Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 2. Leipzig, 1843.

Bild:
<< vorherige Seite

ter, ein solches Weib zur Tochter aufdringen
könnte?"

"Ich hoffe", antwortete William, "daß es
Ihren Ermahnungen gelingt, ihn davon zurück-
zubringen, was bis jetzt freilich weder meinem
Vater, noch mir möglich war."

"Er muß zurück, noch heute werde ich es
ihm befehlen", rief die Commerzienräthin wie
außer sich, "er soll und muß gehorchen."

"Das wird er nicht, liebste Tante", bemerkte
William, "und Sie würden sich, falls er Ihnen
sogar gehorchte, nur der Unannehmlichkeit aus-
setzen, diese lästigen Verhältnisse in Ihre Nähe
zu ziehen; denn ich zweifle keinen Augenblick,
daß jene Frau ihm auch gegen seine Erlaubniß
hieherfolgen und hier auf die Erfüllung seines
Wortes dringen würde. Darum haben Sie
Geduld, schreiben Sie ihm, daß Sie um das
Verhältniß wissen, daß Sie es mißbilligen; aber
vermeiden Sie eine Strenge, welche ihn leicht

ter, ein ſolches Weib zur Tochter aufdringen
könnte?“

„Ich hoffe“, antwortete William, „daß es
Ihren Ermahnungen gelingt, ihn davon zurück-
zubringen, was bis jetzt freilich weder meinem
Vater, noch mir möglich war.“

„Er muß zurück, noch heute werde ich es
ihm befehlen“, rief die Commerzienräthin wie
außer ſich, „er ſoll und muß gehorchen.“

„Das wird er nicht, liebſte Tante“, bemerkte
William, „und Sie würden ſich, falls er Ihnen
ſogar gehorchte, nur der Unannehmlichkeit aus-
ſetzen, dieſe läſtigen Verhältniſſe in Ihre Nähe
zu ziehen; denn ich zweifle keinen Augenblick,
daß jene Frau ihm auch gegen ſeine Erlaubniß
hieherfolgen und hier auf die Erfüllung ſeines
Wortes dringen würde. Darum haben Sie
Geduld, ſchreiben Sie ihm, daß Sie um das
Verhältniß wiſſen, daß Sie es mißbilligen; aber
vermeiden Sie eine Strenge, welche ihn leicht

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0078" n="68"/>
ter, ein &#x017F;olches Weib zur Tochter aufdringen<lb/>
könnte?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Ich hoffe&#x201C;, antwortete William, &#x201E;daß es<lb/>
Ihren Ermahnungen gelingt, ihn davon zurück-<lb/>
zubringen, was bis jetzt freilich weder meinem<lb/>
Vater, noch mir möglich war.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Er muß zurück, noch heute werde ich es<lb/>
ihm befehlen&#x201C;, rief die Commerzienräthin wie<lb/>
außer &#x017F;ich, &#x201E;er &#x017F;oll und muß gehorchen.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Das wird er nicht, lieb&#x017F;te Tante&#x201C;, bemerkte<lb/>
William, &#x201E;und Sie würden &#x017F;ich, falls er Ihnen<lb/>
&#x017F;ogar gehorchte, nur der Unannehmlichkeit aus-<lb/>
&#x017F;etzen, die&#x017F;e lä&#x017F;tigen Verhältni&#x017F;&#x017F;e in Ihre Nähe<lb/>
zu ziehen; denn ich zweifle keinen Augenblick,<lb/>
daß jene Frau ihm auch gegen &#x017F;eine Erlaubniß<lb/>
hieherfolgen und hier auf die Erfüllung &#x017F;eines<lb/>
Wortes dringen würde. Darum haben Sie<lb/>
Geduld, &#x017F;chreiben Sie ihm, daß Sie um das<lb/>
Verhältniß wi&#x017F;&#x017F;en, daß Sie es mißbilligen; aber<lb/>
vermeiden Sie eine Strenge, welche ihn leicht<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[68/0078] ter, ein ſolches Weib zur Tochter aufdringen könnte?“ „Ich hoffe“, antwortete William, „daß es Ihren Ermahnungen gelingt, ihn davon zurück- zubringen, was bis jetzt freilich weder meinem Vater, noch mir möglich war.“ „Er muß zurück, noch heute werde ich es ihm befehlen“, rief die Commerzienräthin wie außer ſich, „er ſoll und muß gehorchen.“ „Das wird er nicht, liebſte Tante“, bemerkte William, „und Sie würden ſich, falls er Ihnen ſogar gehorchte, nur der Unannehmlichkeit aus- ſetzen, dieſe läſtigen Verhältniſſe in Ihre Nähe zu ziehen; denn ich zweifle keinen Augenblick, daß jene Frau ihm auch gegen ſeine Erlaubniß hieherfolgen und hier auf die Erfüllung ſeines Wortes dringen würde. Darum haben Sie Geduld, ſchreiben Sie ihm, daß Sie um das Verhältniß wiſſen, daß Sie es mißbilligen; aber vermeiden Sie eine Strenge, welche ihn leicht

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny02_1843
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny02_1843/78
Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 2. Leipzig, 1843, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny02_1843/78>, abgerufen am 21.11.2024.