sich selbst wieder außusöhnen und ihr das Glück zu erhalten, das Sie und mein Sohn von der Zukunft erwarten. Unsere innigste Anerkennung wird es Ihnen danken, und wenn Sie sich wirklich meinem Sohne verpflichtet fühlen, tra- gen Sie ihm Ihren Dank jetzt in einer Weise ab, welche ihn für immer zu Ihrem Schuld- ner macht."
Therese versprach Alles und die Damen schieden mit einer wiederholten Umarmung und den herzlichsten gegenseitigen Versicherungen.
Wie weit Therese bei dieser Unterredung sich selbst über die Beweggründe ihrer Hand- lungen getäuscht hatte, wie weit sie absichtlich dabei zu Werke gegangen, möchte schwer zu ent- scheiden sein. Ob sie wirklich an Jenny's Liebe für Reinhard zweifelte, an eine Neigung für Erlau glaubte, ob nur der Wunsch, Reinhard und Jenny vor Reue zu bewahren, allein sie antrieb, der Pfarrerin jenen Bericht zu erstat-
ſich ſelbſt wieder auſzuſöhnen und ihr das Glück zu erhalten, das Sie und mein Sohn von der Zukunft erwarten. Unſere innigſte Anerkennung wird es Ihnen danken, und wenn Sie ſich wirklich meinem Sohne verpflichtet fühlen, tra- gen Sie ihm Ihren Dank jetzt in einer Weiſe ab, welche ihn für immer zu Ihrem Schuld- ner macht.“
Thereſe verſprach Alles und die Damen ſchieden mit einer wiederholten Umarmung und den herzlichſten gegenſeitigen Verſicherungen.
Wie weit Thereſe bei dieſer Unterredung ſich ſelbſt über die Beweggründe ihrer Hand- lungen getäuſcht hatte, wie weit ſie abſichtlich dabei zu Werke gegangen, möchte ſchwer zu ent- ſcheiden ſein. Ob ſie wirklich an Jenny's Liebe für Reinhard zweifelte, an eine Neigung für Erlau glaubte, ob nur der Wunſch, Reinhard und Jenny vor Reue zu bewahren, allein ſie antrieb, der Pfarrerin jenen Bericht zu erſtat-
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ſich ſelbſt wieder auſzuſöhnen und ihr das Glück
zu erhalten, das Sie und mein Sohn von der
Zukunft erwarten. Unſere innigſte Anerkennung
wird es Ihnen danken, und wenn Sie ſich
wirklich meinem Sohne verpflichtet fühlen, tra-
gen Sie ihm Ihren Dank jetzt in einer Weiſe
ab, welche ihn für immer zu Ihrem Schuld-
ner macht.“
Thereſe verſprach Alles und die Damen
ſchieden mit einer wiederholten Umarmung und
den herzlichſten gegenſeitigen Verſicherungen.
Wie weit Thereſe bei dieſer Unterredung
ſich ſelbſt über die Beweggründe ihrer Hand-
lungen getäuſcht hatte, wie weit ſie abſichtlich
dabei zu Werke gegangen, möchte ſchwer zu ent-
ſcheiden ſein. Ob ſie wirklich an Jenny's Liebe
für Reinhard zweifelte, an eine Neigung für
Erlau glaubte, ob nur der Wunſch, Reinhard
und Jenny vor Reue zu bewahren, allein ſie
antrieb, der Pfarrerin jenen Bericht zu erſtat-
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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 2. Leipzig, 1843, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny02_1843/52>, abgerufen am 21.11.2024.
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