nen", seufzte Jenny, "so im vollen Besitz Dei- ner Liebe."
"Als ob diese Liebe Dir jemals fehlen könnte", rief Reinhard fast entrüstet aus. "Siehe, Jenny, einst gab es eine Zeit, in der ich an Dir, an Deiner Liebe zweifelte, Dich fliehen und vergessen wollte. Das ist Alles nicht mehr möglich, und seit Du durch Deine Liebe mich zum Herrscher über Dein Schicksal gesetzt, hast Du mich ja zu Deinem treuesten Sklaven gemacht. Du weißt es", sagte er, immer wärmer werdend, "ich würde vor keinem Könige knien, kein Weib hat mich jemals zu seinen Füßen gesehen, ich glaubte, nur vor Gott mich beugen zu können -- und nun knie ich vor Dir, und bekenne Dir, daß ich Dich fußfällig bitten könnte, mich zu lieben, mir treu zu bleiben, wenn ich daran zweifeln könnte, weil in Dir allein das ganze Glück meines Le- bens beruht."
nen“, ſeufzte Jenny, „ſo im vollen Beſitz Dei- ner Liebe.“
„Als ob dieſe Liebe Dir jemals fehlen könnte“, rief Reinhard faſt entrüſtet aus. „Siehe, Jenny, einſt gab es eine Zeit, in der ich an Dir, an Deiner Liebe zweifelte, Dich fliehen und vergeſſen wollte. Das iſt Alles nicht mehr möglich, und ſeit Du durch Deine Liebe mich zum Herrſcher über Dein Schickſal geſetzt, haſt Du mich ja zu Deinem treueſten Sklaven gemacht. Du weißt es“, ſagte er, immer wärmer werdend, „ich würde vor keinem Könige knien, kein Weib hat mich jemals zu ſeinen Füßen geſehen, ich glaubte, nur vor Gott mich beugen zu können — und nun knie ich vor Dir, und bekenne Dir, daß ich Dich fußfällig bitten könnte, mich zu lieben, mir treu zu bleiben, wenn ich daran zweifeln könnte, weil in Dir allein das ganze Glück meines Le- bens beruht.“
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nen“, ſeufzte Jenny, „ſo im vollen Beſitz Dei-
ner Liebe.“
„Als ob dieſe Liebe Dir jemals fehlen
könnte“, rief Reinhard faſt entrüſtet aus.
„Siehe, Jenny, einſt gab es eine Zeit, in der
ich an Dir, an Deiner Liebe zweifelte, Dich
fliehen und vergeſſen wollte. Das iſt Alles
nicht mehr möglich, und ſeit Du durch Deine
Liebe mich zum Herrſcher über Dein Schickſal
geſetzt, haſt Du mich ja zu Deinem treueſten
Sklaven gemacht. Du weißt es“, ſagte er,
immer wärmer werdend, „ich würde vor keinem
Könige knien, kein Weib hat mich jemals zu
ſeinen Füßen geſehen, ich glaubte, nur vor
Gott mich beugen zu können — und nun knie
ich vor Dir, und bekenne Dir, daß ich Dich
fußfällig bitten könnte, mich zu lieben, mir
treu zu bleiben, wenn ich daran zweifeln könnte,
weil in Dir allein das ganze Glück meines Le-
bens beruht.“
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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 2. Leipzig, 1843, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny02_1843/62>, abgerufen am 21.11.2024.
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