und Furcht wa-
ren, welche ſie abhielten, das Aeußerſte zu wa-
gen und ihr Glück zu opfern, um vor ſich ſelbſt
gerechtfertigt zu ſein. Von Natur offen und
mittheilend, ſah ſie ſich theils durch Verhält-
niſſe, theils durch ihre eigne Schuld in ein
Gewebe von Heimlichkeiten und Täuſchungen
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