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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 2. Leipzig, 1843.

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Lage eine Zerstreuung für sie sei und sie ab-
halte, gänzlich in den Gram über Eduard's
Verlust zu versinken. Eduard hatte sie fast
täglich, aber nur flüchtig in dem Zimmer ihrer
Mutter gesehen, deren Zustand seine Behand-
lung nöthig machte. Außerdem hatte er es ver-
mieden, sie zu besuchen, und der Aufenthalt
seiner Familie in Berghoff bot ihm eine Ent-
schuldigung bei der Commerzienräthin, welche
wußte, daß er die Abende fast ausschließlich dort
verbringe, während zugleich das oft wiederkeh-
rende Unwohlsein ihrer Mutter Clara abhielt,
nach Berghoff zu fahren, und sie auf die klei-
nern Promenaden in William's Begleitung be-
schränkte.

So waren einige Wochen vergangen, als
William, der Clara in ziemlich heiterer Stim-
mung sah, sich entschloß, endlich mit ihr über
seine Unterredung mit Eduard zu sprechen. "Ich
bin Dir noch Aufklärung über mein Verhältniß

Lage eine Zerſtreuung für ſie ſei und ſie ab-
halte, gänzlich in den Gram über Eduard's
Verluſt zu verſinken. Eduard hatte ſie faſt
täglich, aber nur flüchtig in dem Zimmer ihrer
Mutter geſehen, deren Zuſtand ſeine Behand-
lung nöthig machte. Außerdem hatte er es ver-
mieden, ſie zu beſuchen, und der Aufenthalt
ſeiner Familie in Berghoff bot ihm eine Ent-
ſchuldigung bei der Commerzienräthin, welche
wußte, daß er die Abende faſt ausſchließlich dort
verbringe, während zugleich das oft wiederkeh-
rende Unwohlſein ihrer Mutter Clara abhielt,
nach Berghoff zu fahren, und ſie auf die klei-
nern Promenaden in William's Begleitung be-
ſchränkte.

So waren einige Wochen vergangen, als
William, der Clara in ziemlich heiterer Stim-
mung ſah, ſich entſchloß, endlich mit ihr über
ſeine Unterredung mit Eduard zu ſprechen. „Ich
bin Dir noch Aufklärung über mein Verhältniß

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[86/0096] Lage eine Zerſtreuung für ſie ſei und ſie ab- halte, gänzlich in den Gram über Eduard's Verluſt zu verſinken. Eduard hatte ſie faſt täglich, aber nur flüchtig in dem Zimmer ihrer Mutter geſehen, deren Zuſtand ſeine Behand- lung nöthig machte. Außerdem hatte er es ver- mieden, ſie zu beſuchen, und der Aufenthalt ſeiner Familie in Berghoff bot ihm eine Ent- ſchuldigung bei der Commerzienräthin, welche wußte, daß er die Abende faſt ausſchließlich dort verbringe, während zugleich das oft wiederkeh- rende Unwohlſein ihrer Mutter Clara abhielt, nach Berghoff zu fahren, und ſie auf die klei- nern Promenaden in William's Begleitung be- ſchränkte. So waren einige Wochen vergangen, als William, der Clara in ziemlich heiterer Stim- mung ſah, ſich entſchloß, endlich mit ihr über ſeine Unterredung mit Eduard zu ſprechen. „Ich bin Dir noch Aufklärung über mein Verhältniß

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Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 2. Leipzig, 1843, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny02_1843/96>, abgerufen am 18.05.2024.