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Lewald, Fanny: Die Tante. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 69–193. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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läuterte sich und erlosch in der Liebe für das Vaterland, von der sie sich überall umgeben fand.

Da sie nun ebenfalls täglich mit Klemenz beisammen war, lernte auch sie ihn schätzen, und war er müde oder angegriffen, so nahm sie, die eine perfecte Rechnerin war und wirklich das kaufmännische Talent der Düvals geerbt zu haben schien, ihm einen Theil seiner mühsamsten Arbeit ab. Sie hatten also immer mit einander zu thun, und es war erreicht, was ich einzuleiten gewünscht hatte; indessen kam es mir vor, als gehe Caroline zu weit in ihrer Bereitwilligkeit zu helfen, als sei sie koketter und freier gegen Klemenz, als es einer deutschen Frau gezieme. Ich hätte ihr das sagen mögen, aber sie war zehn Jahre älter als ich, und obschon ich verheirathet war, hatte ich im Innern eigentlich noch Furcht vor ihrer Strenge, während ein mir unerklärliches Gefühl mich abhielt, meine Mutter auch nur zu fragen, was sie von Carolinens wiederkehrender Heiterkeit halte?

So waren ein paar Monate vergangen, der Krieg hatte begonnen, die ersten Schlachten waren geschlagen, und wenige Tage vor meinem siebzehnten Geburtstag traf die Nachricht von der Niederlage bei Lützen ein. Die ganze Stadt war in der tödtlichsten Sorge, von Stunde zu Stunde harrten die Einzelnen auf Nachricht von den Ihrigen, Tag und Nacht fuhr man empor, so wie sich etwas auf den Treppen regte, denn

läuterte sich und erlosch in der Liebe für das Vaterland, von der sie sich überall umgeben fand.

Da sie nun ebenfalls täglich mit Klemenz beisammen war, lernte auch sie ihn schätzen, und war er müde oder angegriffen, so nahm sie, die eine perfecte Rechnerin war und wirklich das kaufmännische Talent der Düvals geerbt zu haben schien, ihm einen Theil seiner mühsamsten Arbeit ab. Sie hatten also immer mit einander zu thun, und es war erreicht, was ich einzuleiten gewünscht hatte; indessen kam es mir vor, als gehe Caroline zu weit in ihrer Bereitwilligkeit zu helfen, als sei sie koketter und freier gegen Klemenz, als es einer deutschen Frau gezieme. Ich hätte ihr das sagen mögen, aber sie war zehn Jahre älter als ich, und obschon ich verheirathet war, hatte ich im Innern eigentlich noch Furcht vor ihrer Strenge, während ein mir unerklärliches Gefühl mich abhielt, meine Mutter auch nur zu fragen, was sie von Carolinens wiederkehrender Heiterkeit halte?

So waren ein paar Monate vergangen, der Krieg hatte begonnen, die ersten Schlachten waren geschlagen, und wenige Tage vor meinem siebzehnten Geburtstag traf die Nachricht von der Niederlage bei Lützen ein. Die ganze Stadt war in der tödtlichsten Sorge, von Stunde zu Stunde harrten die Einzelnen auf Nachricht von den Ihrigen, Tag und Nacht fuhr man empor, so wie sich etwas auf den Treppen regte, denn

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[0084] läuterte sich und erlosch in der Liebe für das Vaterland, von der sie sich überall umgeben fand. Da sie nun ebenfalls täglich mit Klemenz beisammen war, lernte auch sie ihn schätzen, und war er müde oder angegriffen, so nahm sie, die eine perfecte Rechnerin war und wirklich das kaufmännische Talent der Düvals geerbt zu haben schien, ihm einen Theil seiner mühsamsten Arbeit ab. Sie hatten also immer mit einander zu thun, und es war erreicht, was ich einzuleiten gewünscht hatte; indessen kam es mir vor, als gehe Caroline zu weit in ihrer Bereitwilligkeit zu helfen, als sei sie koketter und freier gegen Klemenz, als es einer deutschen Frau gezieme. Ich hätte ihr das sagen mögen, aber sie war zehn Jahre älter als ich, und obschon ich verheirathet war, hatte ich im Innern eigentlich noch Furcht vor ihrer Strenge, während ein mir unerklärliches Gefühl mich abhielt, meine Mutter auch nur zu fragen, was sie von Carolinens wiederkehrender Heiterkeit halte? So waren ein paar Monate vergangen, der Krieg hatte begonnen, die ersten Schlachten waren geschlagen, und wenige Tage vor meinem siebzehnten Geburtstag traf die Nachricht von der Niederlage bei Lützen ein. Die ganze Stadt war in der tödtlichsten Sorge, von Stunde zu Stunde harrten die Einzelnen auf Nachricht von den Ihrigen, Tag und Nacht fuhr man empor, so wie sich etwas auf den Treppen regte, denn

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T14:16:08Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T14:16:08Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Die Tante. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 69–193. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_tante_1910/84>, abgerufen am 24.11.2024.